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Beseelt

Beseelt

Titel: Beseelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cast
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länger sie daraufstarrte, desto klarer wurde ihr, dass das nicht stimmte. Es war nicht so, dass sie sie nicht ansprachen. In Wahrheit versuchten alle, sie zu locken. Die Musik, die von jedem der Pfade ertönte, war verführerisch und magisch, und sie wollte nichts lieber, als das Netz der Verantwortung abschütteln, in das diese Suche sie immer mehr einwickelte. Sie könnte hierbleiben und diesen Wegen für die Ewigkeit folgen und auf ihnen entlanglaufen, so wie sie in ihrer Jugend über die Ebene der Zentauren gelaufen war. Sie wäre frei und glücklich und erfüllt von Musik und …
    „Brighid!“
    Sie blinzelte und schüttelte den Kopf in dem Versuch, den verführerischen Ruf der Melodie auszublenden.
    „Brighid! Du darfst mich nicht verlassen!“
    Ihr Blick klärte sich in dem Moment, in dem die Musik aufhörte. Cuchulainn starrte sie aus großen Augen an. Er hatte sein Schwert zwischen ihnen in den Boden gerammt und hielt sie fest, während sie versuchte, sich von ihm loszureißen und einen der drei Wege hinunterzulaufen.
    „Ich bin … ich bin hier. Ich bin zurück.“ Ihre Stimme wurde mit jedem Wort stärker. „Es war die Musik. Hast du gehört, wie die Melodie mich gerufen hat?“
    „Ich habe nichts gehört außer dem Ruf eines Raben“, sagte er rau. „Sonst nichts, Brighid. Du hast keinen Ton von dir gegeben. Anfangs hast du dich auch nicht bewegt, hast nicht geatmet, nicht auf mich reagiert. Dein Blick war leer. Dann fingst du an, dich vorwärtszubewegen, als wärst du eine lebende Tote. Sogar als ich dich packte, um dich daran zu hindern, hast du dich so benommen, als wäre ich gar nicht da – oder vielleicht bist du gar nicht mehr hier gewesen.“
    „Ich bin zurück.“ Sie berührte sanft seine Wange und zitterte bei der Erkenntnis, dass ihre Mutter versucht hatte, sie zu verhexen. „Du hast mich zurückgerufen.“
    „Ich werde dich immer zurückrufen, wohin du auch gehen magst.“
    Widerstrebend ließ er ihre Hand los, zog das Schwert aus dem Boden und strich sich mit den Fingern durchs Haar. „Aber ich würde es sehr zu schätzen wissen, wenn du einfach nicht weggingst.“
    Sie lächelte ihn an und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf die drei Wege. Als die lockende Melodie ihr dieses Mal zuflüsterte, widerstand sie ihr und weigerte sich, ihrem Werben nachzugeben. Je mehr sie sich widersetzte, desto mehr veränderte sich die Musik, bis sie nur noch das Echo eines wütenden Gekrächzes war. Dann spürte Brighid den Stein, der an der Kette um ihren Hals hing. Er war warm. Instinktiv schloss sie eine Hand darum. Seltsame, hohl klingende Worte schwebten durch ihren Geist, als seine Seele zu ihr sprach.
    Erinnere dich daran, wie ich dir gegeben wurde
.
    „Der Falke“, murmelte Brighid. Sie lächelte und sagte selbstbewusst: „Ich rufe meinen Seelenführer, den silbernen Falken!“
    Sein Schrei hallte vom mondbeschienenen Himmel, und er kam im Sturzflug auf sie zu, umkreiste sie und ließ sich hoheitsvoll auf dem untersten Ast einer alten Eiche am Rand des Waldes nieder.
    Brighid neigte den Kopf vor ihm und stieß Cuchulainn in die Rippen, damit er es ihr gleichtat.
    „Danke, dass du meinen Ruf erhört hast“, sagte sie.
    Der silberne Falke musterte sie.
    Wünschst du, deine Suche fortzusetzen?
Die Frage erklang deutlich in Brighids Gedanken. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass Cuchulainn erschrocken zusammenzuckte, und sie erkannte, dass er den Vogel ebenfalls hören konnte.
    „Ja, das tue ich“, antwortete sie.
    Dann sage mir, Jägerin, welchen der drei Wege würdest du wählen?
    „Keinen von ihnen.“ Brighid zögerte nicht, sondern gab die Antwort, die sich für ihre Seele am wahrhaftigsten anfühlte. Da die Kreatur ihrer Mutter versucht hatte, sie auf einen dieser Pfade zu locken, weigerte sie sich, einen davon einzuschlagen, auch wenn das Betreten des Waldes auf andere Weise unmöglich schien. Es kam ihr so vor, als wären die Bäume in der kurzen Zeit, seit sie und Cu hier standen, weiter gewachsen. Was anfangs wie ein Teppich aus Moos ausgesehen hatte, war nun eine Barriere aus Brombeersträuchern und Gestrüpp. Eindeutig führte der einzige Weg in die Wildnis über einen der drei Pfade – die sie alle gerade abgelehnt hatte.
    Du hast weise entschieden. Folge mir, Jägerin, und werde die, die zu sein dir bestimmt ist
.
    Der Falke erhob sich vom Baum und flog unglaublich niedrig zwischen zwei großen Eichen hindurch und in den Unheil verkündenden Wald hinein.
    „Vielleicht

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