Beseelt
zu und dachte über die Ironie der Situation nach. Hier stand er und beruhigte Ciara wegen etwas, mit dem er selbst zu kämpfen hatte. Er war versucht gewesen, die Neuen Fomorianer ungerecht zu behandeln, das hatte er ihr gegenüber zugegeben. Die Güte dieser Wesen war sogar für einen trauernden Krieger offensichtlich. Cuchulainn konnte mehr sehen als nur das Blut ihrer Väter und ihre Flügel. Aber wären die Krieger auf der Wachtburg auch dazu in der Lage? Sie hoffte es von ganzem Herzen.
„Wären es meine Kinder, würde ich sie über den Pass bei der Wachtburg nach Partholon führen“, sagte sie.
Ciara schaute von ihr zum Krieger. „Wenn Ihr glaubt, dass es das Beste ist, dann werden wir es so machen.“
Cuchulainn stieß einen Laut der Zustimmung aus und wandte sich nach Osten.
„Was meinst du, ist es in zwei Tagen zu schaffen?“ Brighid folgte seinem Blick.
„Mit Kindern? Ich denke, da kannst du die Zeit getrost verdoppeln.“
„Ich dachte, du würdest uns besser kennen“, sagte Ciara.
Brighid schnaubte und schaltete sich ein, bevor Cuchulainn auf diese Bemerkung reagieren konnte. „Ihr werdet ausreichend Gelegenheit bekommen, zu zeigen, wie ungewöhnlich Eure Jungen sind. Wie schnell können alle zur Abreise bereit sein?“
„Wann immer Ihr es sagt. Wir waren schon lange vor der Schneeschmelze darauf vorbereitet. Schließlich warten wir, wie Ihr wisst, seit über einhundert Jahren auf diesen Tag.“
„Wir werden im ersten Licht des Morgens aufbrechen“, sagte Cu.
„Im Morgengrauen soll es sein“, bestätigte Ciara mit fester Stimme. „Wir sollten schnell nach Hause zurückkehren, damit ich es den anderen sagen kann.“
Ciara breitete ihre dunklen Flügel aus und eilte mit diesen besonderen, gleitenden Schritten, die ihrer Rasse eigen waren, über den steinigen Untergrund. Sie hörte das Schlagen von Hufen, als die Zentaurin und Cuchulainns Wallach hinter ihr hergaloppierten. Sobald sie entschieden, nicht den verborgenen Pfad zu nehmen, sondern über den Pass bei der Wachtburg zu gehen, hatte sie gespürt, wie die Enge in ihrer Brust sich löste. Das erdrückende Gefühl, dass irgendetwas nicht richtig war, verschwand jedoch erst, als sie die Schatten der Berge weit hinter sich gelassen hatten und sich wieder auf der flachen Ebene des Ödlands befanden.
Die Gedanken wirbelten in ihrem Kopf herum, während ihre Beine sich im steten Rhythmus bewegten. Wieso war ihr diese Warnung geschickt worden? Die offensichtliche Antwort war, dass die spirituelle Welt mit der Jägerin übereinstimmte – der verborgene Pfad war für Kinder zu gefährlich, aber diese Erklärung kam ihr für eine so intensive Reaktion zu einfach vor. Die Jägerin hatte die Gefahr problemlos erkannt, und sie glaubte, dass die Einschätzung der Zentaurin ehrlich und korrekt war. Auch ohne übersinnlichen Anstoß hätte sie auf Brighid gehört, Cuchulainn tat es ebenfalls. Es wäre reine Zeitverschwendung, sie ohne Grund zu warnen. Eines hatte sie im Laufe der Jahre aus ihren Erfahrungen mit der Spiritualität gelernt: Deren Energie wurde niemals unnötig vergeudet, und Warnungen sollten nie als unnütz abgetan werden.
Sie musste sich Zeit nehmen, die Heilige Reise anzutreten und herauszufinden, was das andere Reich ihr sagen wollte. Es war immer weise, auf die Hinweise aus dem Reich der Geister zu achten.
8. KAPITEL
„I ch hätte nicht gedacht, dass sie es schaffen“, flüsterte Brighid, als sie sich zusammen mit Cuchulainn dem Herz der Siedlung näherte, wo sich alle Mitglieder der Neuen Fomorianer versammelt hatten. Vom kleinsten geflügelten Kind bis zur wunderschönen Ciara warteten alle gespannt auf sie, die Zentaurin, und den Krieger, die sie in das Land führen würden, das sie nur von Gemälden, aus Geschichten und aus den Träumen der Frauen kannten, die schon lange verstorben waren.
„Der Tag ist angebrochen, und wir sind bereit“, sagte Ciara. „Wir warten nur noch auf euch beide.“
Brighid bemerkte das stolze Glitzern in den Augen der geflügelten Frau und konnte es ihr schwerlich verdenken. Die Kinder standen aufgereiht wie kleine Krieger, jedes hatte eine Tasche auf den Rücken gebunden. Die Erwachsenen waren schwerer beladen. Sie zählte fünf, die lederne Tragegeschirre auf der Brust trugen, in denen die kleinsten Kinder ruhten. Der Proviant für die Reise war auf Tragen gestapelt. Sie prustete los, als sie bemerkte, dass man rauhaarige Ziegen davorgespannt hatte. Sie waren definitiv zur
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