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Beseelt

Beseelt

Titel: Beseelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cast
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Wald.
    Brighid lächelte nur und nahm das alles in sich auf. Etain war einfach unglaublich. Jetzt wusste sie auch, von wem Cuchulainn – oder zumindest der Teil seiner Seele, der nur aus Freude bestand – die Kunst, das Leben zu genießen, geerbt hatte. Etains Lebensfreude war ansteckend. Die letzten beiden Tage gemeinsam mit Eponas Auserwählter zu reisen war eine wesentlich angenehmere Erfahrung, als sie erwartet hatte, nachdem die Hohepriesterin von Partholon mit ihrer Eskorte aus Wagen, Dienerinnen und Palastwachen, die kurzfristig zu Wagenlenkern degradiert worden waren, so unerwartet vor den Toren der Wachtburg aufgetaucht war.
    Anfangs hatte Brighid sich in Etains Gegenwart nervös und unbehaglich gefühlt. Während des kurzen Besuchs der Hohepriesterin auf der MacCallan-Burg vor einigen Monden hatte sie keine Möglichkeit gehabt, sie näher kennenzulernen. Etain hatte die meiste Zeit mit ihrer Tochter und deren neuem Partner Lochlan verbracht, wohingegen sie damit beschäftigt gewesen war, ausreichend Nahrung für die Burgbewohner und die Gäste zu erlegen. Ihr Eindruck von der Hohepriesterin war nicht negativ gewesen – ganz im Gegenteil. Die Anwesenheit von Eponas Geliebter hatte sie mit Ehrfurcht erfüllt, und ihre offen zur Schau gestellte Liebe zu ihrer Tochter hatte sie beeindruckt. Brighid wusste, wie es war, eine mächtige Mutter zu haben, deshalb hatte sie die Zärtlichkeit überrascht, die Etain ihrer Tochter und Lochlan gegenüber an den Tag legte. Mehrmals hatte sie gesehen, wie Etain morgens allein an Brennas Grab gebetet hatte, offensichtlich tief in Trauer über die verlorene Liebe ihres Sohnes.
    Dann war da noch Etains Zuneigung zu Cuchulainn. Brighid hatte genau hingesehen, als Cu sich seiner Mutter genähert hatte. Sie wollte sehen, wie Etain auf die körperlichen Veränderungen, die die Trauer bei ihrem Sohn hinterlassen hatte, reagierte. Ihre Mutter hätte sie – vermutlich sogar vor versammelter Mannschaft – gescholten, wenn sie es gewagt hätte, sich so unperfekt in der Öffentlichkeit zu zeigen. Etain jedoch hatte einfach die Arme ausgebreitet und ihren Sohn an sich gezogen. Sie hatte gelacht und sich die Tränen weggewischt, die, wie sie sagte, Tränen der Freude darüber waren, endlich ihren geliebten Sohn wiederzusehen.
    Etain mussten die Veränderungen an Cuchulainn aufgefallen sein, auch wenn er versuchte, ein glückliches Gesicht zu machen. In den vergangenen zwei Tagen hatte er vermutlich mehr gesprochen als in den letzten zwei Mondzyklen. Er gab sich alle Mühe, seinen Schmerz zu überspielen, aber es bestand kein Zweifel, dass die Hohepriesterin und Geliebte der Epona wusste, wie es um seine Seele bestellt war, und ebenso, dass er gefährlich kurz davor gewesen war, aufzugeben. Brighid wartete darauf, dass Etain ihn deswegen rügte oder kleine Kommentare abgab und ihn aufforderte, lieber dieses zu tun oder jenes zu denken, oder dass sie ihre Enttäuschung zeigte, weil er immer noch gebrochen und geschlagen war wegen einer Sache, die in der Vergangenheit lag, aber das geschah nicht. Etain liebte ihren Sohn – vollkommen und ohne zu urteilen oder Bedingungen zu stellen.
    Wie anders wäre ihr Leben verlaufen, wenn ihre Mutter gewusst hätte, wie man seine Kinder liebt und gleichzeitig die Hohe Schamanin der Dhianna-Herde war?
    „Das ist ein sehr ernster Blick, selbst für dich, Jägerin“, sagte Etain.
    Brighid zwang sich zu einem Lächeln für die Frau, die sie nicht nur mochte, sondern auch sehr respektierte. „Ich dachte nur gerade darüber nach …“ Sie zögerte, überrascht von ihrem plötzlichen Wunsch, Etain die Wahrheit zu erzählen.
    „Worüber?“, hakte Etain nach.
    Brighid bemerkte, dass die silberweiße Stute ihre feinen Ohren aufgestellt hatte, als würde sie ebenfalls darauf warten, dass sie den Satz beendete.
    „Ich habe gerade an meine Kindheit gedacht“, sagte sie leise. „Es fällt mir schwer, darüber zu sprechen.“
    Etains grüne Augen schauten weise und gütig. Anstatt nachzufragen, nickte sie nur und ritt weiter entspannt an ihrer Seite dahin. Langsam wurde Brighid lockerer. Die Umgebung half, die Spannung zu lösen, die die Gedanken an ihre Mutter automatisch erzeugten. Sie und Etain bewegten sich an der Spitze einer langen Reihe von Wagen, die mit lachenden und singenden Neuen Fomorianern besetzt waren. Cuchulainn war zurückgeblieben, um nach einem Wagen zu schauen, bei dem sich ein Rad gelöst hatte.
    Die Göttin allein wusste, wo sich

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