Beseelt
genutzt wurde. „Das ist die Straße, die zwischen der Burg und Loth Tor verläuft.“
„Endlich. Ich fürchtete schon, wir würden erst nach Einbruch der Dämmerung hier ankommen.“ Erleichtert bog Brighid mit den anderen auf den breiten Weg ein und wandte sich nach rechts.
„Ist es noch weit?“, fragte Liam.
„Nein, gar nicht. Heute Nacht wirst du bereits auf der MacCallan-Burg schlafen.“
„Werden sie uns dort mögen?“, wollte er mit leiser Stimme wissen.
Brighid schaute ihn über ihre Schulter hinweg an. Er musterte sie eindringlich und wartete auf ihre Antwort, als hielte sie die Schlüssel zu allen Geheimnissen des Universums in der Hand.
„Natürlich werden sie euch mögen“, sagte sie bestimmt. Als sie sich wieder nach vorne wandte, traf sie Cuchulainns ernster Blick. Nichts darin deutete an, dass er mit ihr übereinstimmte.
„Alles wird gut, du wirst schon sehen.“ In Etains Stimme schwang die gewohnte Selbstsicherheit mit, und auch die silberweiße Stute schnaubte zustimmend.
Die Inkarnation der Göttin lächelte Liam an. Sie schien sich überhaupt keine Sorgen zu machen. Brighid richtete den Blick auf Cu, und der schenkte ihr ein halbherziges Lächeln und zuckte mit den Schultern.
„Alles Wichtige?“, formte sie lautlos mit den Lippen.
„Ja“, sagte Etain, ohne einen von ihnen anzuschauen. „Absolut alles Wichtige.“
Liam flüsterte: „Sie weiß wirklich alles.“
Cuchulainn gab ein undefinierbares Schnauben von sich, und Brighid entschied, ihre Aufmerksamkeit lieber auf die Straße zu richten, da es langsam dunkler wurde.
Das Flattern von Flügeln kündigte Ciaras Ankunft an. Sie glitt in die Lücke zwischen ihnen.
„Sie sind bereit.“ Ihr Lächeln war ein wenig zittrig und ihre Augen stur nach unten gerichtet. „Ich glaube, ich bin nervös“, gab sie lachend zu.
„Wir sind alle immer ein wenig nervös, wenn wir nach einer langen Abwesenheit nach Hause zurückkehren, aber es ist eine glückliche Nervosität“, sagte Etain sanft. „Denk daran, das hier ist eure Heimat. Die Gebete und das Blut eurer Vormütter haben dafür gesorgt. Alles wird gut, du wirst schon sehen.“
„Du kannst ihr glauben. Die Göttin sagt alles, was wichtig ist.“
Liam sprach in bewunderndem, ungewöhnlich ernstem Ton, der den drei Erwachsenen ein Lächeln ins Gesicht zauberte.
„Das stimmt aber“, fügte er etwas gedankenverloren hinzu und war kurz darauf glücklicherweise zu sehr damit beschäftigt, die mächtigen Kiefern zu bestaunen, um weiterzureden.
Die Karawane aus über einem Dutzend Wagen, alle voller Neuer Fomorianer, folgte der Jägerin, dem Krieger, der Schamanin und der Inkarnation der Göttin auf die Straße, die den letzten Teil ihrer langen Reise markierte. Die vier Anführer bewegten sich in schweigender Erwartung, jeder tief in Gedanken versunken. Als Fand sich an die Seite seines Herrchens begab und neben Cus Wallach hertrottete, schaute Brighid ihren Freund an. Er sah angespannt und ernst aus. Wären sie allein gewesen, hätte sie ihn daran erinnert, dass er nach Hause ritt und nicht in eine Schlacht. Doch vor Ciara wollte sie so etwas nicht sagen – sie war sich nicht sicher, ob es gut wäre, die Aufmerksamkeit auf den Aufruhr zu richten, der in ihm tobte. Es könnte ihm peinlich sein. Im Grunde verstand sie, dass diese Heimkehr für ihn ein wenig wie der Zug in eine Schlacht war. Bald würde er darum kämpfen, seine Seele und sein Leben zurückzugewinnen, und es war auf der MacCallan-Burg gewesen, wo sich beides zu seinem Nachteil verändert hatte.
Die vertraute Straße folgte einer Biegung nach Westen, stieg leicht an, und mit einem Mal gab der Wald sie frei, und sie hatten einen Blick auf die sorgfältig gepflegten Ländereien der Burg. Die Sonne versank im Meer hinter der Burganlage und bildete einen grandiosen Hintergrund für das Anwesen, das hell erleuchtet war. Die cremefarbenen Mauern glühten in den Farben des Abendhimmels und empfingen sie mit der Wärme eines heimeligen Feuers.
„Das ist wunderschön“, flüsterte Liam.
„Wunderschön und perfekt und …“ Ciaras Stimme brach, und sie konnte nicht weitersprechen.
„Und es ist euer Zuhause“, vervollständigte Etain den Satz.
Zuhause …
Das Wort fand sein Echo in Brighids Brust. Es war nicht das offene Grasland aus ihrer Jugend, aber der Anblick der Burg schenkte ihr ein Gefühl von Heimat und Sicherheit.
„Hier ist in den letzten zwei Monden viel gearbeitet worden“, sagte Cu.
Er
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