Besatzungszone Erde - dystopischer Roman (German Edition)
inneren des Raumes eine andere heisere Stimme. Der große Mann zog Nathan den Sack ab und löste seine Fesseln. Nathans Augen hatten keine große Mühe sich an den Helligkeitsunterschied zu gewöhnen, da dieser Ort über keine bessere Beleuchtung, als der Raum in dem Nathan die letzte Nacht verbrachte verfügte. Diese beiden Zimmer ähnelten sich in fast allen Punkten und repräsentierten mit Sicherheit die durchschnittliche Behausung jedes Bürgers dieses düsteren Bezirks. In der Mitte des Raumes befanden sich zwei Stühle. Einer stand frei, auf dem anderen saß Marlon. Er sah in Natura viel älter und gebrechlicher aus, als auf den Fahndungsbildern. Er wirkte schwach, so klein und zierlich mit seinem lichten Haar und dem vollen grauen Bart. Nathan empfand eine starke Abneigung gegen diesen Mann. Sein Ministerium führte seit langem Krieg gegen ihn. Und jetzt befand sich der Leiter dieses Ministeriums mit ihm in einem Raum, wohl wissend, dass er womöglich eine Beziehung mit seiner Frau geführt hatte. Am liebsten wäre Nathan mit bloßen Händen auf diesen Mann losgegangen.
»Geht ihr bitte alle hinaus. Lasst mich mit Nathan allein sprechen!«, forderte der alte Rebellenführer seine Leute auf, die sofort seinem Befehl folgten. Nathan dachte gerade darüber nach, was ihm eigentlich nun daran hindern sollte, diesen Mann zu töten. Klar würde er dann dieses Gebäude nicht mehr lebendig verlassen, aber wäre es denn nicht trotzdem dieses Opfer wert? Marlon bat Nathan sich zu setzen. Nathan tat das. Er wollte erst einmal hören, was dieser Mann zu sagen hatte.
»Sie scheinen mich nicht zu mögen, Nathan.«
Nathan setzte sich und sagte in aggressiven Ton zu Marlon: »Sie nicht mögen? Sie sind ein Terrorist! Sie sind ein Mörder! Ich habe die Bilder der Explosionen, in den Bezirken 27 und 18 gesehen. Was wollen sie damit erreichen? Sie werden noch die gesamte Menschheit, mit ihrem unsinnigen Bombenanschlägen auf dem Gewissen haben!«
Marlon lächelte ruhig.
»Das in den Bezirken 27 und 18 waren wir nicht. Das waren die Quawatruppen. Das ist ihre Art mit Aufständen fertig zu werden. Ich bin nur der Sündenbock. So vertuschen sie das immer und vermeiden weiteren Hass gegen die Qs.«
»Also hatten Sie gar nichts damit zu tun?«, belächelte Nathan diese Aussagen.
»Doch, ich habe den Menschen Wahrheiten gesagt, die sich nicht ausbreiten durften. Also trage ich eine Mitschuld.«
»Was für Wahrheiten denn?«, fragte Nathan skeptisch.
»Das der Rat sich von den Qs kaufen lassen hat und es ihm egal ist, wie es uns kleinen Leuten geht, solange sie in ihren goldenen Käfigen leben können.« Nathan hatte lange genug für das Ministerium für Öffentlichkeitsarbeit gearbeitet, um hier genug Gegenargumente bringen zu können. »Der Rat hat Arbeitszeitverkürzungen bei den Quawa erreicht. Es ist nicht viel, aber es sind solche kleinen Dinge, für die der Rat hart kämpft, damit es allen besser geht. Sie tun was sie können.« Marlon griff in seine Hosentasche. Nathan befürchtete, dass er eine Waffe herausholen würde und zuckte dadurch etwas zusammen. Doch Marlon präsentierte etwas anderes in seiner Hand.
»Wissen Sie was das ist, Nathan?« fragte Marlon, während er den silbernen Deckel des Gegenstandes aufklappte.
»Ja, eine alte Uhr. Auf den Besitz steht die Todesstrafe!« Marlon lachte.
»Der Besitz einer Uhr, wäre einer der geringsten Vergehen, welches man mir vorwirft. Das ist eine sehr alte Taschenuhr. Sie braucht keine Batterien. Man muss sie nur aufziehen. Ich habe mit der Hilfe dieser Uhr nachgewiesen, dass die Arbeitszeit nicht verkürzt wurde. Ganz im Gegenteil, sie wurde sogar verlängert. Die Uhrzeit, die alle nur vom Zentralrechner erhalten, läuft einfach während der Arbeitszeit, von Morgens bis Abends etwas langsamer ab und dafür in der Nacht, wenn alle schlaffen sollen wieder schneller. Ich habe es den Menschen im Bezirk 27 gesagt und damit einen Aufstand bewirkt. Sie wissen ja wie das ausgegangen ist. Im Bezirk 18 habe ich den Menschen erzählt, was wirklich im Bezirk 27 ablief. Auch das Ergebnis kennen Sie. Ich habe nichts mit diesen Bomben zu tun! Die Qs halten die Wahrheit für einen gefährliches Virus und das ist ihre Art der Quarantäne. Sie töten alle die etwas davon gehört haben und sicherheitshalber noch alle drum herum, damit keine Information durchschlüpfen kann«, erklärte Marlon. Nathan
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