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Beseelt

Beseelt

Titel: Beseelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cast
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Schatten der Vergangenheit ab, stieg zum Wachtposten hinauf und erwiderte den formellen Gruß des Mannes.
    „Wir sind erfreut, Euch wieder daheim zu haben, Jägerin.“
    „Es ist auch gut, wieder zu Hause zu sein.“ Sie lächelte und trat an die Brüstung. „Eine schöne Nacht“, sagte sie und schaute über den dunklen, stillen Wald und in den wolkenlosen Himmel, an dem unzählige Sterne glitzerten.
    „Wir hatten einen trockenen Frühling. Deshalb sind wir mit der Arbeit an der Burg gut vorangekommen.“ Der Wächter lachte unterdrückt. „Natürlich verlangen Wynne und die anderen Köchinnen bereits, dass wir Wasser für ihre Gärten heranschaffen, falls es nicht bald regnet, aber mir gefällt das Wetter gut – selbst wenn ich zum Wasserschleppen verdonnert werde.“
    Brighid lächelte abwesend. Ihre Aufmerksamkeit wurde von einem Kreis aus Fackeln gefesselt, der kurz vor der Waldgrenze abgesteckt worden war. Der Wächter folgte ihrem Blick.
    „Brennas Grab.“
    Brighid nickte. Sie erinnerte sich. „Das Denkmal ist fertiggestellt.“
    „Ja. Vor drei Tagen hat die Clanführerin die ewigen Fackeln zum ersten Mal entzündet. Nun brennen sie jede Nacht und werden im Morgengrauen gelöscht.“
    „Vor drei Tagen?“ Ihr Magen zog sich zusammen. Vor drei Tagen hatte Brenna sie im Traum besucht. Was hatte ihr Geist gesagt? Dass sie in dieser Nacht den Drang verspürt hatte, die Burg zu besuchen? „Wie weit reicht der Wehrgang?“, wechselte sie abrupt das Thema.
    „Er führt schon einmal halb herum.“ Der Krieger zeigte nach rechts. „Geht nur, und schaut selber. Der ganze Weg wird von Fackeln erleuchtet.“ Er grinste. „Ihr müsst Euch keine Sorgen machen, hinunterzufallen, Jägerin.“
    „Na, wie tröstlich.“ Sie wünschte der Wache einen schönen Abend und ging den stabilen, hölzernen Weg entlang. Es nervte sie, dass inzwischen alle von ihrer Höhenangst zu wissen schienen. An der nächsten Ausweichstelle trat sie auf den Balkon hinaus und legte die Unterarme auf die glatte Steinbalustrade. Von hier hatte sie einen direkten Blick auf Brennas Grabstätte. Ein schlichter, eleganter Bau war darüber errichtet worden – ein gewölbtes Dach, das auf vier Säulen ruhte. An jeder befand sich ein Halter, in dem eine Fackel steckte, die den großen Marmorsarkophag beleuchtete und ihr warmes Licht auf Brennas Bildnis warf.
    „Ich frage mich, ob ihr das gefällt“, sagte Elphame sanft und löste sich aus dem Schatten.
    Brighid erinnerte ihr Auftritt an die unzähligen Male, bei denen Ciara sich in den letzten Tagen lautlos neben ihr zu materialisieren schien. Sie hatte sich so sehr daran gewöhnt, dass sie nicht einmal zusammenzuckte – oder vom Balkon stürzte. Kurz schloss sie die Augen und atmete tief ein, um ihr pochendes Herz zu beruhigen.
    „El, würdest du dich bitte nicht so heranschleichen?“
    Elphame quetschte sich zu ihrer Freundin. „Hab ich dich erschreckt?“
    Brighid rutschte ein Stück zur Seite und bedachte sie mit einem missmutigen Blick.
    Elphame grinste. „Tut mir leid.“
    Beide betrachteten sie das Grab.
    „Von hier oben sieht es so friedlich aus“, sagte Brighid.
    „Es ist noch nicht ganz fertig. Ich suche gerade nach einem Künstler, der die Decke mit dem Muster aus Heilerknoten bemalt. Und ich hätte es gerne, dass die blauen Wildblumen sich weiter ausbreiten und die ganze Umgebung des Grabs bedecken. Cu sagt, das waren ihre Lieblingsblumen.“
    „Weil sie die Farbe seiner Augen haben“, erwiderte Brighid.
    Elphame schaute ihre Freundin überrascht an. „Das ist mir vorher nie aufgefallen, aber du hast recht.“
    „Ich denke, Brenna würde gefallen, was ihr zu ihrem Gedenken geschaffen habt.“ Während Brighid die Worte aussprach, spürte sie deren Stimmigkeit mit dem Teil ihres Geistes, der sich erst kürzlich zu rühren begonnen hatte.
    „Sie war zu wichtig, um sie zu vergessen.“
    „Das wird nicht geschehen. Da sind siebzig geflügelte Kinder, die ihre Geschichte weitererzählen werden. Die Neuen Fomorianer scheinen ein sehr gutes Gedächtnis zu haben.“ Brighid hob nachdenklich eine Augenbraue. „Und ich denke, du musst nicht länger nach einem Künstler für das Deckengemälde suchen. Hat Lochlan erwähnt, wie viele der Hybriden von den inkarnierten Göttinnen der Musen abstammen?“
    „Ich kann mich nicht erinnern, dass er irgendetwas Besonderes über die Vormütter erzählt hat“, sagte El. „Ich war genauso überrascht wie der Rest des Clans, als ich

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