Beruehrt
Bündel Banknoten und einem Schmuckkästchen befand sich ein Aktenordner mit einem dicken, säuberlich abgehefteten Papierstapel, den schnappte sie sich. Dann duckte sich Rachel unter Graysons Händen hindurch und entwischte ihm in letzter Sekunde durch die Wohnungstür ins Treppenhaus. Das Einzige, das er noch greifen konnte, war der Gürtel ihres Bademantels.
»Rachel!«, brüllte er ihr hinterher, doch sie hörte nicht und sprang, so schnell sie konnte, die Stufen hinunter. Dann lief sie vorbei an ihrer eigenen Wohnung, in der sie wegen des geheimen Ganges nicht mehr sicher war, und hielt inne. Für einen Moment zögerte sie, bevor sie so schnell und leise wie möglich weiter nach unten eilte, um bei Kathy Sturm zu klingeln.
Hoffentlich war sie da und nicht oben bei Josh. Unendlich viele Sekunden verstrichen, bis in der Wohnung Licht anging und jemand an die Tür schlurfte. Rachel lauschte nervös auf Geräusche hinter sich, doch vermutlich war Grayson über die Innentreppe auf dem Weg in ihre Wohnung. Das gab ihr hoffentlich einen kleinen Vorsprung.
Sie zwängte sich durch den Spalt, den Kathy geöffnet hatte, schob Riegel und Kette vor und schloss die Tür doppelt ab.
»Was ist denn mit dir los? Hast du ein Gespenst gesehen?«, fragte Kathy schlaftrunken und sah Rachel aus kleinen Augen skeptisch an. »Weißt du überhaupt, wie spät es ist?«
»Tut mir leid. Leg dich wieder hin, Kathy. Ich bin gar nicht da, okay?«
»Was?« Kathy schaute sie an, als hätte sie nach der Bedienungsanleitung für ein Ufo gefragt.
Jemand hämmerte an die Tür.
»Nicht aufmachen!«, wisperte Rachel eindringlich und machte hektische Zeichen. Kathy war drauf und dran, die Tür zu entriegeln, doch Rachel hielt sie davon ab. »Das ist bestimmt Grayson!«, flüsterte sie panisch. »Ich bin nicht da!«
Kathy seufzte und sah durch den Spion. »Caleb, was machst du denn hier?«, rief sie erstaunt durch die geschlossene Tür. »Hast du keine Uhr? Habt ihr alle kein Zuhause?!«
Rachel wurde kalkweiß und schüttelte Kathy am Arm. »Au!«, kommentierte die zu allem Übel laut und sah Rachel böse an.
»Was ist passiert? Wer ist da bei dir?«, fragte Caleb sofort. Rachel fuchtelte wie wild vor Kathy herum. Caleb wollte sie jetzt am allerwenigsten sehen.
»Nicht reinlassen!«, zischte sie hysterisch und presste den Aktenordner vor ihren Bauch. »Auf keinen Fall! Ich bin auch für Caleb nicht da! Für niemanden.«
»Es ist nichts, ich habe mich nur gestoßen«, log Kathy und schüttelte genervt den Kopf. »Josh ist hier, wer denn sonst? Was willst du? Ist was mit Helen?«
»Kann ich reinkommen? Durch die Tür redet sich’s so schlecht.«
Rachel sah sich panisch um, rannte ins Bad und schloss sich mit dem Aktenordner darin ein. Kathy öffnete natürlich trotzdem die Tür und ließ Caleb herein.
»Wo ist Josh denn?«, hörte sie Caleb als Erstes fragen.
»Schläft natürlich, was glaubst du denn, was der um diese Uhrzeit macht!«, erwiderte Kathy genervt. »Also sei nicht so laut, es reicht ja, wenn ich wach bin.«
»Und warum bist du schon so früh auf?«, bohrte Caleb weiter. »Und mit wem hast du geredet? Ich hab doch Stimmen gehört.« Rachel traute sich kaum zu atmen. Was war das denn für ein Verhör?
»Morgens um fünf rede ich gern mal mit mir selber«, entgegnete Kathy zunehmend säuerlich. »Und seit wann bist du beim Secret Service?«
Caleb lachte aufgesetzt. Es hörte sich an, als würde er sich in der Wohnung umsehen. »Entschuldige. Ich mache mir Sorgen um Rachel. Sie war den ganzen Abend nicht zu Hause … glaube ich.« Er betonte es irgendwie eigenartig. Rachel presste ihr Ohr ganz fest ans Türblatt, um besser zu hören.
»Der geht’s garantiert gut, sie kann auf sich selber aufpassen«, antwortete Kathy gerade.
Rachel musste schmunzeln.
»Sag uns – also mir – lieber, wie es Helen geht. Ich hab gehört, nur du darfst Kontakt zu ihr haben. Findest du das richtig?«
»Ich kann nichts dafür«, sagte Caleb beschwichtigend. »Ehrlich.« Sein Tonfall änderte sich und er seufzte zerknirscht. »Die Wahrheit ist: Als ich Helen einmal besuchen wollte, haben die Ärzte dazu geraten, dass jemand aus ihrem Umfeld für sie da ist. Jemand, der aber nicht direkt zum Inner Circle gehört, und das seid ja wohl ihr. Anscheinend seid ihr im Krankenhaus ein bisschen zu forsch rübergekommen und sie soll sich nicht aufregen.«
Rachel konnte sich wunderbar vorstellen, wie er lausbübisch grinste. Sie blähte die
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