Besatzungszone Erde - dystopischer Roman (German Edition)
aufzufallen, denn ein Silberner in seinem Alter sollte sich inzwischen da unten gut auskennen. Nathan ging zu den Laufbändern, von denen er hoffte, dass sie ihn in die richtige Richtung bringen würden. Normaler weise hätte Nathan seinen UZUT, als Navigationssystem verwenden können, jedoch wollte er jeden vermeidbaren Kontakt mit dem Hauptrechner unterlassen, um nicht mehr als nötig aufzufallen. Er stieg auf das äußerste, langsamste Band auf und wechselte dann von dem einem auf das jeweils nächste, welches immer etwas schneller lief, als jenes, das er gerade verließ. Er versuchte sich seine letzte Fahrt in diesem Tunnelsystem wieder ins Gedächtnis zu rufen. Hatte Shakima diesen Weg genommenen gehabt? Er schaute sich um und bemerkte einen Mann, der schnell seinen Blick abwandte, als Nathan in seine Richtung sah. Nathan begab sich wieder auf die langsameren Bänder und wechselte bei der nächsten Weiche die Richtung. Er sah sich nochmals um und entdeckte, dass der verdächtige Mann es Nathan gleich getan hatte und immer noch mit ihm in die selbe Richtung rollte. Nathan wechselte wieder auf das schnellere Tempo. Auch das ahmte der Fremde nach. Nathan fühlte sich immer mehr von diesem Mann verfolgt. Am Schild erkannte Nathan, dass er wieder an der nächsten Weiche umsteigen musste. Er entschied sich nun Klarheit zu bekommen. Er blieb auf dem schnellen Band und schaute zurück. Er sah, wie auch der Mann dort stehen blieb. Die Weiche näherte sich immer schneller. Ein Blick zurück bewies Nathan, dass der Mann wohl nicht wechseln wollte. Nathan nahm tief Luft und rannte im letztem Augenblick, direkt vom schnellsten Band, über alle Bänder hinweg zum abzweigendem Weg. Durch die verschiedenen Geschwindigkeiten, über die seine Füße unterschiedlich schnell weitergeschoben worden, kam Nathan ins schwanken und fiel schlussendlich auf dem langsamsten Band, das abzweigte hin. Der Mann, den Nathan verdächtigte sah unbewegt, aber verwundert zu, während er in einen anderen Tunnel abbog. Nathan stand auf und versorgte seine Hand mit einem Taschentuch. Nathan hatte sich seine Handfläche am Daumenansatz aufgeschürft, aber wenigstens folgte ihm dieser Mann nicht mehr. Falls er Nathan überhaupt verfolgte? Vielleicht hatte er Nathan einfach nur wiedererkannt und sich über seine Verkleidung gewundert. Nathan war der Sohn von Hector Daniels III. und das allein machte ihn eigentlich schon berühmt. Dazu kam noch die Tatsache, dass er sich das Gesicht mit seinem Zwillingsbruder teilte, der mehr Abteilungen leitete, als Nathan angestellte hatte.
Die Probleme, die Nathan mit der Orientierung hatte ließen in recht schnell diesen Vorfall vergessen. Er rollte ewig an unzähligen Aufgängen vorbei, an denen die anderen Reisenden nach und nach ausstiegen. Je weiter er an die Außenbezirke kam, desto einsamer wurde er auf den Bändern. Da er sich nun nicht mehr verfolgt fühlte, fuhr er jetzt auf den mittleren, nicht ganz so schnellen Bändern, um mehr Zeit zum Navigieren zu haben. Überall an den Seiten waren Lastenaufzüge, welche die Oberstadt von unten mit Gütern versorgten. Unzählige Stapler, die Paletten unterirdisch zu den Lastenaufzügen brachten, zeigten eine scheinbar perfekt einstudierte Choreografie am Rande der Bänder. Nathan erreichte endlich sein Ziel. Er stand am Aufzug, den er damals zusammen mit Shakima benutzt hatte. Er stieg ein. Die Decke öffnete sich und gab den Weg frei, für die Bodenplatte die geräuschlos hinauf glitt. Nathan hatte es geschafft. Er befand sich in diesem Büro, das früher seine Frau ihr eigen nannte.
»Hallo Kleiner!«, sagte eine sehr tiefe Stimme hinter Nathan. Er drehte sich um und blickte direkt gegen eine breite Männerbrust. Nathan schaute weiter hoch und erkannte den gigantischen Mann, der ihn während seiner kurzen Karriere als Barmann dauernd provoziert hatte. Der riesige Mann grinste Nathan hämisch an, dass ihm fast sein Zahnstocher aus dem Mundwinkel gefallen wäre. Nathan nickte etwas eingeschüchtert. Der große Mann nahm eine seiner Pranken und legte sie auf Nathans Schulter.
»Komm schon! Es herrscht heute eine ziemliche Unruhe hier im Bezirk. Ich will so schnell es geht wieder runter von der Straße.« Nathan folgte ihm in die Bar, die an diesem Tag nur wenig Gäste aufsuchten. Vereinzelt saßen alte Männer an der Bar oder den Tischen und starten in ihre Destillatgläser. Nur der Barkeeper nahm überhaupt Notiz davon, dass
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