Beseelt
aus der ich stamme, nicht egal, sondern sie hat sie einfach akzeptiert. Ohne große Worte, ohne irgendwelche Bedingungen.“
„Und im Gegenzug habt ihr sie akzeptiert – Elphame, nicht die Göttin, die der Rest der Welt in ihr sieht.“
„Oh, ich habe die Göttin auch gesehen, sehe sie immer noch. Genau wie Brenna. Aber meistens haben wir einfach
sie
gesehen. Elphame ist eine Mischung aus beidem – Frau und Göttin, Mensch und Zentaur. Und jetzt ist sie Freundin und Clanführerin.“ Brighid seufzte. Irgendwie fand sie ihre Worte zu unzulänglich, um das Besondere zu beschreiben, das Elphame ausmachte. „Ergibt das irgendeinen Sinn? Wenn ich das so sage, klingt es … ich weiß nicht … nicht ausreichend.“
„Ich verstehe genau, was du meinst, mein Kind“, sagte Etain. „Das war der Grund, weshalb ich sagte, dass du mich an sie erinnerst. Du und Elphame, ihr habt den gleichen Blick auf die Welt. Ihr seid beide starke, logisch denkende Frauen, die keinerlei Unsinn tolerieren und ihre Zeit nicht mit Ausreden und Vortäuschungen vergeuden wollen. Ich mag dich, Jägerin. Ich mag es, dass du mit meiner Tochter befreundet bist. Und ich glaube, dass ich dir sehr bald großen Dank schulden werde.“
„Ich fühle mich geehrt“, sagte Brighid heiser und schluckte. „Aber du schuldest mir nichts. Ich brauche keinen Dank für die Freundschaft zu deiner Tochter.“
„Der Dank ist nicht für Elphame, sondern für Cuchulainn.“
„Cuchulainn? Aber ich habe doch noch gar nichts …“ Der offene Blick aus Etains türkisblauen Augen traf ihren, und die Jägerin presste die Lippen aufeinander und schluckte ihren Protest hinunter. „Natürlich weißt du, dass seine Seele zersplittert ist.“
„Ich weiß es seit dem Tag, an dem es geschehen ist.“
„Der Tag, an dem Brenna starb“, sagte Brighid leise.
Etain nickte. „Es ist überaus frustrierend für mich, vom Schmerz meines Sohnes zu wissen und meine Macht nicht nutzen zu können, um ihm zu helfen.“
Brighid öffnete den Mund, um Etain zu fragen, wieso sie ihre Macht nicht nutzen konnte, doch die Worte wollten nicht kommen. Wie befragt man die Inkarnation einer Göttin?
„Brighid, ich bin Partholons Hohepriesterin und die auserwählte Inkarnation von Epona, aber ich bin auch eine Frau und Mutter, die lacht und weint und liebt wie jede andre Frau. Du musst keine Angst haben, mir Fragen zu stellen.“
Brighid musterte die wunderschöne, königliche Frau, die neben ihr ritt, und war erneut fasziniert von Etains Ehrlichkeit und Zugänglichkeit. Kein Wunder, dass die Menschen in Partholon ihr so ergeben waren. Sie atmete tief durch. „Warum kannst du Cu nicht heilen? Warum kannst du nicht sein abgesplittertes Seelenstück zurückholen?“
Etain seufzte. „Zuerst einmal, ich bin keine Schamanin. Ja, ich kann in die Anderswelt reisen – und ich tue es auch regelmäßig, um in Eponas Nähe zu sein und mich um die göttlichen Seiten meines Amtes zu kümmern, doch ich habe nur selten Kontakt zu den Seelen, die andere Reiche bewohnen. Versteh mich nicht falsch, ich habe mich sehr danach gesehnt, nach Cus verlorener Seele zu suchen. Das war meine erste Reaktion, als ich erkannte, was mit ihm geschehen ist.“ Etains Lächeln war klein und ein wenig schief. „Epona hatte aber eine andere Vorstellung davon, was ich tun sollte.“ Sie schaute sie an und zuckte mit den Schultern, um die ein kostbarer goldener Umhang lag. „Ich habe die Neigung, meine Kinder retten zu wollen, obwohl sie längst keine Kinder mehr sind. Mein Kopf sagt mir, dass das nicht gut für sie ist. Mein Herz jedoch sagt etwas völlig anderes. Ich bin dankbar, dass meine Göttin in der Nähe meines Herzens bleibt, sogar wenn sie mich zwingt, auf meinen Kopf zu hören.“
Brighid runzelte nachdenklich die Stirn. „Also hat Epona dich davon abgehalten, Cu zu heilen?“
„Anfangs ja. Dann erkannte ich, dass dies kein Schmerz ist, vor dem eine Mutter ihr Kind bewahren kann. Er musste um seine verlorene Liebe trauern, selbst wenn sein Kummer seine Seele auseinanderriss. Trauer ist Teil des Heilungsprozesses. Ich glaube, du hast die Alternative dazu selber beobachten können.“
Brighid blinzelte überrascht. „Du meinst den abgesplitterten Teil von Cus Seele?“
„Ja. Er kommt in deinen Träumen zu dir, oder?“
Brighid verdrehte die Augen. „Cu hat mich schon davor gewarnt, dass du alles weißt.“
Etain lachte. „Nur alles, was wichtig ist.“
„Ja“, gab Brighid zu. „Er
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