Beseelt
Wagen in den Burghof rollte.
„Lochlan hat mir erzählt, wie viele Kinder es sind. Wir haben dementsprechend geplant und alles vorbereitet, aber sie dann zu sehen … alle zusammen … nun, das ist etwas ganz anderes, als nur darüber zu reden“, sagte Elphame.
Brighid schnaubte. „Wenigstens warst du vorgewarnt.“
Die Clanführerin grinste sie an und zog sie in eine herzliche Umarmung.
„Ich habe deine direkte Art vermisst, Brighid.“
27. KAPITEL
B righid seufzte erleichtert und ließ die Schultern kreisen, um die Verspannung im Nacken zu lösen. Vorsichtig, damit ihre Hufe so wenig Lärm wie möglich machten, ging sie über den leeren Haupthof durch die offenen Türen der inneren Mauer. Göttin sei gelobt, endlich war sie allein! Die Kinder, alle siebzig, lagen liebevoll zugedeckt in den Betten in ihren neuen Zimmern, den ehemaligen Kriegerbaracken. Das Abendessen war eine anstrengende Mischung aus Chaos und Kontrolle gewesen. Brighid war den Frauen des MacCallan-Clans auf ewig dankbar, denn sie mischten sich dabei unter die Kinder. Das endlose Geschnatter und die nicht enden wollenden Fragen schienen ihnen überhaupt nichts auszumachen. Erstaunlicherweise gab es sehr viel Gelächter und sehr wenige überraschte oder argwöhnische Blicke. Was, wie sie im Nachhinein dachte, gar nicht so verwunderlich war. Anders als die Krieger der Wachtburg hatte der MacCallan-Clan zwei volle Monde Zeit gehabt, sich auf die Ankunft der Neuen Fomorianer einzustellen.
Und dann war da noch Lochlan, der Partner der Clanführerin. Er war ein erhabenes Beispiel für sein Volk. Es war falsch, ihm zu misstrauen, das erkannte sie nun. Zum Glück war die Mehrzahl der Mitglieder des Clans schneller bereit gewesen, ihn zu akzeptieren. Brighid schüttelte den Kopf. Während ihrer Zeit mit den hybriden Kindern hatte sie gelernt, das Gute in den Neuen Fomorianer anzuerkennen, und nun sah sie auch Lochlan mit anderen Augen.
Doch das war noch nicht alles. Etwas in ihr bewegte sich … lockte sie. Sie wollte nicht darüber nachdenken und es schon gar nicht zugeben, andererseits war sie kein Feigling. Es war ihre Natur, sich den Dingen geradeheraus zu stellen. Sie veränderte sich. Jetzt, wo sie zu Hause war, am einzigen Platz auf der Welt, an dem sie sich angekommen fühlte, war die Veränderung bei ihr unverkennbar.
Das faszinierte sie und bereitete ihr gleichzeitig Sorge.
Die äußeren Mauern der Burg ragten mit einem Mal vor ihr auf, und schnell sammelte sie ihre Gedanken. Beim Anblick des neu errichteten Wehrganges, der sich um die Anlage zog, musste sie lächeln. Elphame hatte darauf bestanden, dass die Treppen breit genug und die Stufen hoch genug wurden, damit sie auch von Zentauren benutzt werden konnten. Zentaurenfreundlich – das war die passende Beschreibung für die MacCallan-Burg. Brighid fragte sich kurz, ob ein Besuch ihrer Mutter und ihrer Familie auf einer Burg wie dieser, wo Zentauren nicht nur für ihre Fähigkeiten bei der Jagd respektiert wurden, sondern als Mitglied des Clans akzeptiert waren, als Teil der Familie der Stammesführerin, deren Meinung über die Menschen ändern würde.
Vermutlich nicht. Die Dhianna-Herde blieb unter sich. Sie waren stolz darauf, dass sie sich nicht dazu herabließen, sich mit Menschen abzugeben. Ein Besuch auf der MacCallan-Burg würde nicht ändern, was sich seit vielen Jahren eingeprägt hatte.
Wie viele Jahre waren es jetzt eigentlich? Brighid überschlug die Zeit im Kopf. Oh Göttin. Das letzte Mal, dass die Dhianna-Herde die Ebene der Zentauren für länger als zur Abwicklung eines Geschäfts verlassen hatte, musste während des fomorianischen Krieges gewesen sein. Dieser Ausflug endete für die Herde in einem Desaster. Mehr als die Hälfte der zentaurischen Krieger, die in der Schlacht am Tempel der Musen kämpften, wurden getötet. Viele Überlebende und grausam Verletzte schleppten sich zur Ebene zurück und schworen, ihre Heimat nie wieder zu verlassen.
Brighid war seit über einhundert Jahren die Erste aus ihrer Herde, die entschieden hatte, sich unter den Menschen aufzuhalten. Bei der Göttin, das war ein beängstigender Gedanke.
„Schön, Euch zu sehen, Brighid!“ Die Stimme eines Kriegers hallte von seinem Posten auf der Mauer zu ihr herunter.
Brighid tätschelte das Geländer der breiten Treppe, nickte und stieß ein anerkennendes Schnauben aus, als ginge es darum, die Handwerksarbeit zu bewundern und nicht, einen klaren Kopf zu bekommen. Sie schüttelte die
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