Besatzungszone Erde - dystopischer Roman (German Edition)
glaubte diesem Mann. Er wirkte überzeugend. Er traute Uwarow durchaus die Vernichtung der Bezirke zu. Aber Nathan hasste diesen Mann noch wegen einem anderen Punkt, den er als viel wichtiger erachtete. Nun wollte er es wissen.
»War Kima ihre Geliebte?«, fragte Nathan direkt.
Marlon sah Nathan überrascht an.
»Um Gottes Willen, wie kommen Sie auf so etwas? Ich war ihr Vater!« Damit hatte Nathan nicht gerechnet. Diese Wendung machte ihn sprachlos. Das erklärte den Liebesgruß, den die beiden zum Abschied austauschten. Was bedeutete das jetzt? Hat sie Nathan doch geliebt?
»Sie war Ihre Tochter? Ihre leibliche Tochter? Wir dachten Sie wären Tod. Deswegen kam doch Kima in eine Adoptivfamilie.« Marlons Stimmung änderte sich schlagartig. Anscheinend verärgerte ihn Nathans Aussage zutiefst.
»Sie haben uns Kima weggenommen! Nicht weil es ihr bei uns schlecht ging, sondern weil Kima das richtige Alter und Aussehen hatte, wie die verstorbene Tochter von Kimas Adoptiveltern. Ihr Adoptivvater fuhr als persönlicher Fahrer, für Ihren alten Herren, Hector Daniels III. Ihr Vater tat dann mal eben seinem Mitarbeiter einen Gefallen und besorgte ihm ein Mädchen. So läuft unsere Welt. Die Qs sorgen für ihre goldenen Lieblinge. Diese Goldenen kümmern sich um ihre silbernen Liebsten. Doch alles was darunter steht, ist unbedeutend und nicht mehr Wert, als Schlachtvieh. Sie kamen eines Tages, als ich gearbeitet habe und rissen einfach meiner Frau ohne Erklärung das Kind aus ihren Armen. Damit wurde Sie nie fertig und begann schlussendlich Selbstmord. Können Sie sich vorstellen wie das ist, wenn man heimkommt und die eigene Frau hängt tot von der Decke?« Nathan kannte das Gefühl seine Frau zu verlieren nur zu gut. Er konnte sich in Marlon hineinversetzen. Betroffen blickend sagte er: »Ich weiß sogar wie es ist, miterleben zu müssen, wie die eigene Frau aufgelöst wird.« Marlon lief eine Träne übers Gesicht. Es schien ihm große Mühe zu machen, noch die Beherrschung zu behalten. Nathan hatte sich bisher keine Gedanken darüber gemacht, dass er nicht der einzig Mensch auf der Welt war, der gerade um Shakima trauerte.
»Sie war so jung. Ich wünschte ich könnte alles rückgängig machen. Ihr Blut hängt an meinen Händen und das ihres ungeborenen Kindes.« Nathan hatte plötzlich das Gefühl, als wäre er gerade von einem Auto überfahren worden. Shakima erwartete ein Kind? Nathan wäre Vater geworden? Tausende von Fragen schossen im durch den Kopf. Er empfand es, als ob eine Puzzeleschachtel ausgeschüttelt worden wäre, doch ein Großteil der Stücke, steckte noch in der Schachtel. Er wollte das Bild zusammensetzen, jedoch musste er erst einmal den Rest der Teile dazu holen. Es brannte ihm unter den Fingernägeln, Marlon mit Fragen zu löchern, doch seine Vernunft sagte ihm, dass er schneller ans Ziel kommt, wenn er den alten Mann sprechen lässt.
»Sie wussten nichts von Kimas Schwangerschaft?«
Nathan schüttelte den Kopf.
»Nein ich wusste wohl wenig über meine Frau.« Nathan blickte Marlon tief in die Augen. »War das alles nur ein Plan, um den Zugang zum Ratsgrundstück zu erhalten? War nichts echt?« Jetzt kam die Stunde der Wahrheit. Nun wollte Nathan endlich Klarheit.
»Nein, Nathan. Sie irren sich. Ich habe erst vor etwa einem halben Jahr den Kontakt mit Shakima aufgenommen. Sie hat Ihnen nichts vorgemacht. Ich habe Kimas Leben seit über zwanzig Jahren beobachtet oder beobachten lassen, aber sie nie darin eingeweiht, wer ich wirklich bin. Ich wollte sie nie in Gefahr bringen. Nathan, alles was Sie mit Kima erlebt hatten war echt. Wir haben nichts inszeniert. Ihre Liebe war echt!« Nathan überkam eine Woge von Glücksgefühlen. Shakima hat Nathan nicht benützt. Sie hatte ihn nicht als dumme Beute gesehen. Sie liebte ihn wirklich.
»Warum haben Sie Shakima dann doch in Gefahr gebracht?«
Marlon schluckte schwermütig. Die Antwort schien ihm schwer zu fallen. »Die Gelegenheit sah zu günstig aus. Auch wir haben einen Rat und dieser Rat hatte, trotz meiner Gegenstimme beschlossen, Shakima zum Widerstand zu holen. Es fiel uns nicht schwer, sie für unsere Sache zu gewinnen. Bei ihrer Tätigkeit, für diese Stiftung, hatte sie eine Menge gesehen, gegen das sie etwas tun wollte.« Nathan ärgerte jedes Wort, dass er gerade hörte. Shakima hätte noch leben können, wenn diese Rebellen sie nicht mit hinein gezogen hätten.
»Was hat sie getan?
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