Beseelt
hörte, dass ihre Schamanin die Enkelin von Terpsichore ist.“
„Warte, bis du ihre Talente siehst, die mit ihnen all die Jahre im Ödland verborgen waren. Die Wände ihrer Großen Halle sind mit spektakulären Gemälden bedeckt. Sogar in die Beine ihrer Tische haben sie wunderschöne Blumenmuster geschnitzt. Du, meine Clanführerin, hast eine Gruppe Künstler geerbt.“
„Das sind sehr gute Neuigkeiten. Ich frage mich, wieso Lochlan es nie erwähnt hat.“
Bevor sie die Neuen Fomorianer getroffen hatte, hätte Brighid ihm unlautere Motive für sein Schweigen unterstellt. Jetzt jedoch wusste sie es besser. Sie lächelte ihre Freundin an. „Männer – ob Menschen, Hybriden oder Zentauren – sind alle mehr oder weniger gleich. Sie sprechen zu wenig über das, was wichtig ist, und zu viel über das Offensichtliche.“
Elphame lachte. „Das, meine liebe Jägerin, ist nur zu wahr.“ Sie lehnte sich an die Burgmauer und musterte sie. „Willst du mir von deinem Lehrling erzählen?“
Brighid seufzte schwer. „Der Junge ist eindeutig verwirrt.“
„Und?“
„Aus irgendeinem Grund, den ich mir nicht erklären kann, liegt mir etwas an ihm. Er ist …“ Sie seufzte erneut. „Er ist einfach liebenswert. Und er hat keine Eltern.“
„Er braucht dich“, sagte Elphame.
„Ja, ich schätze, er braucht mich, und auf gewisse Weise brauche ich ihn wohl auch. Zumindest fühlte ich mich für ihn verantwortlich, nachdem er verletzt worden war.“
„Was ist passiert?“
„Die Krieger der Wachtburg waren nicht so erpicht darauf, die Neuen Fomorianer willkommen zu heißen wie der MacCallan-Clan. Alles, was sie über die Hybriden wussten, war das, was sie von Fallon gelernt hatten. Sie ist … sie hat noch mehr abgebaut.“ Brighid schüttelte den Kopf. „Sie hat Cuchulainn verhöhnt. Es war grausam und verstörend.“
„Ich hätte ihr Kind ignorieren und sie einfach töten lassen sollen. Für ihn. Für Brenna. Für uns alle.“
„Nein!“ Brighid wandte sich zu ihrer Stammesführerin um. „Du hast das Richtige getan. Alles andere wäre unzivilisiert und unrecht gewesen.“ Ihr Blick glitt zum Grab der Heilerin zurück. „Fallon hat Brenna getötet – und das war schrecklich –, aber sie tat es aus dem Wunsch heraus, ihr Volk zu retten. Indem sie den einzigen Weg wählte, der ihr ihrer Meinung nach offenstand, wurde sie mit Wahnsinn, Gefängnis und dem baldigen Tod bestraft.“
„Willst du etwa sagen, ihr sollte vergeben werden?“ Elphame schaute sie ungläubig an.
„Nicht vergeben, aber vielleicht können wir ein wenig Verständnis und Mitleid für sie aufbringen.“ Brighid stemmte die Hände auf die Balustrade. „Einige Dinge im Leben lassen sich nicht fein säuberlich in Gut und Böse einteilen. Oft müssen wir einfach nur versuchen, die Balance zu halten, wobei die Nadel hoffentlich mehr in Richtung des Guten ausschlägt. Manchmal trägt das Böse das Gesicht von Freunden und Familie, und das Gute sieht aus wie ein Fremder.“
Elphame musterte sie eindringlich. „Geht es dir gut, Brighid?“
Die Jägerin erwiderte ihren Blick. „Ich bin froh, wieder zu Hause zu sein.“
„Du hast mir gefehlt. Dass du und Cu gleichzeitig weg wart …“ Elphame atmete zitternd ein. „Ich hoffe, das geschieht so schnell nicht wieder.“
„Ich habe nicht vor, irgendwo hinzugehen, außer in die reichen Jagdgründe der MacCallan zum Jagen.“
„Gut. Wenn wir jetzt nur noch Cu überzeugen könnten, zu bleiben.“ Elphame wirkte mit einem Mal sehr ernst. „Danke, dass du mir meinen Bruder zurückgebracht hast. Dafür werde ich immer in deiner Schuld stehen.“
„Du musst mir nicht danken, El. Er ist auch mein Freund, und er gehört hierher. Zu dir – zur Burg. Hier kann er Heilung finden.“
Elphame seufzte. „Er sieht so alt und müde aus. Ich konnte sehen, dass es schwer für ihn ist, hier zu sein.“
„Das stimmt, aber dies ist der Ort, an dem er jetzt sein muss. Es ist an der Zeit, dass sein selbst auferlegtes Exil endet.“
Elphame schüttelte den Kopf. „Es passte so gar nicht zu ihm, einfach zu gehen. Er läuft vor Problemen nicht davon, und bisher hat er immer Kraft aus seiner Familie geschöpft.“
„Cuchulainn ging fort, weil seine Seele zersplittert ist“, erklärte Brighid. „Sein fröhlicher, lebenslustiger Teil konnte die Trauer um Brennas Verlust nicht ertragen. Er hat sich abgespalten und in die Anderswelt zurückgezogen. Deshalb war Cu nicht er selbst. Deshalb war es so schwer
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