Beseelt
musste mit einer Schamanin sprechen, nicht mit einer Jägerin, aber der Krieger würde sich niemals an eine wenden. Nach dem Ausschlussverfahren war sie alles, was er hatte.
„Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Cu“, gestand sie ihm. „Ich fürchte, dass man vor dieser Art Schmerz nicht davonlaufen kann. Du musst dich ihm stellen. Und dann kannst du entscheiden, ob du genesen und weitermachen willst oder ob du weiterhin wie eine große, atmende Wunde leben möchtest. Ich weiß, was Brenna für dich gewählt hätte.“
Er sah sie aus alt wirkenden, müden Augen an und rieb den Punkt zwischen seinen Augenbrauen.
„Ich weiß es auch. Ich denke immer, wenn ich sie wütend genug mache, wird sie wenigstens in meinen Träumen zu mir kommen, um mich auszuschimpfen.“ Sein trockenes, humorloses Lachen klang mehr wie ein Schluchzen. „Aber sie kommt nicht. Sie wird nie kommen. Ich habe die Spiritualität zurückgewiesen, und genau dort befindet sie sich.“
Hilflos sah Brighid zu, wie er sich quälte. „Du musst dich ausruhen.“
Er nickte, und wie ein Schlafwandler machte er sich wieder auf den Weg zu ihrer Hütte. Er erinnerte sie an ein verwundetes Tier. Es brauchte ein Wunder, um ihn zu heilen, oder jemanden, der ihn von seinem Elend erlöste.
7. KAPITEL
D as Feuer war zu glühenden Resten niedergebrannt, aber Brighids scharfe Augen brauchten nur wenig Licht. Sie glaubte, dass Cuchulainn endlich eingeschlafen war. Von ihrer Seite der Hütte aus hatte sie mit angesehen, wie der Krieger sich in den Schlaf kämpfte. Es war, als wehre sein Körper sich gegen die Entspannung – eine weitere Strafe für seine gepeinigte Seele. Kein Wunder, dass er so verhärmt aussah. Was er brauchte, war eine von Brennas Teezubereitungen, die ihm Ruhe schenken würde. Die Jägerin stieß langsam den Atem aus. Nein, was Cuchulainn brauchte, war Brenna.
Auch sie war müde. Es war nicht gelogen, als sie Ciara sagte, sie müsse sich zurückziehen. Sie verlagerte das Gewicht ein wenig und kuschelte sich bequemer auf die Seite. Der leichte, angenehme Duft der Zwergheide, die den Boden bedeckte, stieg ihr in die Nase. Ihre Lider fühlten sich schwer an, aber sie widerstand dem Drang, zu schlafen. Erst musste sie noch etwas prüfen. Und jetzt, wo Cuchulainn schlief, konnte sie damit beginnen.
Sie schaute in die rostroten glühenden Kohlen und entspannte ihren Körper, während ihre Atmung langsamer und tiefer wurde. Sie würde nicht in den Trancezustand gleiten, der zu einer Heiligen Reise führte, aber sie brauchte die unbedingte Konzentration der Meditation, die der erste Schritt in die Welt der Spiritualität war.
Weiter würde sie jedoch nicht gehen. Das ließ sie nie zu und hatte es nie zugelassen. Den Blick auf die Kohlen gerichtet, stellte die Jägerin sich vor, sie stünde wie am Nachmittag am Rand der Schlucht und warf das erste Mal einen Blick darauf. Sie sah das ordentlich ausgerichtete Lager und die solide errichteten Gebäude. Dann schaute sie noch einmal hin, aber dieses Mal sah sie mit den Sinnen, die über die reine Sehkraft hinausgingen. Das Bild verschwamm, als würde Wind über Wasser streichen, und die Farben veränderten sich. Das dumpfe Grau und Rostrot des Ödlands verwandelte sich in strahlend helles Grün – eine Farbe, die Leben und Gesundheit und das Versprechen von Frühling in sich trug. Brighid ließ zu, tiefer in die Trance zu fallen. Sie breitete ihre Sinne aus. Der grüne Schein intensivierte sich, und ihr spirituelles Sehvermögen wurde klarer. Das Licht kam von Dutzenden schimmernden Gestirnen, die hell vor den kargen Farben des Ödlands erstrahlten.
Bevor sie ihre Konzentration noch mehr bündeln konnte, spürte sie etwas, das nicht aus dem Lager kam. Ihre Vision der Siedlung wurde mit einem Mal von dem Gefühl gestört, dass sich etwas hinter ihr befand. Sie wurde kribbelig und stellte sich vor, sich umzudrehen. Die Berge wankten und wurden rot, als wären sie in Blut gebadet. Erschrocken ließ sie in ihrer Konzentration nach. Sie war wieder in der Hütte und starrte auf die Kohlen in der Feuerstelle.
Was hatte das zu bedeuten? Sie wünschte, sie besäße das Wissen ihrer Mutter. Denke, befahl sie sich. Das Lager der Hybriden war in ätherisches Grün getaucht gewesen. Diese Farbe hatte keinerlei negativen Beiklang. In der spirituellen Welt repräsentierte sie das, was sie auch in der physischen Welt bedeutete – Wachstum, Wohlstand und den Beginn neuen Lebens. Hatte sie im grünen Schein
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