Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beseelt

Beseelt

Titel: Beseelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cast
Vom Netzwerk:
bist.“
    Er machte sich daran, alle Kerzen im Zimmer anzuzünden, die sie erst vor so kurzer Zeit ausgepustet hatte. Sie setzte sich auf und schob sich ihr Haar aus dem Gesicht. „Ist es schon Morgen?“
    Cuchulainn hockte sich vor die Feuerstelle, wo er Holz nachlegte, um die Flammen wieder zum Leben zu erwecken. Über die Schulter warf er ihr einen Blick zu, streifte dabei kurz ihre nackten Brüste und schaute ihr in die Augen.
    „Nein. Es ist noch nicht Morgen. Zieh dich an.“ Er wandte ihr den Rücken zu und stocherte weiter im Feuer.
    Brighids Wangen wurden heiß. Sie erhob sich und schlüpfte in die Weste. Ihre Gedanken rasten. Was stimmte nicht mit ihr? Zentauren liefen oft nackt herum. Es war nichts Peinliches dabei, ihren Körper zu zeigen. Sogar wenn sie die traditionelle Lederweste trug, waren ihre Brüste oft zumindest teilweise zu sehen. Wieso errötete sie dann also wie ein junges Mädchen? Cu war in ihr Zimmer gestürmt, hatte sie aufgeweckt und so dafür gesorgt, dass sie sich … nackt fühlte. Das war lächerlich.
    „Cuchulainn, was ist los?“, fragte sie. „Ich bin müde. Und ich habe dir nicht die Erlaubnis gegeben, hier hereinzukommen und alles aufzuwecken.“ Sie zeigte auf die Kerzen und das Feuer.
    Er erhob sich und schaute sie an. Sein zerzaustes Haar stand ihm wild vom Kopf ab. Langsam schloss er die Augen, verschränkte die Finger so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten, und hob sie an seine Stirn. Es sah aus, als würde er sie gleich anflehen.
    „Cu?“ Sie machte sich allmählich Sorgen. Der Mann vor ihr sah gebrochen und verhärmt aus.
    „Hilf mir“, sagte er. „Ich kann nicht mehr. Ich kann nicht einen Tag länger so leben.“
    „Natürlich helfe ich dir. Darüber haben wir doch schon gesprochen.“
    „Ich will nicht mehr nur reden.“ Er öffnete die Augen. „Jetzt oder nie.“
    Brighid spürte Panik in sich aufwallen. „Cu, sei vernünftig. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt.“
    „Das muss er aber sein.“ Mit einer energischen Geste löste er seine Hände. „Ich kann nicht hier und nicht ich selbst sein.“
    „Du weißt, dass es deinen Schmerz nicht verändern wird, Cu. Er wird dadurch nicht vergehen.“
    „Das weiß ich!“ Er strich sich durchs Haar und tigerte vor dem Feuer auf und ab. „Ich muss lernen, ohne sie zu leben, doch das kann ich erst, wenn ich mich wieder vollständig fühle. Ich ertrage es nicht, hier zu sein – zu Hause zu sein –, wo ich sie kennen- und lieben gelernt und dann verloren habe. Ich atme, also lebe ich, aber nicht wirklich. Ich … ich kann es nicht besser erklären. Du musst mir einfach glauben, dass ich bereit bin. Entweder du hilfst mir heute Nacht oder ich werde morgen früh die Burg verlassen.“
    „Wegzulaufen wird das Problem nicht lösen.“
    „Das weiß ich auch!“ Er rieb sich über die Stirn und schaute ihr dann direkt in die Augen. „Hilf mir, Brighid. Bitte.“
    „Ich weiß nicht, ob ich das kann.“ Sie war den Tränen nahe.
    Beinahe lächelte er. „Ist das alles, was dich abhält? Du fürchtest, dass du den Teil von mir, der mir fehlt, nicht erwischen könntest?“
    „Was soll das heißen, ob das alles ist, was mich abhält? Natürlich macht mir das Sorgen. Ich bin keine Schamanin.“ Sie sprach klar und deutlich wie zu einem dickköpfigen Kind.
    „Aber es …“ Er brach ab, als er ihren Blick sah. „Ich meine, er oder ich oder wie auch immer du diesen fehlenden Teil nennst.“
    „Er.“
    „Er
hat dich doch bereits besucht. Das wird er wieder tun.“
    „Du scheinst dir dessen sehr sicher zu sein.“
    Jetzt lächelte er wirklich. „Das bin ich auch, Jägerin. Wir mögen dich – er und ich. Du bist spröde und angespannter, als dir guttut, aber wir mögen dich trotzdem. Er wird zu dir kommen. Du musst ihn nur rufen.“
    Brighid ignorierte das sonderbare Gefühl, das seine Worte in ihrem Magen auslösten. Natürlich mochte Cuchulainn sie. Sie waren Freunde, Kameraden, Mitglieder desselben Clans.
    „Entweder hilfst du mir oder wir gehen gleich jetzt zu meiner Schwester und meiner Mutter, und du erklärst ihnen, dass ich morgen früh fortreiten werde.“
    Mit gerunzelter Stirn sah sie ihn an. „Das klingt mir verdächtig nach einer Drohung.“
    „Das ist keine Drohung, das ist eine ganz klassische Erpressung.“
    Brighid schaute ihm in die türkisblauen Augen. Jegliches Geplänkel war aus ihrer Stimme verschwunden, als sie sagte: „Ich habe Angst, Cu.“
    „Wovor?“
    „Davor, zu versagen

Weitere Kostenlose Bücher