Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
Vom Netzwerk:
dieser nie allzu lange die Kontrolle über mich, denn dies hatte ich seit der schrecklichsten aller Taten tunlichst zu vermeiden gesucht.
    Vlain ließ den Blick über die Toten schweifen . »Was machen wir mit denen?«
    Bevor ich ihm antworten konnte, erklang eine fremde, kratzige Männerstimme . »Darüber brauchen Sie sich keine weiteren Gedanken zu machen.« Der Sprecher tauchte hinter der Gangbiegung auf, in die Miss Howel zu entkommen versucht hätte, wenn sie denn dazu gekommen wäre.
    Ein edel gekleideter dunkelhaariger Mann mit einer Lockenmähne kam zum Vorschein, an dessen Jackett ein Monokel baumelte. Seine Finger spielten an einem ordentlich gepflegten Kinnbärtchen, während er das Chaos eingehend begutachtete . »Ich werde dafür Sorge tragen, dass dieses Massaker beseitigt wird. Aber folgen Sie mir, bitte. Ich habe Sie bereits erwartet.«
    Gemächlichen Schrittes kam er auf uns zu, betrachtete die Blutspritzer an der Tapete und berührte einen von ihnen mit der Fingerspitze, die er sich daraufhin in den Mund schob. Genüsslich ließ er sich den metallenen Geschmack auf der Zunge zergehen. Vlain überkam in diesem Moment ein schrecklich ungutes Gefühl .
    » Seien Sie meine Gäste, seien Sie mir herzlich willkommen. Mr. Ravent, Mr. Moore«, er verbeugte sich. »Wenn ich mich vorstellen darf: Mein Name ist Willem Irrwig.«

6. Gerüchte
     
    Crevi hatte nicht die geringste Ahnung davon, wie lange sie dem pelzigen Dieb bereits durch die Gassen hinterherhetzten. Nur ihre schmerzenden und pochenden Beine sowie das rauschende Blut in ihren Ohren und ihr schwerer Atem zeugten davon, dass sie schon eine Weile auf der Jagd waren.
    Sie rannten eine stille Straße hinunter, deren Kopfsteinpflaster so zerklüftet war, dass man aufpassen musste wohin man trat und sprangen über halbgefrorene Pfützen hinweg. Langsam begann sie sich zu fragen, wie sie jemals wieder aus dem Gewirr der Gässchen hinaus finden sollten.
    Flink wie ein Wiesel huschte das Tier mehrere Meter vor ihnen her. Schlug wilde Haken und blickte aus seinen dunklen Knopfaugen über die Schulter.
    Die Straße wurde abschüssig. Kaum merklich, aber Crevi spürte es an ihren Schritten, die trotz der Ermüdung immer schneller wurden und ihren Beinen, die sich leicht gegen die schräge Straße stemmten, wenn sie versuchte , nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    Sie erreichten eine Treppe.
    Schwer atmend.
    Steinerne Stufen, die hinab führten und die das Tierchen graziös hinunter sprang. Yve war ihm dicht auf den Fersen.
    Crevi hielt kurz inne und strich sich das verschwitzte Haar aus dem kalten Gesicht. Kurz streifte ihr Blick die in den Stein geritzten Worte, deren Bedeutung sie nicht kannte, ihr jedoch eine Gänsehaut bescherten. Sie rief sich zur Ordnung und stolperte die Treppe hinunter.
    Unten angekommen traute sie ihren Augen kaum. Nachdem sie einen antik anmutenden Torbogen durchschritten hatte, tat sich wie aus dem Nichts ein riesiger Marktplatz vor ihr auf. Um sie herum waren Menschenmassen. So vertraut und doch so fremdartig.
    Sie ließ den Blick schweifen und konnte doch nicht glauben, was soeben geschehen war. »Du meine Güte«, hauchte sie. Starrte und staunte.
    Eine wuselnde Menge kunterbunter Menschen bevölkerte den Marktplatz, der vorher noch nicht da gewesen war. Menschen aller Art und aller Hautfarben.
    Doch nicht nur Menschen!
    Gestalten und Kreaturen, die teils so grausam und teils so wunderschön anzusehen waren, dass sie die Lider niederschlagen musste. Sie erblickte drei Mädchen, die ihre Münder und Nasen mit bunten Tüchern verschleierten und deren Augen geschlitzte Pupillen besaßen. Schneeweiße Tänzerinnen, deren Haare wie Sternenstaub glitzerten. Akrobaten, die Kunststücke vollführten, die keinem gewöhnlichen Menschen möglich sein sollten. Männer mit schuppig glänzender Haut und eine Schar Kinder, deren ruckartige Bewegungen denen von Vögeln gleich kamen.
    All diese schaurigen und wundersamen Gestalten, erfreuten sich an der Vielfalt der dargebotenen Waren, wie allerlei Kräutern, Gewürzen, Pülverchen und Tränken, die Crevi noch nie gesehen hatte. Alchemistische Wunder und Destillationskolben, in denen blubberndes Gebräu brodelte, wurden ebenfalls feilgeboten.
    Kreaturen, die halb Mensch halb Tier zu sein schienen, beobachteten interessiert die Darbietungen ihrer Artgenossen. Gesprochen wurden wirre Wortfetzen, die allzu oft von Fauch-, Zisch- und Knurrlauten durchsetzt waren.
    Reflexartig warf Crevi einen

Weitere Kostenlose Bücher