Beseelt
sie.
„Kein Problem. Das ist der Grund, weshalb wir so ein gutes Team sind. Keiner von uns ist perfekt.“
Er legte eine Hand auf ihre Schulter und drückte sie kurz. Etwas völlig anderes als Verunsicherung durchfuhr sie dabei. Es fühlte sich heiß und glatt an und residierte direkt in ihrem Magen. Sie atmete überrascht ein.
„Willst du mir jetzt endlich sagen, was los ist?“
„Ich habe über die restliche Reiseroute nachgedacht“, log sie. „Es macht mich verrückt, dass wir mindestens noch vier oder fünf Tage brauchen werden, wo wir mit Pferd und Wagen in der Hälfte der Zeit da sein könnten.“
„Wir haben das mit Fagan besprochen. Sie haben ein paar, die sie entbehren könnten, aber sie sind nun mal keine typische Burg. Als Bezahlung für ihre Wachsamkeit erhalten sie Nahrung. Sie handeln nicht mit Waren, also haben sie auch keine Wagen für den Transport.“ Er zuckte mit den Schultern. „Du weißt, dass sie angeboten haben, einen Boten zur Burg Laragon zu schicken, mit der Bitte, uns ausreichend Wagen zur Verfügung zu stellen.“
Sie schüttelte den Kopf und wünschte, sie könnte das, was auch immer sich darin gelöst hatte, wieder an die richtige Stelle rütteln. „Bis die Wagen hier sind, haben wir schon den halben Weg zur MacCallan-Burg geschafft“, sagte sie abwesend.
„Also reisen wir so, wie wir sind. Kopf hoch, Brighid. Du wirst vielleicht überrascht sein, wie schnell die nächsten Tage vergehen. Und ich gebe gerne zu, ich bin verdammt froh, dass wir das Ödland“, er senkte die Stimme, „und die Wachtburg hinter uns lassen. Ich fand die Burg genauso erdrückend wie während meiner Ausbildungszeit, und die Geister der Vergangenheit waren zu …“ Er zögerte, suchte nach dem richtigen Wort.
„… lebendig?“
„Ja, lebendig“, wiederholte er.
Sie nickte und murmelte eine vage Zustimmung. Die Göttin wusste, dass sie in letzter Zeit mit zu vielen geisterhaften Besuchern zu tun gehabt hatte.
„Das könnte interessant werden.“ Cu wechselte abrupt das Thema und deutete mit dem Kinn in Richtung Ciara und den vier Meistern. „Gestern Abend während der Abendsegnung und der Entzündung des Lagerfeuers war sie ziemlich verhalten. Für ihren ersten Auftritt in Partholon erwarte ich keine so zahme Vorstellung.“
„Mh-mh.“ Brighid fragte sich, wie viel Cuchulainn an der Schamanin lag. Konnte es sein, dass er dabei war, sich in sie zu verlieben? Oder war er nur fasziniert von ihrem exotischen Gebaren? Hatte Brenna letzte Nacht die Beziehung zwischen den beiden gemeint, als sie sie schwören ließ, einen offenen Geist zu behalten? Nein … das passte nicht. Brenna hatte gesagt, sie solle dem
Unmöglichen
gegenüber offenbleiben. Es kam ihr aber gar nicht unmöglich vor, dass Cu sich in die Schamanin verlieben könnte, sobald er geheilt war. Ganz im Gegenteil, es wäre nur logisch. Seine Schwester war mit dem Anführer von Ciaras Volk verheiratet. Die Neuen Fomorianer würden ihr Zuhause auf der MacCallan-Burg haben, wo auch Cuchulainn lebte. Das wäre ein nettes kleines Arrangement.
Wieso war sie von der Vorstellung dann so genervt? Es war ja beinahe so, als wäre sie eifersüchtig auf die Schamanin.
Lächerlich. Vollkommen lächerlich
. Warum sollte sie eifersüchtig sein? Er war ihr Freund und nicht ein männlicher Zentaur, um dessen Aufmerksamkeit sie und Ciara buhlten.
Das kollektive Luftholen hinter ihr, das Bewunderung ausdrückte, durchbrach Brighids wüst durcheinanderwirbelnde Gedanken. Die großen Eisentore der Wachtburg waren komplett geöffnet worden, und Partholon streckte sich vor ihnen aus. Grün und magisch lag es im sanften Licht des rosa strahlenden Morgenhimmels.
Ciara eilte den breiten, ausgetretenen Weg hinunter, bis sie die Baumlinie erreichte. Dort stand sie einen Moment still, bevor sie entschlossen in östliche Richtung marschierte. Vor einer einsamen Eiche, deren dicke Äste mit dem glatten, frischen Grün jungen Laubes bedeckt waren, sank sie auf die Knie, legte die Hände auf die Erde und senkte den Kopf. Die Kinder warteten nicht erst auf ihr Zeichen. Glücklich aufschreiend stürmten sie vorwärts und bildeten den üblichen Kreis um ihre kniende Schamanin. Brighid und Cuchulainn gesellten sich zu den vier Meistern, die ein wenig abseits des Kreises standen. Mit einer kleinen Bewegung deutete Cuchulainn auf die Burg. Brighid warf einen Blick über die Schulter. Auf den breiten Mauern drängten sich die Krieger und schauten schweigend
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