Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beseelt

Beseelt

Titel: Beseelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cast
Vom Netzwerk:
Abreise bereit.
    Cuchulainn fand als Erster seine Stimme wieder. „Sehr gut.“ Er nickte den strahlenden Kindern zu, ohne ihr Lächeln zu erwidern. „Unser Weg führt zuerst nach Osten, bevor wir uns nach Süden wenden und Partholon betreten.“
    Er schwang sich auf seinen Wallach, schnalzte mit der Zunge, und schon trabte er der aufgehenden Sonne entgegen.
    Brighid gesellte sich zu ihm. Als die Gruppe hinter ihnen einen Jubelschrei ausstieß und sich in Marsch setzte, zuckte sie zusammen. Jemand stimmte ein uraltes Lied an, das von den Kindern Partholons seit Urzeiten Eponas Sonne zum Gruß gesungen wurde.
    „Wir grüßen dich, Eponas Sonne,
die du so hoch am Himmel reist,
mit deinen starken Schritten
auf den Flanken der Gipfel
bist du die glückliche Mutter der Sterne.“
    Bald fiel ein anderes Kind in den Gesang mit ein und noch eins und noch eins, bis der Morgen vom fröhlichen Klang der Kinderstimmen widerhallte, die ihre Göttin priesen.
    „Du sinkst in das gefährliche Meer,
ohne Schaden und Schmerz
.
    Du erhebst dich auf der ruhigen Welle,
wie ein junger Stammesführer in voller Pracht …“
    „Das wird eine verdammt lange Reise.“ Brighid seufzte.
    „Da magst du recht haben“, stimmte Cuchulainn zu. „Aber es könnte schlimmer sein.“
    „Wie das?“
    „Sie könnten auf dir reiten.“
    Wegen des Gesangs aus siebzig Kinderkehlen war Brighid sich nicht ganz sicher, aber sie glaubte, den Krieger unterdrückt kichern zu hören.
    Als der Mittag sich dem Nachmittag ergab und der sich dem Abend, war Brighid überzeugt, dass das Ödland der trübseligste Ort war, den sie je hatte besuchen müssen. Sie hatten nur wenige Stunden gebraucht, um die Berge zu erreichen. Sobald sie im Schatten der roten Giganten angekommen waren, hatte Cuchulainn ihre Gruppe nach Süden dirigiert, und sie waren während des Vormittags parallel zur Gebirgskette gegangen.
    Ihr Blick glitt über die Landschaft. Hässlich, dachte sie, während sie die spitz hervorstechenden Schieferplatten betrachtete und die niedrigen, schütteren Pflanzen, die hier als Bewuchs herhalten mussten. Abgesehen davon, dass sie fürchterlich abstoßend war, machte die Gegend sie auch nervös. Die Landschaft wirkte zwar flach und so, als wäre es einfach, sich in ihr zurechtzufinden, aber in Wahrheit lauerten überall tiefe Schluchten, die wie von Riesenhand in den Boden geschlagen wirkten. Schieferbrocken lagen herum. Es wäre leicht, danebenzutreten. Ein Fehltritt, und sie könnte sich ein Bein brechen – selbst bei diesem langsamen Tempo, mit dem sie sich fortbewegten.
    Das Gebirge war nicht besser als das Land, an das es sich anschloss. Rot und einschüchternd standen die Gipfel wie stumme Wächter, lösten aber kein beruhigendes Gefühl aus. Vielleicht mussten Berge einschüchtern und Bewunderung einfordern. Brighid hatte wenig Erfahrung mit solchem Gelände. Die einzige Landschaft, die sie zum Vergleich heranziehen konnte, waren die Blau Tors, die sanften Hügel, die die Zentaurenebene nordwestlich vom restlichen Partholon trennten. Die Tors waren keine wirklichen Berge, auch wenn sie im Vergleich mit der flachen, offenen und freien Landschaft der Ebene durchaus beeindruckend wirkten. Sie hatten nichts gemein mit den drohend aufragenden, roten Hindernissen der Trier-Bergkette. Die Blau Tors waren rundlich und so dicht mit dicken, gedeihenden Bäumen bewachsen, dass sie aus der Ferne die Farbe von Saphiren im Nebel hatten. Wo die Tors willkommen heißend und von Flora und Fauna beseelt waren, waren die Berge Trier das genaue Gegenteil. Brighid warf ihnen einen misstrauischen Blick zu und war wieder einmal froh, dass Cu und Ciara auf ihren Rat gehört und nicht versucht hatten, die Kinder über den gefährlichen verborgenen Pass zu führen.
    Das Lachen von zwei jungen Mädchen wurde ihr vom Wind zugetragen. Die Jägerin musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, was sie dort sehen würde. Die kleinen Flügel entspannt, sodass sie fast über den Boden schleiften, hatten die Mädchen die Köpfe zusammengesteckt und kicherten. Ü
ber … über …
Brighid schnaubte. Ü
ber Göttin weiß was!
Wie diese Kinder so viel Freude und schlichtes Glück finden konnten, obwohl alles, was sie umgab, alles, was sie je kennengelernt hatten, nur trostloses Ödland war und der Kampf ums Überleben, der selbst für einen erwachsenen Zentauren eine Herausforderung wäre, war ihr unbegreiflich. Und sie waren nur Kinder! Es erstaunte und verwirrte sie

Weitere Kostenlose Bücher