Beseelt
Denn immerhin bist das
du
.“
„Ich
bin ich.“
„Nein“, sagte sie leise. „Nein, Cu, das bist du nicht. Im Moment bist du lediglich ein Teil von dir.“
Er antwortete nicht und hielt den Blick stur auf den steinigen Weg vor sich gerichtet. Brighid seufzte. „Und der Mann, der mich in meinen Träumen besucht hat, ist auch nur ein Teil von dir.“ Sie hielt inne, weil sie nicht wusste, wie viel sie ihm sagen sollte. Dann stieß sie frustriert die Luft aus. Hilf mir, Epona, betete sie stumm. Ich will ihm nicht noch mehr Schmerzen bereiten. „Der Cuchulainn aus meinen Träumen denkt, wir sind immer noch auf der MacCallan-Burg. Er glaubt, es ist der erste Abend, nachdem wir angefangen haben, Elphames Schlafgemach herzurichten.“
Bei diesen Worten fiel seine Maske in sich zusammen. Seine Stimme war rau vor unterdrückten Emotionen, als er sagte: „Er glaubt, Brenna ist noch am Leben?“
Brighid lächelte traurig. „Nicht wirklich. Ein Teil von ihm weiß, dass sie es nicht ist – er leugnet es nur. Ohne die Stärke, die du in dir hast, ist er nur ein ausgelassener, Spaß liebender junger Mann – vollkommen unfähig, sich mit Enttäuschung, Traurigkeit oder Schmerz auseinanderzusetzen. Er ist nur ein abgesplittertes Stück von dir.“
„Und ohne ihn scheine ich das Leben nicht ertragen zu können.“
„Du musst dieses Stück zurückhaben wollen, Cu. Ich kann es alleine nicht erreichen. Jedes Mal, wenn ich es versuche, verschwindet es.“
„Vielleicht will dieser Teil von mir nicht in die Wirklichkeit zurückkehren. Ich kann es ihm nicht verdenken. Wenn ich Brennas Tod leugnen könnte, würde ich es tun.“
„Würdest du? Ich glaube nicht. Dieser voller Leben steckende Teil von dir leugnet nicht nur Brennas Tod, er hat sich auch entschieden, zu vergessen, wie viel Liebe du bei ihr gefunden hast. Willst du das wirklich? Brenna komplett vergessen?“
„Natürlich nicht“, sagte er verärgert. „So gut solltest du mich kennen.“
„Dann musst du dir mehr Mühe geben.“
„Ich tue alles, was ich kann“, stieß er schmerzerfüllt aus.
Das Flattern von Flügeln kündigte Ciaras Kommen an, und Brighid verstummte. Die Schamanin schaute von ihr zu Cuchulainn.
„Ihr zwei streitet, als wäret ihr schon seit vielen Jahren verbunden“, sagte sie.
„Göttin, bewahre!“, rief Brighid.
Der grimmige Laut, den er ausstieß, war vielsagender als jeder Kommentar. Ciara lachte.
„Ihr protestiert sogar wie ein verheiratetes Paar. Ich bin aber nicht gekommen, um mit euch über eure Beziehung zu sprechen. Wir nähern uns dem Eingang zum Pass. Bevor wir nach Partholon hineingehen, sollten wir uns einen Moment Zeit nehmen und Epona um Unterstützung und Schutz bitten.“
„Woher weißt du, dass wir in der Nähe des Passes sind? Bist du schon einmal hier gewesen?“, fragte Brighid.
„Natürlich nicht. Ich weiß es nur aus den Geschichten unserer Mütter.“ Sie breitete die Arme aus und deutete auf das weite Land, das sie umgab. „Man erzählte uns, die Felsen nehmen einen tieferen roten Farbton an, beinahe wie Blut, je näher man dem Pass bei der Wachtburg kommt. Unsere Vormütter haben uns davor gewarnt, uns hier aufzuhalten. Wir sollten die roten Felsen meiden und den Pass, durch den sie von Partholon hierhergekommen sind.“
Cuchulainn schaute sich um. Er ärgerte sich, weil ihn das Streitgespräch mit Brighid so sehr in Anspruch genommen hatte, dass ihm die Veränderungen in den gezackten Felsen, die die Berge einrahmten, nicht aufgefallen waren. Er wusste, das dunkler werdende Rot kündigte den Pass an.
„Das ergibt Sinn“, sagte Brighid nachdenklich. „Natürlich haben die Frauen gesagt, dass ihr dieser Gegend fernbleiben sollt. Sie fürchteten, man könnte euch gefangen nehmen.“
„Und töten“, fügte Ciara hinzu.
„Jetzt wird es anders sein“, versicherte Cuchulainn ihr.
Sofort kehrte Ciaras breites, argloses Lächeln zurück. „Natürlich wird es das. Wir haben euch beide und das Opfer deiner Schwester. Alles wird gut werden.“
Er sagte nichts, wünschte aber, sie würde nicht so naiv zufrieden wirken. Partholon hatte über ein Jahrhundert damit verbracht, die Fomorianer zu hassen. Es würde mehr als das Wort seiner Schwester und die Anwesenheit eines Kriegers und einer Jägerin bedürfen, um ein Volk für sich zu gewinnen, das sich immer noch gut an das Gemetzel erinnerte, das von den geflügelten Dämonen veranstaltet worden war.
„Cu und ich haben gerade über den Pass
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