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Beschuetz Mein Herz Vor Liebe

Beschuetz Mein Herz Vor Liebe

Titel: Beschuetz Mein Herz Vor Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asta Scheib
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freundlich war Ivan, wenn er nicht über seiner Arbeit saß. Jedenfalls schien es Therese so, als sei Ivan niemals ganz anwesend, wenn es nicht um Allergien ging. Therese fand, daß Ivan ein Lateingesicht hatte. Eigentlich hätte Ivan ständig Latein sprechen müssen, dabei hatte er keineswegs die Angewohnheit vieler humanistisch gebildeter Bayern, lateinische Redewendungen in seine Sprache einzuflechten.
    Therese und Ivan gingen bergauf durch einen Wald. Die Sonne, schon im Untergehen, füllte die Räume zwischen den Stämmen mit ihrem Licht. Ivan ging in diesem Licht. Er trug ein weißes Hemd, die Ärmel waren hochgekrempelt, und Therese dachte, daß Ivan sehr jung aussehe. Er ging vor Therese, drehte sich nur zuweilen um, wenn er ihr bei einem steileren Stück Weges helfen wollte. Therese nahm seine Hand, die schmalen festen Finger, sie waren trocken und warm, und Therese hätte sie am liebsten in ihrer Hand behalten. Aber Ivan ging weiter voraus, bis sie auf eine Lichtung kamen, eine große Wiese vielmehr, die auf der einen Seite von einem Bauernhof begrenzt war. Es roch nach Heu. Begierig sog Therese den Duft ein. Sie wollte ihn tief einatmen, tief, um ihn niemals zu vergessen. Es war Therese klar, daß dieser Geruch nach Heu, die Wärme der Hände Ivans, das Weiß seines Hemdes nur heute und niemals wieder zu ihrem Leben gehören würden.
    Beim Näherkommen sah Therese ein Mädchen und einen jungen Mann, beide in ihrem Alter. Sie rieben ihre Pferde ab, wohl nach einem Ritt. Es war eine starke Übereinstimmung im wortlosen Tun der beiden. Kein Zweifel, sie gehörten zusammen. Und Therese hätte dazugehören mögen. Mit Ivan, obwohl ihr dieser Wunsch völlig unverständlichwar und dabei so stark. Ob die beiden Reiter, die ihnen jetzt freundlich zulachten und ihnen zuwinkten, ob sie so unbefangen mit ihnen umgehen würden, wenn sie wüßten, daß Ivan und Therese Juden waren? Therese wäre gern mit den beiden ausgeritten. Sie hatte Reitunterricht gehabt bei dem Münchner Reitlehrer Fegelein. Er war ein Schwager von Eva Braun, ein hoher SS-Offizier. Natürlich konnte er Therese nicht mehr unterrichten, es gab keine Ausritte mehr nach Oberwiesenfeld oder in den Englischen Garten – aber hier auf diesem bäuerlichen Hofgut fragte vielleicht niemand danach, ob sie Juden waren, vielleicht hätten sie ja ausreiten können, sie und Ivan und das andere Paar.
    Therese und Ivan setzten sich in die Wiese, und zum Gras- und Heugeruch stieg jetzt der Wäscheduft von Ivans Hemd zu Therese auf. Therese, die etwas höher saß als Ivan, sah seine dicken, schieferfarbenen Haare, die straff an den Kopf frisiert waren, aber an der Seite wegen ihrer Fülle abstanden. Plötzlich fiel Therese ein, daß ihre Mutter Ivan einmal gefragt hatte, ob er denn nicht heiraten wolle. Ivan war in Leons Alter, nein, drei Jahre älter, also zweiunddreißig, das wußte Therese genau aus den wissenschaftlichen Artikeln, die seine Vita enthielten. Ivan hatte Mutter mit einem leisen Lächeln geantwortet, daß er ja auch im stillen Gutes tun könne, und im übrigen sollten Wissenschaftler nicht heiraten, so einer forsche ja Tag und Nacht und das mache dann die Frauen nur unglücklich und bald auch den Wissenschaftler.
    Ivan drehte leicht seinen Kopf und schaute Therese an. Sie wußte seinen Blick nicht zu deuten und auch nicht den Tonfall seiner Stimme, als er »Therese« sagte und den Kopf wieder wegdrehte. Therese spürte, daß ihr Mund trocken war, sie schluckte, räusperte sich, wollte Ivan die Hand auf die Schulter legen. Aber er stand auf, ging weg. Blieb erstnach einigen Schritten stehen und drehte sich zu Therese zurück. Sie konnte sein eigentümlich verschattetes Gesicht nicht wirklich erkennen, zumindest hätte sie seinen Ausdruck nicht deuten wollen, sie spürte schon zu lange ihr schlechtes Gewissen. Sie wußte, daß es höchste Zeit war, an Leon zu denken, allerhöchste Zeit. Sie war sicher, daß Ivan den gleichen Gedanken hatte. Er hielt ihr seine Hände entgegen, damit sie sich auf dem abschüssigen Weg zurück zum Haus an ihm festhalten konnte. Für einen Moment sahen sie einander an, nah, und jetzt sah Therese Ivans Augen und sie sah in der dunklen Iris sich selber, Therese, und sie schaute angestrengt auf ihr Bild, winzig und doch groß genug, und sie sagte zu dieser Therese, daß sie mit Leon verlobt sei und gefälligst nichts Verwirrendes für Ivan zu empfinden habe. Aber es war heiß zwischen Thereses Ohren und noch stärker glühte

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