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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
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hatte, nicht in Vlains Richtung zu schauen, was Vellény mit hochgezogenen Augenbrauen quittierte, war sie froh, endlich alleine zu sein.
    Es tat gut, nach der anstrengenden Reise, einmal wieder auf etwas Weicherem als einem Schlafsack zu liegen und außerdem nichts außer der Leere des Zimmers um sich herum zu haben. Erschöpft sank sie, nachdem sie sich von Vellény ein Nachthemd und ein paar andere Kleidungsstücke geliehen hatte, in einen tiefen Schlaf. Sie fühlte sich gut und zum ersten Mal seit langer Zeit wieder geborgen. Das Haus der Moores gab ihr unerwartete Sicherheit.
    Doch war der Schlaf an diesem Ort keinesfalls erholsam.
    Nach nur wenigen Minuten schreckte Crevi schweißgebadet hoch, wobei sie sich nicht einmal mehr daran erinnern konnte, was genau sie geträumt hatte. Am ganzen Körper zitternd zog sie sich die Decke bis über die Ohren und versuchte, erneut einzuschlafen.
    Zunächst schloss die wohlige Schwärze sie in ihre Arme, aber nicht lange.
    Bilder.
    Eine Bilderflut.
    Fremde Gesichter.
    Eine Menschenmenge.
    Gedränge.
    Überall waren Stimmen.
    In der Dunkelheit des Zimmers krallte Crevi krampfhaft die Finger in eines der Kissen, als könne sie so ihrem Traum entkommen. 
    Alles drehte sich.
    Sie fand keinen Halt mehr.
    Jemand schrie!
    Sie selbst?
    Die tränenerstickte Stimme war voller Verzweiflung.
    Da war Blut an ihren Händen!
    Ihr eigener Schrei , ausgestoßen in die Nachtschwärze.
    Hilfe!
    Crevi wusste nicht mehr, wo oben oder unten war.
    Wild strampelte sie um sich.
    Hilfe!
    Wieso hörte sie niemand?
    Ein stechender Schmerz durchfuhr sie.
    Panisch tastete sie nach der Wunde, aber sie fand keine.
    Dennoch tat es weh.
    Adrians Gesicht tauchte vor ihr auf.
    Dann Yve.
    Sie versuchte , nach ihren Freunden zu greifen.
    Erfolglos.
    Jayden war da.
    Reird Laine, den sie nicht einmal richtig kannte.
    Ihr Vater!
    » Dad!«, schrie sie panisch. »Daddy!«
    Sie war nichts als ein kleines Kind.
    Sie war eine Gefangene.
    Ihre geschlossenen Lider zuckten wild.
    Angst ließ ihren Körper erbeben.
    Kein Ausweg in Sicht.
    Blind tasteten ihre Finger nach ihrem Vater, der nicht mehr da war.
    » Dad, wo bist du?«
    Sie war bereits ganz heiser.
    Dennoch konnte sie nicht aufhören zu rufen.
    Wieso? Wieso sie?
    Gesichter zerflossen unter ihren Händen.
    Sie verwandelten sich in monströse Fratzen, die ihrer grauenvollsten Phantasie entstiegen sein mussten. Große Münder mit spitzen Zahnreihen, leuchtend rote Augen. Verkrüppelte Hände streckten sich ihr entgegen.
    Das alles war ihr Werk!
    Nein! Sie wich zurück.
    Erfolglos.
    Die Hände holten sie ein.
    Zitternd sank sie in die Knie und vergrub das Gesicht.
    Sie wollte nichts mehr sehen.
    Nur weg von hier.
    Nichts anderes konnte sie mehr denken.
    Weg!
    Etwas schob sich unter ihr Kinn und zwang sie den Kopf zu heben.
    Eine spitze Klaue schnitt in ihre Haut.
    Warmes Blut lief an ihrem Hals hinunter.
    Sie blickte in das Gesicht des Mörders.
    Ein mageres Gesicht, mit eingefallenen Wangen und tief in den Höhlen liegenden Augen – Augen in denen der kranke Wahnsinn geschrieben stand, der diesen Menschen beherrschte.
    Er stieß ein unmenschliches Knurren aus und fletschte die Zähne.
    Crevi riss die Hände vors Gesicht und keuchte auf.
    Dies konnte nicht wahr sein!
    Konnte es nicht.
    Konnte nicht.
    Nicht.
    Der Mann war immer noch da.
    Er rückte begierig auf sie zu.
    Lächelte spöttisch.
    Gewaltsam drückten sich seine Lippen auf ihre.
    Verzweifelt kämpfte sie gegen ihn an.
    Erfolglos.
     
     
    Mit einem Ruck saß Crevi aufrecht im Bett. Keuchend fuhr sie sich durch die schweißnassen Haare. Das Herz sprang ihr förmlich aus der Brust, während sich ihre Kehle ganz rau und trocken anfühlte.
    » Gütiger Gott, es ist vorbei«, schluchzte sie und starrte voller Dankbarkeit zu der Dachluke empor, durch die das schwache Morgenlicht schien und sie aus ihrer Hölle befreite. »Es ist vorbei.«
    Sie befand sich wieder in Vellénys Zimmer. Alles sah aus wie am Tag zuvor, nichts deutete darauf hin, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Keines der Traumgespinste war ihr gefolgt, wie sie mit Erleichterung feststellte.
    Erst jetzt merkte sie, dass sie wie eine Verrückte die Bettdecke umklammerte und die Knöchel an ihren Fingern weiß hervortraten. Hastig zwang sie sich, die verkrampften Glieder zu lösen.
    » Es war nur ein Traum«, flüsterte sie noch einmal und versuchte, ihrer Stimme Nachdruck zu verleihen. »Nur ein Traum.« Jedes Wort betonte sie, damit sie sich

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