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Beschuetz Mein Herz Vor Liebe

Beschuetz Mein Herz Vor Liebe

Titel: Beschuetz Mein Herz Vor Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asta Scheib
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kräftigen Schultern, seinen starken Arm. Gemeinsam mit Max würde sie es schaffen.
    Therese hatte das Gefühl, als dehne sie sich aus, als bestünde ihr Körper aus tausend Falten, die sich jetzt in der Nachtluft hoben und glätteten. Doch plötzlich schlug ein Hund an, und Therese wußte wieder, wer sie war. Die Angst duckte sie hinter einer Scheune zusammen. Was, wenn der Bauer nachsah, warum der Hund anschlug? Zitternd blieb sie hocken, verwünschte ihren Leichtsinn, der ihr jetzt geradezu mörderisch vorkam. Vor allem brachte sie Max in Schwierigkeiten. Er war auf den Hund zugegangen, hatte ihn fest am Halsband gefaßt, redete jetzt leise auf das Tier ein.
    »Ruhig, Hasso, des is nur die Frau Doktor. Mir gehn gleich wieda, mußt da nix denken.«
    Das Tier stupste Therese so fest gegen die Schenkel, daß sie die nasse Schnauze durch ihren Rock spürte. Dann ging der Hund ruhig mit. Doch beim Ehamhof rief der Leitner aus dem Fenster: »Was ist? Was machst’n du mit meim Hasso?«
    »Leitner, i bin’s, der Maxl vom Lechner. Ich hab dem Papa sei Uhr im Schwimmbad liegenlassen, die hol ich. Der Hasso geht mit.«
    »Scho recht.«
    Der Leitner verschloß das Fenster. Das Licht ging aus hinter der Scheibe. Der Hof lag ruhig, und Therese kam hinter dem Fuhrwerk hervor, hinter das sie geschlüpft war, als beim Leitner das Licht anging. Der Weg wurde jetzt eng. Wald drängte von beiden Seiten heran. Es roch nach trockenem Laub und Pilzen. Und Therese holte Luft, atmete, als müsse sie die letzten Jahre aus sich herausatmen. Die Luft war so würzig, daß Therese wie berauschtdavon war. Immer schmaler wurde der Weg. Sie standen vor einem Zaun, und Max half Therese, ihn zu überklettern. Es war mühevoll, doch Therese schaffte es. Sie sah nur das Wasser. Ein großes Becken lag vor ihr. Randvoll mit kleinen krausen Wellen an der Oberfläche. An der unteren Seite der Mauer stieg ein Wiesenhügel auf, eingerahmt von dunklen Bäumen. Still war es. Als warteten Bäume, Wiese und Wasser auf Therese.
    Hinter sich hörte sie die Stimme Maxls: »Duschen dürfen S’ net, des tät man hören, und recht planschen dürfen S’ fei auch net.«
    Langsam ließ sich Therese am Beckenrand nieder. Hasso schaute ihr aufmerksam zu. Er begann leise zu knurren, doch Maxl streichelte ihn.
    »Hernach, wenn die Frau Doktor fertig ist, darfst auch hinein, Hasso.«
    Therese hatte die Schuhe ausgezogen und glitt in ihren Kleidern ins Wasser. Sie erschauderte. Dann begann sie ihren Rock abzustreifen, die Bluse. Beides ließ sie im Wasser schwimmen. Sie schwenkte die Kleider, die vor Schmutz und Schweiß fast steif waren. Sie spürte, wie das Wasser ihr Haar ergriff, es umspülte. Therese legte sich auf den Rücken. Lag ausgestreckt, nur die Hände bewegend, rücklings auf dem Wasser. Therese lag für einen Moment wie in einem schützenden Raum aus Licht, dessen Glanz über ihr war und sie umfing. Helligkeit erfüllte sie. Sie war leicht und frei und wußte doch, daß sie nichts davon festhalten konnte. Nichts würde bleiben. Könnte sie doch für immer einsinken in diese dunkle Nässe. Tiefer und tiefer fallen. Endlos, ohne Grund. Nie mehr zurückmüssen.
    Selbst wenn Therese es fertiggebracht hätte, als gute Schwimmerin in diesem Schwimmbad zu ertrinken, sie hätte es nie fertiggebracht, Maxl allein nach Hause zurückzuschicken.
     
    Als Therese mit Maxl vom Schwimmbad zurückkam, als sie die Gendarmeriestation erreichten, die im Mondlicht dalag, klang vom Wieshamer Kirchturm die Glocke. Ein ärmlicher, kleiner Klang. Ein zitterndes Bimbim. Der kleinlaute Ton begleitete Therese seit ihrem Hiersein, denn im Sommer 1942 hatte die Kirchengemeinde ihre stolzen Glocken dem Reich opfern müssen. Alle, bis auf die kleinste, waren nun umgegossen für den Krieg. Und die Wieshamer mußten dem lächerlichen Bimmeln folgen.
    Es war still, als die Glocke verklungen war. Max wartete in dem Torbogen auf Therese. Sie konnte sein Gesicht nicht erkennen, spürte aber seinen Atem. In der Stille, als Max im Schatten des Mondlichts Therese gegenüberstand, war ihr, als hörte sie auch die Wieshamer atmen, auch Kaspar und Loni. Diese Gedanken hatte sie oft, wenn sie nachts wach lag in ihrem Verschlag. Doch heute war sie nicht allein. Max war bei ihr, und er legte seine dünnen Jungenarme um sie.
    »Gell, jetzt is alles abgewaschen.«
    »Ja, Max, der ganze Dreck.«
    Therese küßte Max dahin, wo sie in seinem konturenlosen Schattengesicht den Mund vermutete, und Max schlang

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