Beseelt
wunderbar.“
Brighid zögerte einen Moment, dann sagte sie: „Heute hat sie mir gesagt, dass ich sie an dich erinnere.“
Elphame grinste. „Das überrascht mich nicht.“
„Ich muss dir sagen, nachdem ich gemeinsam mit ihr gereist bin und sie näher kennenlernte, beneide ich dich, El. Ich kann mir kaum vorstellen, wie es gewesen wäre, eine Mutter zu haben, die mich so selbstlos liebt wie sie dich.“
Elphame legte den Kopf schief und schaute ihre Freundin an. „Das ist ein unbezahlbares Geschenk“, sagte sie schlicht.
„Eines, das ich nie erfahren werde.“
„Du musst nicht als Tochter von jemandem geboren worden sein, um dessen Liebe zu empfangen.“
Jetzt war es an Brighid, ihre Clanführerin erstaunt anzusehen.
Elphame lächelte. „Mama hat zwei Töchter, aber sie hat immer wieder gesagt, dass sie wünschte, Epona hätte sie mit noch mehr Mädchen gesegnet.“
Brighid verharrte in sich gekehrt. So fühlte es sich also an, für das, was man war, akzeptiert, geliebt und respektiert zu werden, und Elphame war nicht eifersüchtig auf sie oder wütend oder schockiert. Sie freute sich einfach nur darauf, die Liebe ihrer Mutter mit ihr zu teilen. Es war wie ein Wunder.
Dann stiegen Schuldgefühle in ihr auf. Sie hatte eine Mutter. Sicher, Mairearad war selbstsüchtig und manipulativ und sorgte sich ganz eindeutig mehr um sich selbst als um ihre Kinder, trotzdem war sie ihre Mutter. Wie sollte es möglich sein, gleichzeitig zwei Mütter zu haben?
Das war es nicht. Bei der Göttin, sie wünschte, es wäre möglich, aber das war es nicht.
„Brighid.“ Elphame berührte sie sanft am Arm. „Lass nicht zu, dass es dich zerreißt. Kannst du nicht die Liebe einer Mutter annehmen, ohne die der anderen zurückzuweisen?“
„Ist das nicht Betrug?“ Brighid versuchte erfolglos, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken.
„Nein, Schwester. Du bist gar nicht fähig zum Betrug. Da musst du dir etwas Besseres einfallen lassen.“
„Ich will’s versuchen“, flüsterte sie, drehte den Kopf weg und wischte mit dem Handrücken die Feuchtigkeit fort, die sie auf ihren Wangen fühlte. Eine Bewegung weckte ihre Aufmerksamkeit, und sie schaute genauer hin. Zwei Gestalten hielten sich zwischen den Fackeln auf, die Brennas Sarkophag beleuchteten. Die eine war ein Mann, die andere ein junger Wolf.
„Da ist Cu“, flüsterte Elphame.
Der Krieger trat an den Kopf des Grabs. Eine Weile stand er still da, dann legte er eine Hand an eine ihrer steinernen Wangen und beugte sich langsam hinunter. Brighid dachte, er würde die Lippen der Figur küssen, aber er lehnte nur die Stirn an den harten Marmor. Dann wandte er sich um und stolperte in die Dunkelheit. Der Wolf folgte ihm lautlos.
„Ich habe die schamanische Kraft in meinem Blut geleugnet“, sagte Brighid sanft. „Dann fand ich deinen Bruder im Ödland – zerrissen und verzweifelt. Irgendwie sah ich ein, dass ich ihm helfen kann, das ist auch schon alles, was ich wirklich verstehe. Ich weiß nicht, warum, aber Epona hat dich und deinen Bruder zu einem Teil meines Schicksals gemacht.“
Elphame drehte sich zu ihr um. „Unsere Göttin ist weise. Es gibt niemanden, dem ich meinen Bruder lieber anvertrauen würde als dir.“
„Ich hoffe, ich verdiene dein Vertrauen.“
„Das tust du, Schwester.“
Elphame lächelte, und auf Brighids Unterarmen bildete sich eine Gänsehaut, als kleine Machtpartikel plötzlich und unerwartet um sie beide durch die Luft wirbelten.
28. KAPITEL
I hre Kammer war gelüftet und für sie vorbereitet worden. Es handelte sich um einen Anbau an die Kriegerbaracke, eine Erweiterung des langen, schmalen Traktes, in dem derzeit die Neuen Fomorianer untergebracht waren. Elphame hatte eine dicke Mauer zwischen den ehemaligen Baracken und dem Quartier der Jägerin errichten lassen und darauf bestanden, dass der großzügige Raum einen eigenen Eingang bekam. Brighid hatte nicht gewollt, dass so viel Aufhebens um sie gemacht wurde, aber ihre Clanführerin hatte ihren Protest einfach ignoriert und eine Kammer errichtet, die ihrer Meinung nach der Jägerin der MacCallan würdig war. Das Zimmer bot Privatsphäre und war gut ausgestattet. Zu Brighids großer Freude hatte jemand während ihrer Abwesenheit einen Wandteppich aufgehängt, auf dem ein Bild der Ebene der Zentauren zu sehen war. Sie konnte sich gar nicht sattsehen an den bunten Wildblumen und dem hohen, sich wiegenden Gras.
„Möge die Göttin dich segnen“, murmelte sie und
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