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Beschuetz Mein Herz Vor Liebe

Beschuetz Mein Herz Vor Liebe

Titel: Beschuetz Mein Herz Vor Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asta Scheib
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Auch wenn Leon es nicht aussprach, glaubte Therese, daß er sie nicht ernst nahm, in ihr das unfertige Kind sah, das in der Welt herumirrte und ohne ihn verlorengehen müsse.
    Therese spürte heftige Sehnsucht nach Ivan. Darum goß sie sich noch ein Glas Wein ein. Sie sah ihren Vater an, der ruhig an seinem Zigarillo sog. Er war in seinen Gedanken weit weg, überließ Therese Leon. Er hatte sie schon lange Leon überlassen. Und Mutter? Vielleicht malte sie schon längst wieder an dem Akt des Alten, der neuerdings mittags kam und ihr Modell saß.
    Ivan, dachte Therese, Ivan. Warum sprang sie nicht auf und rannte in die Neuhauser Straße in Ivans Praxis, wo er jetzt wahrscheinlich seine letzten Bücher einpackte? Was hielt sie daheim? Vaters Abwesenheit, Mutters Malgesicht? Waren es die Himbeerlippen Leons, die verächtlich geschürzt sich jetzt ihrem Gesicht näherten? Doch plötzlich wurde Leons Gesicht weich, offen, sein Mund schloß sich um den von Therese. Nur für Sekunden, aber endgültig.
    »Therese muß wissen, wohin sie gehört«, sagte Leon gerade. »Jetzt, wo sie nicht mehr bei Gutman arbeiten kann, sollten wir nicht mehr länger warten. Sie braucht eine Aufgabe, ich möchte, daß wir heiraten.«
    Und heute war Hochzeit und Therese tanzte mit Ivan, weil Leon nicht tanzen konnte. Und morgen würde Ivan nach Hamburg fahren und von da mit dem Schiff in dieStaaten, und Therese sah ihn an und konnte es nicht begreifen. Nichts begriff sie. Auch Ivan nicht. Wenn er es wirklich ernst gemeint hatte, wenn er wirklich wollte, daß Therese mit ihm ging, warum hatte er bis heute geschwiegen? Warum war er nicht gekommen? Hatte versucht, Therese zu gewinnen? Traute er sich nicht? Traute er sich selber nicht? Therese sah sein blasses Gesicht unter dem Seitenscheitel. Er war ein Junge, trotz seiner Erfahrung. Er hatte gesagt, daß er nicht wisse, ob er auf die Dauer mit einer Frau auskommen könne. Sicher hatte Ivan ebenso viele Zweifel und Ängste wie Therese. Außerdem, wie hätte sie mit ihm ausreisen können? Bis sie ein Affidavit bekam, konnte es noch Monate dauern, und Ivan hatte bereits alles vorbereitet.
    Diese Gedanken schossen Therese durch den Kopf, wirr und ungenau. Sie sah immer Ivans Augen, hörte die Musik, spürte seinen Körper, das weiche Tuch seines Anzugs, und wieder berauschte seine Nähe sie so wie damals in Salzburg. Es war wieder Sommer auf dem Heuberg und wieder der letzte Tag mit Ivan in seiner Praxis, als er sie heimbegleitet hatte und sie gemeinsam die Maximilianstraße hinuntergingen. Therese, eng neben Ivan, bis er endlich ihren Arm ergriff und sich bei ihr einhakte, seinen Schritt ihrem anpassend. Wieder spürte Therese den Stoff seines Anzugs. Wieder schien von dieser Berührung ein Feuer überzugreifen, das Thereses Körper erfaßte, sie erhitzte und ihr den Kopf füllte und zu sprengen drohte.
    Es war Ivan, der Therese zurückholte, sie zurechtrückte in ihre Position als Braut Leons. »Therese, ich glaube, wir müssen aufhören mit Tanzen, Leon bekommt schon schmale Augen.« Therese war Leons Frau, sie hätte es schon jetzt allzu gerne vergessen. Leon hatte keinen Grund, schmale Augen zu bekommen. Schließlich konnte Therese während des Essens beobachten, wie Leon bereitwillig auf Dinahreagierte, die junge Frau von Thereses Onkel Robert Suttner, der schon ein wenig bresthaft war. Daher fühlte sich Dinah als Ehefrau offenbar nicht völlig ausgelastet und suchte sich im Verwandten- und Bekanntenkreis ein wenig zu entschädigen. Dinah flirtete, wenn es sein mußte, auch mit Thereses Vater, ihrem Schwager. Therese hatte das mehrfach erlebt. Vater liebte es ja, mit anderen Frauen zu flirten. Leon liebte das gleichermaßen, obwohl er sich immer einen Anstrich von Unschuld gab und es heftigst bestritt, wenn Therese ihm nachwies, daß er wieder einmal eine Frau mit Jagdaugen, wie Therese das nannte, angeschaut hatte.
    Therese erinnerte sich an eine Ausstellung, zu der eine bekannte Kunstverlegerfamilie eingeladen hatte. Leon war zu spät gekommen. Der Sohn der Familie, ein Kulturhistoriker, hielt einen Vortrag über lithographische Reproduktionen von Meisterwerken der Dresdner Gemäldegalerie, die sein Großvater veröffentlicht hatte, ehe er sich der Photographie zuwandte. Therese saß ziemlich weit vorne, hatte aber Leon zufällig gesehen, als er hereinkam und sich nach einem Platz umschaute. Nach Ende des Vortrags, als alle begeistert applaudierten und die Hausfrau einige Gäste, darunter

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