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Beseelt

Beseelt

Titel: Beseelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cast
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ihr abwendet und sieht, was sie für eine Person ist, aber das tat er nie. Stattdessen fing er an, mich zu hassen. Vor allem nach …“ Sie verstummte, als wären ihr die Worte ausgegangen. Brighid starrte ins Feuer und erinnerte sich. Im Knistern der Flammen konnte sie beinahe die leise, verängstigte Stimme hören und den fürchterlich roten Sonnenuntergang dieses längst vergangenen Tages sehen.
    Cuchulainns Berührung an ihrem Arm ließ sie zusammenzucken. Ihr Blick glitt zu ihm zurück. Sie war sich bewusst, dass sie die Augen unnatürlich aufriss.
    „Was ist passiert?“
    Sie öffnete den Mund, und Worte, die seit Jahren ungesagt geblieben waren, sprudelten hervor: „Es war ziemlich zum Ende meiner Ausbildung zur Jägerin. Ich war ungefähr einen halben Tag vom Lager der Herde entfernt. Niemand wusste, dass ich da war. Als ich Wagenspuren sah, dachte ich, ich könnte sie zu Trainingszwecken nutzen. Ich wollte ihnen nachspüren und sehen, wohin sie mich führten, während ich die Geschichte las, die sie mir erzählten. Ich war bereits sehr gut darin, Tiere aufzuspüren.“ Sie zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Ich zog diese Kraft aus meiner Verbindung zu den Geistern des Tierreichs, doch das wusste ich damals noch nicht. Also war ich besonders daran interessiert, dieser Fährte zu folgen. Der Wagen wurde zwar von Pferden gezogen, ich konzentrierte mich jedoch auf die Abdrücke der Räder. Ich dachte, sie wären schwieriger zu lesen. Außerdem hatte ich den Weg verlassen und befand mich auf einem Teil der Ebene, in dem die Erde hart und Eindrücke schwerer auszumachen waren. Es begann zu regnen, nur wenig, aber ich erinnere mich, dass mir der erhöhte Schwierigkeitsgrad gefiel. Als Hufabdrücke sich mit denen des Wagens vermischten, war es leicht zu erkennen, dass es sich um die Fährte von Zentauren handelte. Fünf an der Zahl.“
    Sie fing seinen Blick auf und lachte trocken.
    „Ich wollte etwas Schwieriges tun, eine Geschichte in den Spuren lesen, und genau das wurde mir gewährt. Nur, dass nicht das Spurenlesen schwierig war. Das war eindeutig, zumindest für mich. Ich nehme an, Ciara würde sagen, ich sollte der Fähigkeit, die durch meine Adern fließt, für diese Klarheit danken. An dem Tag war mir aber nicht sonderlich nach Danksagungen zumute.“ Sie verstummte und hob den Weinschlauch an die Lippen.
    „Welche Geschichte haben dir die Spuren erzählt?“, fragte Cuchulainn sanft.
    Sie schaute ihn kurz an und blickte ins Feuer. „Sie verrieten mir, dass fünf Zentauren den Wagen gejagt hatten, dass die Pferde, die ihn zogen, in Panik gerieten und in Richtung der Baumgrenze und der Klippe getrieben worden waren, die der Fluss und die Zeit geformt haben. Dann musste ich keine Fährten mehr lesen, weil ich sie hörte. Ich bin dem Klang ihrer Schreie gefolgt und rutschte die Böschung hinunter zu der Stelle, an der der Wagen umgekippt war und seine Fahrerin sowie die Ladung aus bunten Tüchern ausgespuckt hatte. Ich erinnere mich, dass die meisten Stoffe in prächtigen Farben leuchteten. Rot, Blau, Smaragdgrün. Als ich sie also fand, dachte ich zuerst, ihr Unterkörper sei in purpurrote Stoffbahnen gehüllt.“
    Brighid schüttelte den Kopf. Ihr Blick ging in die Ferne, sie sah zu diesem Tag in der Vergangenheit.
    „Der Wagen war über sie hinweggerollt und hatte ihren Körper direkt unterhalb des Rippenbogens zerquetscht. Sie lag auf dem Boden, der Regen vermischte sich mit ihrem Blut, doch sie lebte. Sie weinte. Als sie mich sah, versuchte sie wegzukriechen und flehte mich an, ihr nicht noch mehr wehzutun. Ich beteuerte ihr, dass das nicht meine Absicht sei, aber ich fürchte, sie hat mir nicht geglaubt. Durch ihre Bewegung wurde die Blutung schlimmer. Als hätte sich etwas in ihr gelöst oder wäre zerbrochen. Sie wusste, dass sie starb, und sie wollte nicht alleine sein, selbst wenn das bedeutete, ihren letzten Atemzug in den Armen eines Zentauren zu tun.“ Brighid löste den Blick von den Flammen und schaute den Krieger an, der still und aufmerksam neben ihr saß. „Oh Cu. Sie war nur ein Mädchen. Sie sagte, sie habe sich von ihrer Händlerkolonne davongeschlichen, um Handel mit der Ulstan-Herde zu treiben und ihren Eltern damit zu beweisen, dass sie die Arbeit einer Erwachsenen tun könne. Doch sie hatte sich verirrt. Und dann waren die Zentauren gekommen, junge Männer, hatten sie umzingelt, ihre Pferde verschreckt und gelacht und gejohlt, während sie das Gespann über die Klippe

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