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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
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Im Anbetracht der Tatsachen meinte sie: »Alles was ich zu berichten habe, klingt so…dumm.« Es war ihr peinlich, nicht bei ihrem leiblichen Vater aufgewachsen, sondern adoptiert worden zu sein. »Manchmal habe ich das Gefühl, ich hätte keine richtige Familie gehabt.« Bis sie drei Jahre alt gewesen war, lebte sie in einem Waisenhaus im Umkreise Lhapatas – sie war also Nordländerin, wenn sie auch im Süden aufgewachsen war – und ihr Vater hatte nie viel von seiner Verwandtschaft erzählt. Es hatte keine Geschwister, Eltern, Kinder oder andere Familienangehörige gegeben. »Wir waren immer nur zu zweit. Ist das nicht komisch?«, wollte sie wissen. »Mein Vater meinte, er wäre kein Familienmensch und manchmal frage ich mich, ob er diese Eigenschaft auf mich übertragen hat.«
    » Wieso?«, hakte ich verwundert nach.
    » Ich habe noch immer keine eigene Familie gegründet. Wird es bei mir genauso enden, wie bei ihm? Mit sechsundzwanzig unverheiratet zu sein, ist für eine Frau in den Adelskreisen eine Schande!«
    » Aber du bist nicht adelig«, versuchte ich, sie aufzumuntern. »Wenn dein Vater auch diese Ansicht teilte. Manchmal muss man nur geduldig sein.«
    Es erzielte nicht die gewünschte Wirkung. Crevi war noch ein wenig trauriger geworden . »Ehrlich gesagt, glaube ich das nicht.«
    » Unsinn, du bist so eine tolle Frau«, konnte ich mir die Bemerkung nicht verkneifen. »Man braucht dich nur anzusehen und schon findet man dich toll. Und das ganz zu schweigen von deinem Charakter.«
    » Ach, Adrian…« Ihre Wangen röteten sich. »Das sagst du doch nur so.«
    » Allein deine Haare, Crevi! Wer dich da nicht bewundert…«
    » Ich mag meine Locken nicht.«
    Sie zuckte mit den Schultern.
    Ich beugte mich zu ihr vor und zupfte an einer ihrer Strähnen . »Mir gefallen sie sehr gut. Ich fand Locken schon immer hübsch.«
    » Hm.«
    » Da kannst du nichts gegen sagen.«
    » Das stimmt.« Sie senkte den Blick, wirkte jedoch nicht bestärkter in ihrem Selbstbewusstsein.
    Doch je näher wir der Stadt Lhapata kamen, desto deutlicher hob sich ihre Laune. Die Felsengebiete hatten wir weit hinter uns gelassen. Wir waren durch eine ländliche Gegend gezogen, hatten Bauernhöfe gekreuzt und kleine Kirchen aus der Ferne gesehen. Träge kroch ein schmaler Fluss durch diese fruchtbare Landschaft, Weizenfelder waren zu bestaunen gewesen und der Geruch der Stadt kam immer näher. Händlerkarren und Zigeunerwagen fuhren an uns vorbei, die Wegweiser häuften sich, bis kleine Dörfer hier und da am Horizont auftauchten.
    Die Welt um uns herum versprühte Leben.
    Dieser Wirkung konnte sich auch mein Schützling nicht entziehen.
    Wenn sie nun des Abends neben mir saß, sprach sie von den Orten, durch die sie gekommen waren, von den freundlichen Menschen und den Läden, die sie besucht hatte. Seit wir die ersten Dorfschaften Lhapatas durchquert hatten, war sie wie ausgewechselt.
    » Es ist fast…also gehörte ich hierher«, erklärte sie mir mit leuchtenden Augen. »Vielleicht bin ich doch mehr Nordländerin als ich dachte.«
    Ich ließ ihre Aussage unkommentiert und fragte stattdessen : »Wo wollt ihr in Lhapata unterkommen?« Es wäre gut zu wissen, wo ich nach ihr suchen musste, sollte ich sie wieder aufsuchen wollen. Denn vorerst würden sich unsere Wege trennen. Wenn ich es ihr auch noch nicht mitgeteilt hatte.
    » Vlain will seine Familie besuchen, vielleicht bleiben wir für ein paar Tage dort.« Crevi hatte eine möglichst unbeteiligte Miene aufgesetzt.
    » Ah«, machte ich, um ihr ein wenig mehr zu entlocken. Als sie nichts sagte, ergriff ich die Initiative. »Du magst ihn doch, oder?«
    Völlig verblüfft wanderten ihre Augenbrauen in die Höhe . »Oh, bitte! Wie kommst du darauf?« Sie sah mich an, als hätte sie sich selbstverständlicher Weise nicht in den Dämon Vlain Moore verguckt.
    » Eine vage Vermutung.« Mir war nicht entgangen, dass sie ein Thema stets gemieden und immer wenn wir darauf gekommen waren, möglichst geschickt zu umgehen gesucht hatte.
    » Ich habe ihn ganz gerne«, gab sie zögernd zu. »Ich meine, er kann auch ab und zu ganz nett sein. Aber das ist auch alles. Ich glaube nicht, dass er das anders sieht.«
    » Nun denn.«
    » Nun denn«, wiederholte sie und ihr linker Mundwinkel auf der mir zugewandten Seite kräuselte sich schwach nach oben.
    Na dann, dachte ich bei mir. Sie mochte ihn deutlich mehr, als sie zuzugeben bereit war. So gut kannte ich sie mittlerweile, wenn ich mich die letzten

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