Beseelt
für ihn, zu genesen.“
„Oh Göttin.“ Elphame keuchte. „Was sollen wir nur tun? Wir müssen eine Seelenerneuerung herbeiführen.“ Sie schaute sich verzweifelt um. „Mama! Sie kann das richten! Wir müssen …“
Brighid legte eine Hand auf ihren Arm und unterbrach so Elphames panische Rede.
„Deine Mutter weiß es bereits. Es wird eine Seelenerneuerung geben, aber sie wird sie nicht durchführen.“
Elphame runzelte die Stirn. „Wer dann? Dad? Kommt er her?“
„Nein, El.“ Brighid atmete langsam, aber tief durch. „Dein Vater wird es auch nicht sein. Ich werde es tun.“
Die Clanführerin blinzelte verwirrt. „Du?“
Brighid zuckte mit den Schultern. Ihr war ein wenig unbehaglich zumute. „Sieht so aus. Deine Mutter hat zugestimmt und Cu auch.“
„Du bist keine Schamanin.“
„Nein, aber das macht anscheinend keinen Unterschied. Ich … ich habe eine …“ Sie suchte nach den richtigen Worten. „Ich habe Macht in meinem Blut. Deine Mutter nennt es ein Talent. Ich lerne es gerade erst kennen. Ich denke …“ Sie atmete tief ein und fühlte sich, als müsste sie kopfüber in ein Becken mit Eiswasser springen. „Ich denke, es ist die gleiche Gabe, die auch meine Mutter im Blut hat. Du weißt, dass ich die Tochter von Mairearad Dhianna bin.“
Die Clanführerin nickte.
„Ich bin die ä
lteste
Tochter von Mairearad Dhianna.“
Elphame holte erschrocken Luft. „Und du hast die Herde verlassen, um Jägerin zu werden! Die ganze Zeit über habe ich angenommen, du seist eine der jüngeren Töchter der Hohen Schamanin.“ Sie schüttelte den Kopf. Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen. „Ich wette, dein Entschluss hat ordentlich für Aufruhr …“ Sie brach ab. „Deshalb verstehen wir uns so gut. Wir sind beide Töchter, die sich entschieden haben, mit der Tradition zu brechen. Ich hätte meiner Mutter als Eponas Auserwählte folgen sollen, du der deinen als Hohe Schamanin der Dhianna. Kein Wunder, dass die Göttin dafür gesorgt hat, dass sich unsere Wege kreuzen.“
„Abgesehen davon, dass deine Mutter deine Entscheidung unterstützt und gutheißt. Meine tut das nicht. Sie ist nicht wie Etain.“ Brighid starrte in die Nacht hinaus. „Als ich meine Mutter verließ, war ich entschlossen, einer ungewollten Bestimmung den Rücken zu kehren. Das schloss die Macht in meinem Blut ein, die mich an sie band. Ich dachte, ich müsste sie leugnen und unterdrücken, um zu beweisen, dass ich anders bin –, dass mir ein anderes Schicksal beschieden ist.“ Brighid rieb sich das Gesicht. Sie wollte sich Elphame erklären, doch das war schwierig. Würde es immer so schwer sein, über sich und ihr Leben vor ihrem Beitritt zum MacCallan-Clan zu reden? „Es gibt aber Teile meiner Macht oder Gabe, wie deine Mutter es nennt, die ich nicht leugnen kann. Du weißt, dass ich eine Meisterjägerin bin. Ich bin vermutlich sogar so gut darin, Beute aufzuspüren und zu erlegen, dass ich mich eigentlich um den Posten der Leitenden Jägerin von Partholon bewerben könnte.“
„Aber natürlich. Ich habe deine Fähigkeiten immer bewundert, genau wie der Rest unseres Clans. Wir schätzen uns sehr glücklich, dich bei uns zu haben.“
„Das liegt daran, dass meine Gabe eine besondere Verbindung zum Reich der Tiere beinhaltet.“ Brighid sprach schnell weiter, als sie spürte, dass ihre Freundin widersprechen wollte: „Ich sage nicht, dass ich nicht die Fähigkeiten einer Jägerin habe. Natürlich besitze ich die. Ich habe die Ausbildung durchlaufen. Ich verstehe, wie Tiere sich verhalten, und kann alles aufspüren, was sich auf der Erde bewegt. Aber ich habe mehr als nur die Kenntnisse einer normalen Jägerin. Ich spüre die Seele der Hirsche und Elche, Wildschweine und Bären. Ich kenne sie auf eine Weise, wie mir das nur dank des von Epona verliehenen Talents möglich ist.“
Eine Weile herrschte Schweigen. Zwei Freundinnen, die gemeinsam auf den schlafenden Wald hinausschauten und das Gesagte sacken ließen.
„Wäre ich in der Geisterwelt bewanderter, hätte ich die Wahrheit wohl erahnt. Jetzt, wo du mir davon erzählst, ist es auf einmal ganz offensichtlich.“ Elphame schaute Brighid an. „Mama weiß es, oder?“
„Deine Mutter weiß alles“, erwiderte Brighid lächelnd.
„Alles, was wichtig ist“, ergänzte Elphame.
„Nein, ich fange langsam an zu glauben, dass sie wirklich
alles
weiß.“ Beide lachten sie leise.
„So ist Mama. Sie ist Furcht einflößend und großartig und
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