Beseelt
oder sogar danach, wie Cuchulainn auf den Mord reagiert hatte, nie aber hätte sie gedacht, dass die geflügelte Frau nach dem Davor fragen würde.
Da sie ihre Überraschung sah, senkte Ciara die Stimme, damit die Worte nicht vom Wind an falsche Ohren getragen wurden: „Manchmal, wenn das Schicksal zu schwer ist und das Trauma einer Tragödie, einer Krankheit oder einer Krise mehr ist, als man ertragen kann, zersplittert die Seele, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Sie zerbricht in tausend Teile, und einige davon gehen verloren und lassen das Individuum gebrochen zurück … es fühlt sich einsam … nicht vollständig. Anfangs handelt es ich um einen Abwehrmechanismus, der uns hilft, etwas zu überleben, das uns normalerweise zerstören würde, aber trotzdem ist die Person …“ Sie kämpfte sichtlich, das richtige Wort zu finden, um sich verständlich auszudrücken.
„… immer noch beschädigt?“, half Brighid ihr aus.
„Genau.“ Ciara lächelte dankbar. „Ihr habt die Instinkte einer Schamanin, Jägerin.“
Brighids Miene wurde ausdruckslos, und sie kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. „Da irrt Ihr Euch.“
Ciara zuckte unter ihrem wütenden Ton nicht mal mit der Wimper.
„Ihr werdet feststellen, dass ich mich selten irre. Vielleicht liegt es an meiner Verbindung zum Feuer, das ich immer als reinigendes und nicht als zerstörendes Element wahrgenommen habe. Meine Instinkte täuschen mich nicht. Noch bevor ich Euch getroffen habe, träumte ich von der Ankunft eines silbernen Falken – eines der mächtigsten spirituellen Führer, die es gibt.“
„Ich habe keinen spirituellen Führer. Ich bin keine Schamanin.“ Brighids Stimme war hart wie Stahl.
„Wir werden sehen, Jägerin“, erwiderte Ciara sanft und brachte das Thema zurück auf den Krieger: „Wie gesagt, eine zersplitterte Seele richtet in der Person großen Schaden an. Und wenn die Teile nicht wieder zusammengeführt werden … Stellt Euch eine unsichtbare, klaffende Wunde vor, die sich einfach nicht schließen will und sich entzündet und eitert.“
„Und Ihr könnt das richten?“ Die Schärfe in ihrer Stimme sollte die Mischung aus Verwirrung und Panik verbergen, die Ciaras Worte bei ihr ausgelöst hatten.
„Nicht immer. Manchmal wünscht eine Seele, nicht geheilt zu werden.“
„Was geschieht dann?“
„Oft folgt darauf Selbstmord. Oder die Person klammert sich weiter an das Leben, ist aber nur eine Hülle dessen, was sie einmal war“, sagte Ciara traurig.
„Und zu wissen, wie Cuchulainn war, bevor er Brenna verlor, würde Euch helfen, ihn zu heilen?“ Brighid stellte die Frage, obwohl ihr Instinkt ihr die Antwort bereits verriet.
Ciara seufzte. „Vielleicht. Eine zersplitterte Seele ist schwer genug zu heilen, wenn der Patient die Hilfe offen annimmt. Ohne Cuchulainns Mitarbeit kann ich nur wenig tun, außer zu versuchen, mit dem Teil von ihm in Kontakt zu treten, den er verloren hat, und seine beschädigte Seele zu verlocken, sich für das Leben und für Heilung zu entscheiden anstatt für Verzweiflung und Tod.“
Brighid nickte. Sie dachte an ihre frühe Kindheit zurück und an die Zeit, als ihre Mutter die Traurigkeit anderer Zentauren linderte. Ihre Mutter hatte zersplitterte Seelen geheilt, wurde ihr mit einem Mal klar. Sie schämte sich, dass sie niemals zuvor darüber nachgedacht hatte. Es hatte eine Zeit gegeben, in der ihre Mutter in ihren Augen ein leuchtendes Beispiel für alles Gute gewesen war. Aber das war, bevor Mairearad so von der Macht, die ihre Position ihr verlieh, besessen war. Brighid hatte schon vor langer Zeit aufgehört, ihre Mutter als spirituelle Heilerin zu sehen; dieser Gedanke erfüllte sie auf einmal mit ungeahnter Traurigkeit. Cuchulainn, rief sie sich in Erinnerung, es geht hier um Cuchulainn, nicht um mich und nicht um die Dhianna-Herde. Sie war jetzt Teil des MacCallan-Clans, und er war ihr mehr ein Bruder, als ihr eigener es seit Jahren war.
Sie schluckte, weil ihr ein Kloß in der Kehle steckte. „Cu war ein Schlingel. Elphame hat ihn oft als unverbesserlich bezeichnet, und damit hatte sie vollkommen recht. Er war ein fürchterlicher Schürzenjäger. Man würde es nicht glauben, aber auf seinem Gesicht lag immer ein Lächeln. Er lachte mit einer Offenheit, die ich zu gleichen Teilen schrecklich jungenhaft und lächerlich anziehend fand – eine Aussage, die ich sofort leugnen werde, solltet Ihr sie ihm gegenüber jemals wiederholen.“
Ciara strahlte. „Fahrt
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