Beschuetze mich - liebe mich
auf einen weiblichen Täter. Du weißt schon, keine körperliche Gewalt, stattdessen Anrufe und E-Mails. Spätestens dann hätte ich den Fall abgeben sollen, aber meine Gefühle für Lacey waren schon zu stark.“ Er stöhnte auf. „Ich habe es nicht fertiggebracht, einfach davonzulaufen. Jetzt bin ich kurz davor, den Täter zu überführen, und mir graut davor.“ Chaz zögerte, bevor er Mitch von seinem Gespräch mit Ruth erzählte. „Sie hat gelogen.“
„Willst du damit sagen, Laceys Schwester ist der Stalker?“, fragte sein Freund fassungslos.
„Ich bin mir zu neunundneunzig Prozent sicher. Lacey hat mir gesagt, dass ihre Schwester sich nach dem Tod ihres Vaters verändert hat.“ Chaz wusste, dass die Vater-Tochter-Beziehung für eine Frau die erste langfristige Beziehung zu einem Mann darstellte. Ihn so früh zu verlieren, konnte traumatisch sein.
„Sie ist unberechenbar, Mitch. Wer weiß, vielleicht hat sie sogar eine Waffe bei sich. Wenn ich mir vorstelle, dass ich sie zur Rede stelle und sie mich damit bedroht … Das darf ich nicht riskieren. Es wäre wie damals in Südamerika. Ich weiß nicht, was ich tun soll.“
„Was meinst du?“
Chaz parkte hinter der Detektei. „Was glaubst du, wie Lacey reagiert, wenn sie erfährt, dass ich ihre Schwester seit Wochen verdächtige? Und es ihr nicht erzählt habe? Sie hat das Recht, es zu erfahren. Aber ich kann mich auch irren. Solange ich das Ergebnis des DNA-Tests nicht habe, stehe ich vor einem echten Dilemma.“
„Du irrst dich nie. Die Verlobung war ein großartiger Schachzug. Ruth ist leichtsinnig geworden, und das Prepaid-Handy, das Abby gefunden hat, ist der Beweis, den du noch brauchtest.“
„Das stimmt, aber …“
„Du traust dich nicht, es Lacey zu sagen.“
„Ja“, flüsterte Chaz. „Sie könnte mir vorwerfen, dass ich ihr und Abbys Leben in Gefahr gebracht habe, weil ich ohne den DNA-Beweis nichts unternehmen wollte. Ich muss ihr erzählen, was ich weiß, aber vielleicht sollte ich den Rest jemand anderem überlassen.“
„Warum? Weih Lacey ein, wenn ihre Schwester nicht in der Nähe ist. Auf die Weise bist du ehrlich zu Lacey und hältst das Versprechen, das du dir nach der Sache in Südamerika gegeben hast. Überlass die Festnahme der Polizei.“
Mitch hatte recht, aber Chaz befürchtete, dass Lacey ihre Enttäuschung an ihm auslassen würde. Dass man von der eigenen Schwester bedroht wurde, war nicht leicht zu verkraften. Er bewegte sich auf dünnem Eis, aber sein Bauchgefühl sagte ihm, dass ihm keine andere Wahl blieb.
Er atmete tief durch. „Danke, dass du mir zugehört hast, Mitch.“
„Kein Problem. Das hast du oft für mich getan. Halte durch, Chaz, du hast es bald geschafft. Und du weißt, dass wir alle zu dir halten.“
„Ja, ich weiß. Danke.“ Er klappte das Handy zu.
9. KAPITEL
„Danke für den tollen Nachmittag. Abby und ich hatten viel Spaß“, sagte Lacey zu Chaz, als sie nach dem Fußballspiel wieder in seinem Wagen saßen.
Er warf ihr einen Blick zu. „Ich auch“, erwiderte er. „Deshalb fällt es mir noch schwerer, dir etwas zu sagen, das du erfahren musst, bevor wir wieder in deiner Wohnung sind.“ Er schaute über die Schulter. „Keine Sorge, deine Tochter hört uns nicht. Sie schläft schon fest.“
Laceys glückliches Lächeln verschwand.
„Ich wäre kein guter Detektiv, wenn ich nicht jeden Verdächtigen gründlich überprüfen würde. Das gilt auch für deine Schwester“, fuhr er fort.
Sie packte ihre Tasche fester. „Was ist mit Ruth?“
Es war so weit. Er atmete tief durch. „Sie hat dich und deine Mutter angelogen.“
„Woher weißt du das?“
Chaz verstand ihre Skepsis. „Ich bin nach Idaho Falls geflogen und habe herausgefunden, dass sie dort niemals einen Job als Frachtpilotin hatte.“
„Was?“ Fassungslos starrte Lacey ihn an.
„Sie hat mit einem Piloten namens Bruce Larson zusammengelebt, der bei Landis Air Cargo arbeitet. Sie fliegen Ziele in allen Staaten im Westen an, unter anderem jene, aus denen deine Todesdrohungen und Anrufe gekommen sind. Er wohnt in einem Apartment, dessen Adresse mit der übereinstimmt, die Ruth auf dem Anmeldeformular für die UFO-Tagung im letzten Jahr in Albuquerque angegeben hat. Als sie vorgestern Morgen deine Wohnung verlassen hat, ist einer meiner Leute ihr zum Salt Lake International Airport gefolgt. Sie ist in eine kleine Maschine gestiegen und mit Larson nach St. George und zurück geflogen. Es kann sein, dass sie sich
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