Beseelt
grimmig.
36. KAPITEL
„D as kann er nicht.“ Etains klare Stimme war wie ein Funken, der in der Stille zischte, die nach Brighids Bitte entstanden war.
„Was meinst du damit, das kann er nicht?“, fragte Cuchulainn. „Ein Suchender auf dem Weg zu Eponas Kelch wird immer von einem Hohen Schamanen begleitet.“
„Du hättest besser aufpassen sollen, als deine Lehrer versucht haben, dir die Anderswelt näherzubringen, mein Sohn.“ Midhir milderte seine Worte mit einem Lächeln.
„Mairearad hätte Brighid auf ihrer Reise in die Anderswelt begleiten müssen“, sagte Elphame.
„Aber meine Mutter ist tot.“
„Sie könnte dich immer noch leiten“, sagte Etain sanft.
„Nein! Ich würde ihre Führung nicht akzeptieren. Sie käme zu einem Preis, von dem ich weiß, dass er zu hoch ist – sowohl für meine Seele als auch für die Dhianna-Herde.“
„Der Seelenführer muss jemand sein, der dir sehr eng verbunden ist – entweder durch sein Blut oder durch die Bindung eines Lebenspartners“, erklärte Midhir. „Obwohl ich Partholons Hoher Schamane bin, kann ich diese Position nicht einnehmen.“
„Dann werde ich den Kelch auf eigene Faust suchen müssen“, sagte Brighid bedächtig. Während sie die Worte sprach, spürte sie den kalten Hauch der Verzweiflung bei dem Gedanken an die einsame, gefährliche Aufgabe, die vor ihr lag. „Mein Bruder ist der einzige Blutsverwandte, den ich noch habe, und es ist die Position des Hohen Schamanen, die ich ihm nehmen will.“
Es ist unmöglich. Eine Hohe Schamanin zu werden ist schon schwer genug. Auf mich gestellt habe ich kaum eine Chance auf Erfolg. Aber mir bleibt keine andere Wahl – ich muss mich daran gewöhnen, allein zu sein. Wenn ich erfolgreich bin, kehre ich in ein Leben zurück, das aus Einsamkeit besteht
.
„Dann muss dein Lebenspartner dein Führer sein“, folgerte Cuchulainn.
Alle Augen richteten sich auf ihn, seine Aufmerksamkeit galt allein ihr.
„Ich gebe zu, mein Vater hat recht, ich habe meine Lektionen über die Anderswelt nicht gut gelernt. Es ist allgemein bekannt, dass ich mit dem Reich der Spiritualität nichts zu tun haben wollte, es scheint, mein Schicksal liegt dennoch in dieser Richtung. Ich habe versucht, es zu leugnen – doch es lässt sich nicht leugnen. Ich bin sogar davor davongelaufen – ich werde nicht so dumm sein, es noch einmal zu versuchen. Ich kann dich nicht führen, aber ich gebe dir mein Wort, dass ich dich diesen schattigen Weg nicht alleine gehen lasse. Meine Stärke soll deine sein, wenn du sie brauchst. Mein Schwert wird immer erhoben sein, bereit, dich zu beschützen. Vielleicht können wir gemeinsam deine Reise beenden und dein Geburtsrecht für dich beanspruchen.“
Brighid konnte kaum glauben, was sie da hörte. Verstand er denn nicht, dass das unmöglich war? „Aber du bist nicht mein Lebenspartner“, platzte sie heraus.
„Das werde ich aber sein, wenn du mich annimmst.“
Sie schüttelte den Kopf und fragte sich, ob alle das schmerzhafte Pochen ihres Herzens hörten. „Du musst das nicht tun, um mir zu helfen. Ich habe keine Angst, alleine in die Anderswelt zu gehen“, log sie. „Eine Lebenspartnerschaft ist nichts, was man auf sich nehmen sollte, um einem Freund in der Not beizustehen.“
Cuchulainns Lächeln war vertraulich und wissend. Er kam zu ihr und nahm ihre Hände.
„Wir sind Freunde gewesen. Aber, meine schöne Jägerin, daraus ist so viel mehr geworden. Meine Seele sagt mir, dass ich auf ein Leben mit dir als Partnerin setzen will. Was sagt dir deine Seele?“
Sie schüttelte erneut den Kopf. „Was meine Seele mir sagt, ist nicht wichtig, wenn ich keine Hohe Schamanin werde. Denk nach, Cuchulainn! Solange ich nicht in der Lage bin, meine Gestalt zu wandeln, hast du dich an jemanden gebunden, der nicht wirklich deine Frau sein kann.“
Seine Hände schlossen sich fester um ihre, und obwohl seine nächste Frage an Etain gerichtet war, schaute er unverwandt sie an.
„Mutter, wenn Vater die Fähigkeit verlieren würde, seine Gestalt zu wandeln, und niemals mehr in menschlicher Form zu dir kommen könnte, würdest du dann immer noch seine Frau sein wollen?“
„Natürlich. Es ist nicht die Gestalt deines Vaters, die mich an ihn bindet“, sagte Etain fest.
„Aber sie hatten Jahre zusammen“, warf Brighid ein. „Sie haben Kinder und ihr gemeinsames Leben, und sie haben ihr Bett jahrzehntelang geteilt.“
„Ich wette, dass wir das auch tun werden“, sagte
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