Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)
Welt beschreiben kann, was ich in diesem Moment fühlte. Es war alles so furchtbar unwirklich. Irreal. Ich war so schrecklich wütend auf mich selbst, so schrecklich hilflos, so überfordert mit der Schuld, die ich auf mich geladen hatte. Als ich mir mit der Zungenspitze über die Lippen fuhr, schmeckten sie salzig.
Wortlos breitete ich die Arme aus.
Drückte Liwy, die mit übernatürlicher Geschwindigkeit an mich herantrat, voller Reue an mich und hielt sie fest.
Der Moment währte viel zu kurz.
Widerwillig löste sie sich von mir, wobei sie unendlich traurig wirkte . »Vergiss nicht, wer ich bin«, ermahnte sie mich leise.
» Nie wieder«, versprach ich ihr im Gegenzug, doch sie winkte ab: »Das meinte ich nicht. Ich bin immer noch ich. Immer noch hier. Ich bin gekommen, um das Mädchen zu töten.«
Ich sah an ihr vorbei zu Crevi hinüber, die sich in die hinterste Ecke des Badezimmers zurückgezogen hatte und immer wieder zwischen Liwy und mir hin und herschaute . »Ich habe einen Ruf zu verteidigen, Adrian. Ich kann sie nicht entkommen lassen, ansonsten ist mein Leben verwirkt.«
» Vlain hat doch auch…«
Sie legte mir einen Finger auf die Lippen . »Nur, dass Vlain ein hoffnungsloser Romantiker ist und ich nicht. Es muss zumindest einer von uns beiden den Ruf wahren und wie es aussieht, bleibt dieser Part an mir hängen. – Das war, wie du dich erinnern wirst, schon immer so. Das hier ist jetzt mein Leben, ich kann es mir nicht leisten, meine Existenz durch närrische Gefühlsduseleien zu gefährden. Wenn Vlain das in Kauf nimmt, ist das seine Sache.«
Ich zögerte kurz, unschlüssig, was ich von ihrer Reaktion zu halten hatte. Doch sie schien nicht gewillt, ihren Entschluss zu ändern. Mir des Schmerzes in meinem Inneren nur am Rande bewusst, räusperte ich mich : »Ich verstehe.«
Ich erlaubte es mir, ein letztes Mal in den Tiefen des Ozeans, der in ihren Augen tanzte, zu versinken und umfasste ihre Schultern . »Ich war ein Narr.«
Ich packte sie noch ein klein wenig fester, küsste sie auf die Stirn . »Es tut mir leid.«
Dann riss ich Liwy herum und stieß sie mit einer Kraft, die ihr auf einen Schlag alle Luft aus den Lungen trieb, von mir – fort von Crevi, zurück ins Hotelzimmer, wo sie mit einem dumpfen Aufschlag gegen die Wand prallte und bewegungsunfähig auf dem Bett liegen blieb.
» Du bleibst hier«, wies ich Crevi über die Schulter hinweg an, schlug die Tür hinter mir zu und machte einen Satz nach vorne, der mich direkt auf die Dämonin zukatapultierte.
Meine schlimmsten Befürchtungen erfüllten sich, als diese bereits wieder auf den Beinen stand und wutentbrannt die Bettlaken von sich schleuderte, in denen sie gelandet war.
Ich erreichte sie gerade noch rechtzeitig, ehe sie mir – flink wie sie war – ausweichen konnte. Und sie war flink! Die Gewandtheit einer Schlange, wahrhaftig! , fluchte ich, als ich sie gerade noch zu packen bekam und sie rückwärts vom Bett stieß. Wir landeten hart auf dem Boden, genau zwischen den beiden Einzelbetten.
Sofort griff ich nach ihr. Verfehlte sie. Wobei Liwy sich in dem übereilten Versuch , sich aus meiner Reichweite zu bringen, den Kopf anstieß, was ich ihrem unterdrückten Stöhnen entnahm. Völlig unerwartet riss sie mir die klauenartigen Finger durchs Gesicht, während ich versuchte, ihre wild um sich greifenden Arme zu bändigen.
Fauchend und überaus gereizt wich ich zurück. Sie wand sich, trat, biss, schlug um sich, doch letztendlich hockte ich – für nur wenige Sekunden – auf ihr und drückte sie zu Boden.
Keuchend starrten wir einander an, unfähig irgendetwas zu sagen. Dann wurde ihr Gesicht hässlich und ehe ich mich versah, ließ sie ein Knie zwischen meine Beine schnellen. Heiße Pein explodierte dort, wo sie mich getroffen hatte, und machte mich kampfunfähig. Liwy hingegen rollte sich unter mir hervor und sprang auf die Füße, ohne mich, dem nur ein klägliches Jammern entwich, weiter zu beachten.
Die Badezimmertür wurde abrupt ins Schloss gezogen. Selbst durch das massive Holz hindurch konnte ich das unregelmäßige Herzklopfen meines Schützlings hören.
»Nein«, ächzte ich und stemmte mich mühsam wieder auf. Liwy legte den Rest zum Badezimmer betont langsam zurück und zwinkerte mir dabei über die Schulter zu.
Das genügte!
Eine so urtümliche und bestialische Wut durchfuhr mich, dass ich mich für einen winzigen Moment vergaß – doch meinem Dämon reichte dies allemal aus.
Ich ballte die
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