Beseelt
besucht mich in meinen Träumen.“
„Und was hast du da über ihn gelernt, außer dass er ein unverbesserlicher Frauenheld ist?“ Etains Augen funkelten.
„Dass es ihm nur um sein Vergnügen geht und …“
„Und?“
„Und dass er liebenswert und charismatisch und jungenhaft ist“, murmelte sie.
Etain lächelte. „
Das
ist er wahrlich. Aber was hast du über ihn gelernt, das nicht so liebenswert ist?“
„Er verschließt die Augen komplett vor der Wahrheit. Er kann oder will sich keinen emotional schwierigen Situationen stellen. Wenn ich Brenna erwähne oder versuche, mit ihm darüber zu sprechen, was wirklich in der Welt geschieht – im Gegensatz zu dem vorgetäuschten glücklichen Ort, an den er sich zurückgezogen hat –, verschwindet er.“
„Genau. Wäre ich eingeschritten und hätte ihn nach Brennas Tod aufgefangen, hätte ich zwar getan, worum mein Herz mich anbettelte – nämlich ihn vor jeglichem Schmerz bewahrt und mit der Macht beschützt, die ich besitze, um Eponas Liebe in die Welt zu tragen. Doch er hätte nicht getrauert und wäre in alle Ewigkeit genauso geblieben, wie dieser Teil seiner Seele es jetzt ist. Er wäre nicht in der Lage gewesen, sich der Realität zu stellen. Das würde ihn zu einem schwachen, emotional verkümmerten Menschen machen, der sein trauriges Leben damit verbringt, vor seinen Problemen davonzulaufen. Er musste trauern.“
„Das verstehe ich, aber inzwischen hat er getrauert. Er hat sogar angefangen, sich durch seinen Schmerz zu arbeiten.“
„Weshalb du bei seiner Seelenerneuerung erfolgreich sein wirst.“
Etain schüttelte schnell den Kopf, als sie zu einem Protest ansetzte.
„Das ist nicht die Aufgabe einer Mutter. Und auch nicht die von Ciara. Es ist wichtig für ihn, dass du das für ihn tust. Und mehr noch, Epona hat bestimmt, dass diese Aufgabe dein Schicksal ist.“
Innerlich zuckte Brighid bei diesen Worten zusammen. „Epona hat von mir gesprochen?“ Sie merkte erst, dass sie diesen Gedanken laut ausgesprochen hatte, als Etain ihr darauf antwortete.
„Natürlich. Wieso überrascht dich das? Eponas Anwesenheit ist in deiner Familie sehr stark.“
„Aber meine Familie …“ Brighid wusste nicht, was sie über die radikale Einstellung der Dhianna-Herde sagen sollte, die besagte, dass Zentauren sich nicht mit Menschen einlassen.
„Brighid, du musst dich nicht schuldig fühlen. Epona hat ihrem Volk den freien Willen gegeben – ihrem gesamten Volk. Auch denen, die reich von ihr gesegnet wurden. Zusammen mit dem Geschenk des freien Willens kommt die Verantwortung für die eigenen Fehler. Sei versichert, die Göttin weiß, dass dein Herz frei von Hass ist. Epona macht keine Tochter für die Sünden ihrer Mutter verantwortlich.“
Brighid wollte etwas sagen, doch es gelang ihr nicht. Die Erleichterung, die sie durchströmte, war beinahe zu viel. Epona gab ihr keine Schuld. Sie wurde von der Göttin nicht gebrandmarkt oder zurückgewiesen.
„Danke“, sagte sie schließlich zu der Frau, die die Göttin repräsentierte.
„Lass dich davon nicht verunsichern, Kind.“
Etains Worte wurden von einem Luftstrudel begleitet, und plötzlich hörte Brighid in ihrem Kopf das Echo eines Gedankens, der so voller Macht und Wärme war, dass ihr Tränen in die Augen schossen.
Wisse, dass ich immer bei dir bin, meine Kostbare
.
Brighid keuchte auf; im nächsten Moment waren die Luftwirbel und die flüsternde Stimme auch schon wieder fort.
„Ich … ich denke, Epona …“ Brighid stotterte. „Sie … sie …“
„Ihre Berührung ist atemberaubend, nicht wahr?“, fragte Etain sanft, als würde sie die Anwesenheit der Göttin nicht bereits ihr ganzes Leben spüren.
Brighid blinzelte und wischte sich mit dem Handrücken über die nassen Wangen. „Ja“, flüsterte sie. „Ja, das ist sie.“
„Hier, Kind.“
Etain drehte sich im Sattel um und durchsuchte eine ihrer butterfarbenen Satteltaschen. Schließlich zog sie zwei seidene Taschentücher heraus. Eines davon reichte sie ihr, das andere behielt sie, um sich selbst die feuchten Augen trocken zu tupfen.
„Wenn es einen schönen Anlass zum Weinen gibt, bin ich sofort dabei. Das reinigt die Seele.“
Brighid trocknete sich ebenfalls die Wangen. Sie war immer noch hingerissen von der Stimme, die durch ihren Kopf gehallt war.
Epona hat mit mir gesprochen! Mit mir! Und ich werde nicht zurückgewiesen wegen der Entscheidungen, die meine Mutter getroffen hat
.
„Ist es jetzt besser?“, fragte
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