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Beschuetz Mein Herz Vor Liebe

Beschuetz Mein Herz Vor Liebe

Titel: Beschuetz Mein Herz Vor Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asta Scheib
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schwarzes Halstuch und den Lederknoten. Naturgemäß gehörten weder Therese noch Sybille zum BDM, denndort wurden nur deutschblütige, reichsdeutsche und erbgesunde Mädchen aufgenommen, wie es amtlich hieß.
    Rasch, ehe die Mädchen näher herankamen, wechselte Therese den Weg, ging durch ein kleines Gehölz und rannte dann quer über eine Wiese, als könne sie dem Gesang entkommen. Therese sah die Bäume, das Grün, die Maulwurfshügel und die ersten Krokusse, und sie dachte, daß alles denen gehörte, den Sängern und Sängerinnen der neuen Zeit, den herrlichen Germanen, den Herrenmenschen. Ein paar Zeilen eines Gedichts von Erich Mühsam fielen Therese ein: »Ich seh auf Feld und Weide das Glück der Welt gedeihn. Für mich wächst kein Getreide, am Rebenstock kein Wein.«
    Letzten Sommer hatten die Nationalsozialisten Erich Mühsam ermordet. Es hieß zwar, Mühsam habe sich im Klosett erhängt, doch Anni wußte von Freunden Girgls, mit denen sie sich noch regelmäßig traf, daß die SS den Dichter grausam gefoltert und umgebracht hatte. Propagandaminister Joseph Goebbels selbst sprach das Todesurteil über ihn. »Dieses rote Judenaas muß krepieren.« Judenaas. Das waren auch Therese, ihre schöne Schwester Sybille, ihre vornehme Mutter, ihr herrschaftlicher Vater, und Leon, und Ivan. Therese und Leon waren verheiratet, und daher gab es aus ihrem Jüdischsein kein Entkommen. Es war Therese manchmal, als gebe Leon ihr daran die Schuld. Leon hatte Therese geheiratet, weil er sie seit zehn Jahren haben wollte, und nun sah er darin keinen Sinn mehr. Es schien ihr, als sei Leon tief in sein Selbst, in seine Seele verstrickt. Er konnte niemanden mehr wahrnehmen, außer sich selbst. Er war voller Angst, sich zu verlieren, sich hinzugeben. Obwohl Therese nahezu sicher sein mußte, in Ivan verliebt zu sein, konnte sie die sinnliche Nähe Leons jetzt durchaus genießen. Sie mochte den Puddingduft seiner Haut. In Leons Rasierwasser, es war ein französisches,mußten Vanillearomen enthalten sein. Jedenfalls konnte Therese sich oft nicht satt schnuppern an Leon, ihrem Pudding, wie sie ihn dann nannte. Widerwillig lachte er darüber. Dann hatte Therese Leon am liebsten, dann, wenn er lachen mußte, obgleich er sich dagegen wehrte. Leon sah dann auf eine sympathische Weise willenlos aus.
    Eigentlich war Leon jeden Tag anders für Therese. Sie kannte ihn schließlich seit zwanzig Jahren, wenn man die Zeit ihrer Windeln und Windpocken abrechnete. Leon war dabeigewesen, als Therese im Badezimmer der Großeltern stürzte und auf die Tatzen eines Badewannenfußes aufschlug. Noch heute war die Narbe sichtbar, und Leon erzählte, daß Therese gar nicht daran gedacht hatte zu heulen. Erst als Mutter und Großmutter aufschrien, habe sie mitgebrüllt.
    Leon, warum war er nur so sperrig. Schon sein Körper war so. Hager, knochig. Doch die Haut darüber war überraschend weich. Am liebsten hatte es Therese, wenn sie sich an den schlafenden Leon anschmiegen konnte. Ihn, den Ahnungslosen, in ihrem Schoß spürte. Doch wehe, sie gab dann ihrem Verlangen nach und streichelte Leon. Streicheln war für Leon offenbar das Kommando zur Attacke. Er drehte sich zwar knurrend, aber doch blitzschnell um und nahm Therese, was ihr gefiel, weil es rasch ging und doch lange spürbar war, wie ein kurzer, aber intensiver Kuß.
    Am Tag jedoch, im Alltag, paßte Therese immer weniger in Leons Leben hinein. Therese spürte, daß sie Leons Bild nicht entsprach. Daß sie seine Vorstellungen von einer Ehefrau nicht erfüllte. Therese kochte noch schlechter als ihre Mutter. Leon machte sich nicht selten selber ans Werk. Aber bei ihm schmeckte alles nach Maggi, für das Leon offenbar eine Vorliebe hatte. Auch seine Hemden bügelte Leon selber, weil Therese oft Falten in den Kragen zwang.Und außerdem steckte sie immer mit Sybille zusammen, diesem arroganten Backfisch, den Leon nicht ausstehen konnte. Sybille tat alles, ihn darin zu bestärken. »Ach, der Schwager Leon«, sagte sie, wenn sie ihn sah, und die ganze Verachtung ihrer fünfzehn Jahre sprach aus dieser Begrüßung. Und Leon wies beide, Sybille und seine Frau Therese, zurück in ihre Kinderstube.
    Therese hatte am Anfang ihrer Ehe durchaus versucht, sich mit Leon zu verbünden, sich mit ihm zusammenzutun. Schon deshalb, weil sie Ivans wegen ein schlechtes Gewissen hatte. Es überraschte sie selber, daß sie trotz ihrer Sehnsuchtsträume um Ivan Herzklopfen bekam, wenn sie im Bett lag und Leon ins

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