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Beseelt

Beseelt

Titel: Beseelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cast
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den bitteren Geschmack nicht ganz übertünchen konnten.
    „Jetzt wirst du erst einmal schlafen, und wenn du aufwachst, wird dein Geist klar sein“, sagte Nara. „Ich kann dein Herz nicht heilen, aber ich verhelfe dir zu einem ausgeruhten Körper, damit du weise Entscheidungen triffst, während du trauerst.“
    „Nara“, rief Brighid der Heilerin zu, bevor die den Raum verließ, „lass nicht zu, dass Liam sich Sorgen um mich macht. Sag ihm, dass alles gut wird.“
    Zum ersten Mal lächelte die Heilerin. „Mach dir keine Gedanken, Jägerin. Ich werde dein Kind beruhigen.“
    „Ich muss jetzt auch gehen.“ Elphame küsste Brighid auf die Wangen. „Sei unbesorgt. Mama und ich kümmern uns um den Scheiterhaufen. Ruh dich aus. Ich komme bald wieder und sehe nach dir.“
    Es bereitete ihr Schwierigkeiten, die Augen offen zu halten. Sie suchte und fand Cuchulainns Blick.
    „Ich bleibe“, sagte Cu.
    „Gut.“ Ihre Lider flatterten und fielen zu. Stöhnend zwang sie sich, sie noch einmal zu öffnen.
    „Was ist?“
    „Ich habe Angst zu schlafen. Was, wenn ein Teil der Seele meiner Mutter in meinen Träumen zu mir kommt, so wie deiner?“
    „Das wird nicht passieren.“ Er setzte sich so auf die daunengefüllte Matratze, dass er sie in seine Arme ziehen konnte. „Das lasse ich nicht zu.“
    Sie legte den Kopf an seine Brust und versuchte, gegen die Wirkung des Schlaftrunks anzukämpfen. „Wie? Wie willst du sie aufhalten?“
    „Ich war schon früher in deinen Träumen. Ich werde wieder dorthin zurückkehren und sicherstellen, dass dir nichts passiert.“ Er drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel. „Ruh dich aus, meine schöne Jägerin. Ich passe auf dich auf.“
    Brighid konnte nicht länger dagegenhalten und ließ sich vom Schlaf übermannen.

35. KAPITEL
    A ls sie die Augen wieder öffnete, war es bis auf den leichten Schein des heruntergebrannten Feuers dunkel im Zimmer. Einen Moment lang rührte sie sich nicht, sondern erinnerte sich nur.
    Ihre Mutter war tot. Ihre Schwester war tot. Ihr Bruder war kurz davor, einen blutigen Rachekrieg anzuzetteln.
    Zögernd testete sie das Wissen in sich. Über den Tod ihrer Mutter spürte sie Erleichterung, die sofort von Schuldgefühlen überflutet wurde. Brighid baute sich mental wieder auf. Sie hatte keinen Grund, sich schuldig zu fühlen. Mairearad Dhianna war ihre Mutter gewesen, aber auch eine gemeine, manipulative Zentaurin. Die Macht hatte sie so sehr korrumpiert, dass sie schlussendlich die ihr von Epona verliehenen Gaben missbraucht und sogar ihre eigenen Kinder benutzt hatte. Die Welt wäre ein besserer Ort ohne die düstere Gestalt der Mairearad Dhianna, und sie würde sich nicht wegen etwas grämen, das in Wahrheit ein Gewinn, nicht ein Verlust war.
    Mit Niams Tod war das völlig anders. Er erfüllte sie mit großer Trauer. All die Jahre war sie dem wahren Charakter ihrer Schwester gegenüber blind gewesen. In ihrer Jugend hatte es eine Zeit gegeben, als Brighid ihrem Bruder nähergestanden hatte, doch nicht einmal damals, bevor ihre Meinungsverschiedenheiten begannen, hatte sie sich sonderlich um Niam gekümmert. Sie hatte geglaubt, Niam sei eine schöne Hülle – ahnungslos und nur an Schönheit, Unterhaltung oder Luxus interessiert. Niam hatte recht. Sie hatte sie getäuscht – sogar ihre mächtige Mutter. Am Ende hatte sie mehr Mut bewiesen als sie alle. Brighid nahm sich vor, dafür zu sorgen, dass die Erinnerung an ihre Schwester geehrt werden würde und dass man noch in vielen Jahren an den Lagerfeuern auf der Burg MacCallan Lieder über ihre Stärke sang. Sie hoffte nur, dass sie dann da wäre, um sie zu hören. Es könnte sein, dass die Entscheidung ihres Bruders das unmöglich machte.
    Ein Schatten löste sich von der Wand neben dem Feuer und ließ ihr Herz heftig schlagen. War das eine Erscheinung? War der Geist ihrer Mutter ihr gefolgt, um ihr eine weitere hasserfüllte Botschaft zu überbringen? Sie wappnete sich gegen den möglichen Angriff aus der Anderswelt, da nahm der Schatten eine menschliche Form an.
    „Nara sagt, wenn du aufwachst, wirst du durstig sein. Hier, trink das.“ Cuchulainn reichte ihr einen mit kaltem Wasser gefüllten Kelch.
    Brighid war erleichtert. Mit zitternden Händen griff sie danach und trank. Cu erweckte das Feuer zu neuem Leben und ging durch den Raum, um einige der Kerzen anzuzünden, deren Licht erfolgreich die in den Ecken lauernden Schatten vertrieb. Er brachte einen Korb vom Tisch an ihr Lager und setzte

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