Beseelt
und sahen zu, wie ein weiterer Tag sich dem Ende neigte, dann stieg Cuchulainn von seinem Wallach ab und warf ihr die Zügel des anderen Pferdes zu.
„Ich sammle ein wenig Feuerholz und du kannst unsere Sachen auspacken. Ich denke nicht, dass wir heute Nacht ein Zelt aufschlagen müssen. Der Himmel sieht klar aus, und es ist warm genug.“
Bevor sie etwas erwidern konnte, verschwanden er und sein Wallach zwischen den Bäumen. Abzusatteln und das Lager aufzuschlagen würden sie wenigstens beschäftigt halten. Sie war hungrig. Wann hatte sie das letzte Mal gegessen? Am Morgen, bevor sie Niams Scheiterhaufen entzündet und sich dann mit Cuchulainn verbunden hatte. War das alles erst an diesem Vormittag gewesen?
Oh Göttin
. Sie hielt inne.
Heute ist meine Hochzeitsnacht
. Bei dem Gedanken wurden ihre Finger langsam und ungeschickt.
Atmen, einfach nur atmen
. Sie hob das letzte Bündel vom Pferd, rieb die Stute kurz mit einem Tuch ab und band sie fest. Dann fing sie an, Lebensmittel auszupacken, und dankte Etain, als sie die großzügige Anzahl mit Rotwein gefüllter Weinschläuche sah.
Sie nahm gerade einen großen Schluck, als Cuchulainn einen Armvoll Äste neben ihr auf den Boden legte.
„Oje, wir sind noch nicht einmal einen ganzen Tag verheiratet, und schon habe ich dich in die Arme des Alkohols getrieben“, sagte er und grinste jungenhaft.
„Ich war nur durstig.“
Er lachte unterdrückt.
„Willst du auch was?“, fragte sie.
„Auf jeden Fall – sobald ich den Wallach abgesattelt und versorgt habe. Ich denke, ich bin auch
durstig
.“ Er grinste sie an und führte sein Pferd zu der Stelle, auf der die Stute graste.
Brighid war ein wenig nervös und lenkte sich damit ab, dass sie das Holz fürs Lagerfeuer aufschichtete. Als Cu sich wieder zu ihr gesellte, hatte sie bereits dicke Scheiben Schweinebraten, Käse und Brot auf der Decke ausgebreitet.
„Bei der Göttin, das riecht gut!“
Sie befahl sich, sich zu entspannen, und lächelte ihn an. „Du würdest nicht glauben, was sich alles in diesen Päckchen verbirgt. Ich werde einige Tage nicht jagen müssen.“
„Das ist wohl Wynnes Werk.“
„Bis auf den Wein.“ Brighid warf ihm den Weinschlauch zu. „Der schreit förmlich nach deiner Mutter.“
Cuchulainn entkorkte den Schlauch und trank, dann seufzte er behaglich. „Möge Epona meine Mutter für ihre Liebe zu feinen Weinen segnen.“
„Und für ihre Bereitwilligkeit, sie zu teilen.“
Er nickte zustimmend und nahm einen weiteren Schluck. Dann ließ er sich neben ihr auf der Decke nieder, die nah am Lagerfeuer lag. Schon bald waren sie vollauf damit beschäftigt, heißes Schweinefleisch auf Brot zu genießen und gut gealterten Käse. Cuchulainn war beinahe mit seiner dritten Portion fertig, entspannt und offenbar gesättigt, da entschlüpfte ihm ein leises Lachen.
„Solche Brote werden mich immer an El erinnern“, sagte er.
„An El? Wieso das?“ Brighid gönnte sich einen weiteren Schluck des hervorragenden Weins.
„Sie war immer eine Einzelgängerin – sie mochte es, alleine loszuziehen, vor allem in den Jahren vor ihrem Studium am Tempel der Musen. Mutter wollte sie nicht einengen, also durfte sie die Welt entdecken und hatte sogar die Erlaubnis, ganz bis an die Grenzen der Ufasach-Sümpfe zu gehen, allerdings nur unter einer Bedingung.“
„Dass du sie begleitest?“
Cuchulainn grinste. „Du hast es erfasst.“ Er hob das kleine Stückchen, das von seinem letzten Brot übrig geblieben war, hoch. „Das hier war ihr Lieblingsessen, wenn wir zelten gegangen sind. Ich stelle mir vor, dass sie dahintersteckt und Wynne gebeten hat, es uns als Proviant mitzugeben.“
„Wie nett von ihr, daran zu denken“, sagte sie.
„So ist sie. Sie erinnert sich an die kleinen Dinge – das war schon immer so.“
Cuchulainns Stimme und seine Miene wurden bei dem Gedanken an seine Schwester weich.
„Dann habt ihr zwei euch immer nahegestanden? Selbst als ihr noch jung wart?“
Er nickte. „Immer. Es gab nur uns zwei, bis die Zwillinge geboren wurden. Da war ich schon sechs und El sieben. Arianrhod und Finegas waren so viel jünger.“ Er zuckte mit den Schultern. „Und sie hatten einander.“
„So wie du und El einander hattet.“
„Ja.“ Sein Lächeln konnte die Traurigkeit in seinen Augen nicht ganz vertreiben.
„Es tut mir leid, dass ich dich ihr weggenommen habe.“
„Du hast mich nicht weggenommen. Ich habe mich aus freiem Willen mit dir verbunden. Ich will nicht,
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