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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
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Anrede, mit der Ennyd die Dämonin bedachte, war schon seltsam genug. Und jetzt das noch!
    Am liebsten wäre Yve ohne Vorwarnung aufgesprungen und davongelaufen, bis sie würde sicher sein können, einen gebührenden Abstand zwischen sich und die Dämonin samt ihren Untergebenen – und vor allem diesen Ort – gebracht zu haben.
    Auch wenn die übrigen Dämonen still und unbeweglich vor der Felswand postiert waren und sich ohne ausdrücklichen Befehl ihrer Herrin keinen Finger breit rührten, wusste sie doch, dass sie sie, sollte sie eine ruckartige Bewegung machen, augenblicklich packen würden.
    Ein Entkommen war ausgeschlossen.
    Liwy würde nicht zulassen, dass sie sich aus dem Staub machte.
    »Aber«, äußerte Ennyd nach einer Weile des Nachdenkens laut, »das würde bedeuten, dass wir sie ganz umsonst am Leben gelassen haben.«
    Yve brauchte mehrere Sekunden, bis ihr bewusst wurde, dass Ennyd nicht länger von Crevi, sondern von ihr sprach. 
    Bei Gott , dachte sie, wenn ich das hier lebend überstehe…
    Sie konnte sich vor lauter Angst nicht rühren. Bang verfolgte sie, wie Ennyd sie mit missbilligenden Blicken bedachte, die ihr nichts als den Tod zu wünschen schienen. Was sie wiederum überhaupt nicht verstand. Was hatte sie ihm denn getan?
    Zu ihrer Erleichterung aber, schüttelte Liwy den Kopf. »Ich wusste gar nicht, dass es der Regentin Art ist, Unschuldige hinzurichten?« Sie schenkte Yve ein beruhigendes Lächeln. »Mach dir keine Sorgen, Liebes. Ich halte meine Versprechen. Dir wird kein Leid geschehen.«
    Wird es nicht? Den ersten Schrecken überwunden, fand Yve es äußerst schwierig, den Wahrheitsgehalt dieser Aussage einzuschätzen.
    Ehe sie sich jedoch länger darüber den Kopf zerbrechen konnte, trat einer von Liwys Lakaien an die Dämonin heran und deutete den Pfad hinunter, der sich durch die Schlucht bis hierher schlängelte.
    Daraufhin breitete sich ein sehr zufriedenes Lächeln im hübschen Gesicht der Schlange aus. »Sie kommt. Ganz wie es geplant war.«
    Ganz wie es geplant war? Yve verstand nicht.
    Ehe sie dazu kam, sich zu erkundigen, was Liwy damit meinte, fiel der Groschen. Nein! , war ihr erster Gedanke. Crevi lebte! Das war im ersten Moment eine gute Neuigkeit, jedoch nicht in Anbetracht der Tatsachen. Ihre Gedanken überschlugen sich. Es musste Liwy gelungen sein, die Schöpferin an den vermeintlichen Ort der Quelle zu lotsen, ohne dass sie sich auch nur im Geringsten bewusst war, dass sie der Schlange direkt vor die Fänge lief. Zudem bedeutete dies, dass sie selbst nicht länger von Nutzen war.
    Möglicherweise ließ Liwy sie ja doch gehen…
    Was für ein Unsinn!
    Ein weiterer Groschen fiel.
    Von einer Sekunde auf die nächste schlug Yve das Herz bis zum Hals. Darauf hatte sie sich nun wirklich nicht vorbereitet! Als sie sich mit Liwy eingelassen hatte, hatte sie nicht angenommen, Crevi nach ihrem Verrat jemals wieder unter die Augen treten zu müssen. Wie würde die junge Frau reagieren? Was würde sie denken?
    Ihre Hände wurden klamm vor Furcht, je näher das Unvermeidliche heranrückte.
    Was bist du für ein Feigling! , beschimpfte sie sich selbst. Sie fühlte sich regelrecht körperlich krank.
    Hilflos, um Beistand hoffend, schielte sie zu Jayden hinüber, der scheinbar unbeteiligt die Szenerie beobachtete. Doch aussichtslos. Der Bettler sah nicht einmal in ihre Richtung.
    Was hatte sie auch anderes erwartet?
    Niemand hier scherte sich auch nur einen Deut um die anderen.
    Sie wunderte sich, wie lange sie gebraucht hatte, um das zu begreifen. Und wie dumm sie gewesen war, anzunehmen, dass es auch nur anders sein könnte.
    Einem Impuls folgend, schlang sie die Arme um die Schultern, wich vor der Ankunft der Schöpferin zurück so weit sie nur konnte und ließ sich, mit dem Rücken an die Felswand gelehnt, als könne sie mit dem Stein verschmelzen und diesem Irrsinn entkommen, zu Boden sinken. Yve senkte den Blick. Blinzelte angestrengt, um die Tränen zurückzuhalten, die sich in ihren Augen sammelten.
    Nur weg von hier!
    Das war alles, was sie wollte.
    Sie schluckte.
    Da traf sie etwas wie der Blitz. Durch den Schleier ihrer Tränen hindurch, glaubte sie ein winziges, weißes Blümchen zu erkennen, das, da war sie sich ganz sicher, zuvor noch nicht da gewesen war.
    Ein Hoffnungsschimmer?
    Überrascht streckte sie eine Hand danach aus, zog sie abrupt zurück, als etwas in ihren Handrücken piekste. Völlig perplex stierte sie auf den Grashalm, der unmittelbar neben der

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