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Beseelt

Beseelt

Titel: Beseelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cast
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Haar zu bürsten, während sie sprach.
    „Wie könnte ich nicht schuldig sein?“
    „Deine Schwester hat sich entschieden, ihr Leben zu geben, damit du – und durch dich ganz Partholon – gewarnt bist. Sie hat dir keine Schuld gegeben, das hat sie ganz deutlich gemacht. Wenn du dich nun beschuldigst, beschmutzt du die Erinnerung an sie.“
    Brighid atmete zitternd ein. „Niam war stark und mutig.“
    „Ja … ja, das war sie.“
    „Niemand hat mir je mein Haar gebürstet“, sagte Brighid.
    „Als ich ein Kind war, hat Mama es immer bei mir gemacht, wenn ich mich besonders einsam fühlte. Ich verstand nie, warum, aber es schien jedes Mal zu helfen.“ Sie unterdrückte ein Schluchzen. „Ich … ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte, damit du dich besser fühlst.“
    Brighid drehte den Kopf herum, sodass sie ihre Freundin anschauen konnte. „Du hast genau das Richtige getan.“
    Es klopfte energisch an der Tür, dann wurde sie geöffnet. Ihre Flügel raschelten aufgeregt, als Nara ins Zimmer eilte, Cuchulainn folgte ihr dicht auf den Fersen. Die Heilerin trug einen dampfenden Topf, eine schwere Ledertasche hing ihr über die Schulter.
    „Entfach das Feuer, Krieger“, befahl sie und reichte Cuchulainn den Topf. „Das hier muss kochen.“
    Geschäftig richtete sie sich auf dem Fußboden neben dem Lager ein. Mit unglaublich sanften Händen fühlte sie den Puls an ihrer Stirn, an ihrem Hals und ihrem Handgelenk. Dann strich sie über den pferdlichen Teil ihres Körpers.
    „Ich bin nicht verletzt“, sagte Brighid.
    Nara schaute auf, während sie in ihrer Ledertasche wühlte und mehrere Bündel getrockneter Kräuter herauszog.
    „Meine Sorge galt mehr deiner Psyche, Jägerin“, sagte sie. „Jetzt bin ich weniger besorgt, was deinen Geist angeht, auch wenn ich immer noch möchte, dass du meinen Trank trinkst.“ Die Heilerin stand auf und gab die Kräutermischung in ein kleines engmaschiges Sieb.
    Brighid schüttelte den Kopf. Sie erinnerte sich an Brennas Gebräue. Sie wollte nicht schlafen – sie war sicher, dass es irgendetwas gab, das sie jetzt unternehmen musste, doch bevor sie sich rühren konnte, war Elphame zurück an ihrer Seite.
    „Mama kümmert sich um Niam. Heute können wir nichts mehr tun.“
    „Ich sollte zu ihr gehen. Ich muss …“ Brighid fehlten die Worte. Sie starrte ihre Freundin nur gebrochen an.
    „Eponas Auserwählte salbt den Leichnam deiner Schwester. Sie und ihre Dienerinnen sprechen Gebete und geleiten ihre Seele zur Göttin. Wynne und ihre Köchinnen reinigen die Große Halle. Bald rufe ich die Kinder, und sie werden kommen und die Burg mit Leben und Gelächter erfüllen.“
    „Aber was kann ich tun, El?“
    Elphame nahm ihre Hand. „Du musst schlafen und genesen, damit dein Geist klar wird, um Entscheidungen zu treffen, die dem Opfer deiner Schwester zur Ehre gereichen.“
    „Mehr nicht?“ Sie hörte selbst, wie geschlagen sie klang.
    „Das ist für den Moment genug“, versicherte Elphame ihr.
    „Ich wusste, dass sie tot ist“, sagte Brighid resigniert.
    „Niam?“
    Brighid schüttelte den Kopf. „Nein. Meine Mutter. Sie ist mir heute Morgen erschienen, als ich das Wildschwein erlegt habe. Sie sagte …“ Sie hielt inne und schluckte. „Ihr Geist hat mich angekreischt und mich aufgefordert, sie zu rächen.“ Sie machte wieder eine Pause. „Ich dachte … ich dachte, das wäre einer ihrer Tricks, ein weiterer Versuch, mich an einen Ort zu locken, an dem sie mich manipulieren … mich kontrollieren … mich benutzen könnte.“ Brighid schüttelte den Kopf. „Ich glaube, tief im Inneren habe ich gewusst, dass sie tot ist. Ich wollte mich dem nur nicht stellen. Das hätte ich aber tun sollen. Wenn ich mich in dem Moment zur Ebene der Zentauren aufgemacht hätte, wäre ich unterwegs vielleicht Niam begegnet und hätte sie aufhalten können, bevor sie …“ Ihre Stimme brach; sie war nicht in der Lage, weiterzusprechen.
    „Nein!“ Cuchulainn kniete sich neben sie, berührte ihr Gesicht, wischte ihre Tränen fort. „Tu dir das nicht an, Brighid. Du hättest das Schicksal deiner Schwester genauso wenig beeinflussen können wie ich das von Brenna. Lass sie gehen, meine starke, wunderschöne Jägerin. Lass Niam gehen.“
    „Trink das.“ Nara reichte ihr eine dampfende Tasse, deren Inhalt nach Lavendel und Gewürzen roch.
    Plötzlich sehnte Brighid sich nach süßem Vergessen. Sie trank die Tasse leer, ohne sich darum zu scheren, dass die duftenden Kräuter

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