Beschuetze mich - liebe mich
etwas Ernstes ist. Eines Tages wird sie vermutlich jemanden heiraten, von dem wir noch nie gehört haben. Das wäre typisch für sie.“
„Ihre Schwester scheint ein sehr eigensinniger Mensch zu sein“, sagte Chaz. Er war neugierig, warum genau sie ihren Pilotenjob verloren hatte.
„Das ist sie. Ich liebe sie sehr.“
„Wie schön. Ich hatte nie Geschwister.“ Er musterte Lacey. „Wer hat vor ihr auf Ihre Tochter aufgepasst?“
„Julie Howard. Ich kenne sie schon lange. Ihre Familie wohnt gegenüber meiner Mutter. Sie studiert noch. Mom hatte gehört, dass sie einen Teilzeitjob sucht. Die Stunden, die ich ihr anbieten konnte, waren ideal für sie.“
Chaz nahm sich vor, den Babysitter zu überprüfen. „Die Fragen, die ich Ihnen jetzt stelle, könnten Ihnen unangenehm sein. Aber wenn ich Ihnen helfen soll, muss ich die Wahrheit wissen.“
Sie schluckte. „Das verstehe ich.“
„Wie viele intime Beziehungen hatten Sie vor Ihrer Ehe? Ich meine Männer, mit denen Sie im Bett waren.“
Lacey verzog das Gesicht. „In meiner Situation bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als ganz ehrlich zu sein, was?“ Sie senkte den Kopf. „Ich würde jetzt gern erwidern, dass Sie das nichts angeht, aber das kann ich wohl nicht. Schließlich steht mein Leben und das von Abby auf dem Spiel. Die Wahrheit ist: Vor Ted hatte ich überhaupt keine intimen Beziehungen.“
Chaz glaubte ihr. So etwas zuzugeben erforderte heutzutage viel Mut. „Und seitdem?“
Wieder wich sie seinem Blick aus. „Es hat niemanden gegeben.“
„Erzählen Sie mir von den Männern, die mit Ihnen ausgehen wollten. Waren es viele?“
Sie strich sich das Haar aus der Stirn. „Auf der Highschool und dem College bin ich mit einigen ausgegangen, wenn ich Zeit hatte. Mit ein paar davon … habe ich Zärtlichkeiten ausgetauscht, aber ich war nie verliebt. Bei keinem hat die Chemie so weit gestimmt, dass ich mit ihm geschlafen hätte.“
Chaz fragte sich, ob die Männer das auch so nüchtern gesehen hatten. Vielleicht war einer davon verrückt nach ihr gewesen, und daraus war Besessenheit geworden. „Gab es einen Mann, der nicht aufgeben wollte?“
„Ja.“ Ein verlegenes Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Das war Ted, aber ich wollte ihn auch nicht aufgeben. Ich habe mich von ihm jagen lassen, bis ich ihn fangen konnte.“
Er lachte. „Wie lange waren Sie mit ihm verheiratet?“
„Zweieinhalb Jahre.“
„Kann ich ein Foto von ihm sehen?“
Sie nahm eins aus ihrer Brieftasche und reichte es ihm. Es zeigte Ted in seiner Uniform. Ein gut aussehender Mann mit dunkelblondem Haar. Was für eine Tragödie, dass sie ihn verloren hatte. Chaz gab ihr das Foto zurück.
„Gibt es im Moment jemanden, der Sie interessiert?“
„Nein. Das könnte ich mir nicht vorstellen.“
Diese Phase hatte er nach dem Tod seiner Frau auch durchgemacht. „Wann ist Ihr Mann letztes Jahr ums Leben gekommen?“
„Am 18. Juni. Ich sollte eigentlich zur Sommersonnenwende-Konferenz in Milwaukee fliegen und wollte nur zwei Tage dort bleiben. Meine Mutter wollte sich um Abby kümmern und den Rest der Woche bei uns in Long Beach bleiben. Aber dann hat die Küstenwache mich informiert, dass Ted getötet worden war. Bestimmt verstehen Sie besser als jeder andere, was für ein schrecklicher Moment das war.“
„Ja, leider tue ich das.“
Es war durchaus möglich, dass Chaz recht hatte und sowohl der Zettel an der Windschutzscheibe als auch die Anrufe mit der Konferenz in Milwaukee zu tun hatten. Oder es gab eine Verbindung zu Teds Unfalltod. Die erste Nachricht hatte Lacey ein Jahr zuvor am Tag seiner Beisetzung bekommen. Ein Jahr später, an seinem ersten Todestag, waren die telefonischen Drohungen eingegangen. Wenn der Stalker Lacey ganz für sich allein haben wollte, war er oder sie froh, dass Ted Pomeroy aus dem Weg geräumt war.
Andererseits konnte der Täter auch ein beruflicher Konkurrent sein, der Lacey dazu bringen wollte, ihre Radiosendung für immer aufzugeben. Ihre Tochter ebenfalls zu bedrohen, erhöhte den Angstfaktor beträchtlich.
„Treffen Sie bei solchen Tagungen Freunde, oder kennen Sie die Teilnehmer nicht?“
„Beides. Ich lerne auch viele neue Leute kennen und sammle Informationen für meine Sendung. Einer der Teilnehmer, ein Journalist namens Gil Lawrence, hat dafür gesorgt, dass ich die Aufnahme von der Tagung in Milwaukee bekommen habe.“
„Woher kommen die Teilnehmer?“
„Aus dem ganzen Land.“
„Und wie lange kennen Sie
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