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Beseelt

Beseelt

Titel: Beseelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cast
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Außerdem war dabei jegliche Unterhaltung unmöglich, und er fragte sich, ob das von ihr beabsichtigt war.
    Er hatte sich mit ihr verbunden. Sie war seine Frau – seine Lebenspartnerin. Hätten sie sich entschieden, die Zeremonie privat abzuhalten und die Worte nur vor Epona auszusprechen, wäre ihr Gelübde für den Zeitraum eines Jahres bindend gewesen, aber sie hatten diese Möglichkeit ausgeschlagen, als sie Etain darum baten, ihr Gelöbnis zu bezeugen. Handfeste, die in Anwesenheit der Hohepriesterin von Partholon geschlossen wurden, waren ein Leben lang bindend. Natürlich würde man zwei Menschen nicht zwingen, beieinanderzubleiben, wenn einer von ihnen sich wirklich vom anderen trennen wollte, aber generell kam das sehr selten vor.
    Er sah zu, wie die schöne Jägerin das Tempo noch mehr anzog. Was dachte sie? Allein die Vorstellung, seine Mutter und seine Schwester an ein und demselben Tag zu verlieren, jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Sollte er versuchen, mit ihr darüber zu reden? Er überlegte, wie er sich nach Brennas Tod gefühlt hatte. Er hatte sich geweigert, dieses Thema anzusprechen, war vor seinen Erinnerungen an sie davongelaufen, war zerrissen gewesen … zersplittert. Brighid war vollständig. Würde sie nicht darüber reden wollen? Sich erinnern?
    Seine Gedanken nahmen ihn so sehr gefangen, dass ihm weder auffiel, dass der Himmel dunkler wurde, noch, dass Brighid langsamer lief. Erst als sein Wallach vom steten Galopp in holprigen Trab wechselte, schreckte er auf und lenkte sein Pferd neben die Jägerin.
    Brighid drehte sich zu Cuchulainn um. „Es ist beinahe dunkel. Ich dachte, wir sollten nach einem Platz Ausschau halten, an dem wir übernachten können.“ Sie zögerte und wich seinem fragenden Blick aus. „Oder wir könnten einfach langsamer werden und weiterreiten. Die Straße ist breit und übersichtlich. Vielleicht kommen wir in ein Dorf. Ich bin auf dieser Strecke von der Ebene der Zentauren hierhergekommen, aber meine Reise war …“ Sie kniff die Augen leicht zusammen bei der schmerzlichen Erinnerung. Während des hastigen Rückzugs aus ihrem alten Leben hatte sie sich nicht erlaubt zu denken. Sie hatte sich an das Versprechen einer Zukunft geklammert und nicht zugelassen, dass sich ihr irgendetwas in den Weg stellte. Jetzt war sie unterwegs in eine neue Zukunft, nur dass diese eher mit Schmerzen und Gefahr als mit Versprechen und Zufriedenheit erfüllt zu sein schien.
    „Ist schon gut, Brighid.“
    Cus Stimme klang so normal, so gewöhnlich. Sie stand in starkem Kontrast zu dem, was in ihrem Kopf vorging. Er war nur ein Mann, der mit einer Frau sprach. Nicht ein menschlicher Krieger, der verrückterweise mit einer zentaurischen Jägerin verheiratet war. Nicht ein Mann, der seine Partnerin auf einer sinnlosen Suche begleitete, die entweder erfolgreich war und sie blind in tiefe Gewässer führte oder erfolglos blieb und sie an die Küste einer auf ewig unvollzogenen Ehe spülte. Er war nur ein Mann –
der
Mann, der sich um sie sorgte und der sie akzeptierte. Es beruhigte sie und besänftigte ihre aufgewühlten Gefühle. Vielleicht sollte es das nicht, vielleicht war das dumm, aber so war es nun einmal.
    „Brighid“, sagte er. „Wir können gerne weiterreiten. Der Mond ist beinahe voll, und nachdem er aufgegangen ist, wird der Weg gut zu sehen sein, doch es war ein langer Tag.“ Er lächelte. „Ehrlich gesagt würde ich lieber eine Rast einlegen und gleich bei Morgenanbruch wieder aufbrechen.“
    Sie erwiderte sein Lächeln dankbar und spürte, wie das Eis, das ihre Gefühle den ganzen Tag im Griff hatte, langsam taute. „Weißt du, ob es hier irgendwo ein Dorf in der Nähe gibt?“
    „Auf der Strecke zur McNamara-Burg liegen fast nur Wälder und Weinberge.“ Er nickte in Richtung der rechten Seite des Wegs. „Wir könnten auf das Plateau hinaufsteigen. Das sollte grasig und somit ein guter Platz zum Übernachten sein.“
    „Geh vor“, sagte sie und war froh, dass sie ihm eine Weile einfach nur folgen musste.
    Cuchulainn zügelte seinen Wallach und dirigierte ihn zwischen den Bäumen hindurch, die die Straße säumten. Beinahe sofort stieg das Land an, bis sie schließlich aus dem Dickicht aus Eichen und Kiefern auf das Plateau traten, das in die beeindruckenden Klippen entlang der B’an-See überging. Die Sonne war bereits untergegangen, aber der Horizont über dem Meer war immer noch in bunte Farben getaucht. Einen Moment standen sie stumm nebeneinander

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