Beseelt
Hand. „Hast du dich entschieden, was du tun wirst?“
Sie nickte und richtete ihren Blick auf ihn. „Ich weiß, was ich tun muss, seit ich Niam gesehen habe.“ Sie seufzte. „Ich wusste es sogar schon vorher. Ich denke, vielleicht wusste ich es mein ganzes Leben lang. Ich habe nur versucht, davor davonzulaufen.“
Sein Griff um ihre Hand verstärkte sich. „Du läufst vor nichts davon, Brighid.“
„Wie würdest du es dann nennen?“
„Überleben, Mut, Unabhängigkeit. So würde ich es nennen. Nur Feiglinge und Dummköpfe laufen davon.“ Sein Ton war bitter. „Ich muss es wissen. Ich bin vor der Trauer um Brennas Tod davongelaufen.“
Brighid versuchte zu lächeln. „Du bist kein Feigling.“
Sein bellendes Lachen sorgte dafür, dass ihre Seele sich leichter fühlte.
„Hoffentlich habe ich mein Limit an Dummheiten erreicht.“
Brighid schaute auf ihre miteinander verschränkten Finger und verzog das Gesicht. Beide mussten sie lachen.
Genau in diesem Moment klopfte Elphame sanft an die Tür und linste ins Zimmer. Ihre Augen weiteten sich, als sie sie zusammen auf der Matratze sitzen sah, Brot und Wein um sich verteilt, Händchen haltend und lachend.
„Schön zu sehen, dass mein Bruder sich endlich mal nützlich macht“, sagte sie neckend, und ihre Augen funkelten vor Freude.
„El! Du kommst genau richtig. Setz dich zu uns“, lud Cuchulainn sie ein.
„Ich wollte euch eigentlich holen. Dad ist hier.“
„Gut.“ Er erhob sich und wischte sich ein paar Krümel vom Kilt. „Wenn irgendjemand verstehen kann, was bei den Zentauren los ist, dann ist es unser Vater.“
Er streckte eine Hand aus, und Brighid nahm sie und stand zögerlich auf.
„Mach dir keine Sorgen. Du wirst ihn mögen.“ Er lächelte.
„Ich habe keine Angst, Midhir nicht zu mögen! Bei der Göttin, Cuchulainn, dein Vater ist der Hohe Schamane ganz Partholons!“
„Du musst nicht nervös sein, Brighid. Unser Vater wird dich auch mögen“, versicherte Elphame ihr. „Dad ist wundervoll, du wirst schon sehen.“
Brighid hatte das Gefühl, durch einen Traum zu laufen, als sie zu dritt in den Bereich gingen, in dem der Familientrakt lag. Bevor sie eintraten, blieb sie stehen und schaute zur jungen Sonne, die sich gerade über die östliche Burgmauer erhob.
„Wo ist Niam?“, fragte sie leise.
„Sobald meine Mutter ihren Leichnam gesalbt hatte, habe ich angeordnet, dass er in dem kleinen Raum neben der Krankenstation bleibt. Der Scheiterhaufen ist in der südlichsten Ecke des Burggeländes errichtet worden. Ich dachte, du möchtest ihn in Richtung der Ebene der Zentauren ausgerichtet haben“, sagte Elphame.
Brighid nickte. „Nachdem wir mit Midhir gesprochen haben, würde ich gerne ihr Begräbnisfeuer anzünden.“
„Natürlich. Ich sage dem Clan Bescheid, damit alles vorbereitet wird.“
„Dem Clan?“, fragte Brighid hölzern.
„Deinem Clan
. Sie werden dich nicht alleine am Scheiterhaufen deiner Schwester stehen lassen.“
Brighid sagte nichts, sondern stieß nur heftig den Atem aus. Sie fühlte sich traurig und resigniert. Dann straffte sie die Schultern. „Lasst uns mit eurem Vater sprechen.“ Sie ging voran, und ihre Hufschläge hallten gedämpft auf dem glatten Marmorboden.
Das Erste, was Brighid in dem opulenten Gästezimmer auffiel, war, dass man das Bett, das sich normalerweise auf einem runden Podest befand, durch eine Zentaurenpritsche ersetzt hatte. Als Nächstes fiel ihr der imposante Zentaur auf, der hinter Etains Stuhl stand und mit leiser Stimme zur Auserwählten sprach, die für den Tag angemessen frisiert wurde. Er war groß und hatte den kräftigen, hervorragenden Körperbau der erwachsenen zentaurischen Krieger. Sein Fell hatte ein dunkles Kastanienrot, das an den Fesseln in Schwarz überging. Sein dichtes Haar trug er lang und mit einem Lederband zurückgebunden. Sobald sie eintraten, schickte Etain die Dienerinnen weg und stand auf, um sie zu begrüßen. Sie nahm ihre Hände in ihre, und Brighid spürte eine Welle der Wärme und des Trostes bei der sanften Berührung der Hohepriesterin.
„Ich wusste, dass du dich erholen und stärker als zuvor sein würdest.“ Etain musterte sie sorgfältig. „Und jetzt lass mich dir meinen Geliebten vorstellen.“
Sie trat zur Seite und der Zentaur stellte sich neben sie.
„Midhir, mein Liebster, das hier ist Brighid Dhianna, die Jägerin der MacCallan.“
Brighid legte sich die Faust ihrer Rechten aufs Herz und fiel in die elegante
Weitere Kostenlose Bücher