Beseelt
gesprochen. Wir glauben, er sollte noch einmal mit den Kindern reden – ihnen versichern, dass alles gut ist –, bevor wir weitergehen“, sagte sie.
Ciara lächelte strahlend. „Das würde ihnen gefallen, Cuchulainn! Ich sag es schnell weiter.“ Sie drückte seinen Arm und eilte davon.
„Das war offensichtlich die richtige Entscheidung.“
Brighid schlug einen lockeren Ton an, doch es klang erzwungen. Ihr Blick ging zwischen ihm und Ciara hin und her, als die Schamanin mit ihnen sprach. Cuchulainn schüttelte seine Gedanken ab und konzentrierte sich wieder auf die Umgebung.
„Da!“ Er zügelte seinen Wallach und deutete auf einen Spalt in den dunkelroten Felsen. Kein Busch und kein Baum wuchs in dessen Nähe. Die Seitenwände waren glatt, und der Wind heulte gespenstisch durch die Kluft. „Das ist der Eingang zum Pass und der Weg nach Partholon.“
Sie versammelten sich alle, und Cuchulainn ließ den Blick über die Neuen Fomorianer gleiten, die ihn aufmerksam ansahen, dann warf er einen Blick zum Himmel. Die Sonne hatte ihre Mittagsposition bereits überschritten, stand aber noch hoch am blaugrauen Firmament. Es blieb ihnen gerade genug Zeit, um vor Einbruch der Dunkelheit die Wachtburg zu erreichen. Er wandte sich wieder der schweigenden Gruppe zu. Vielleicht bildete er es sich nur ein, doch er hatte das Gefühl, selbst die Ziegen warteten angespannt.
„Fang an“, flüsterte Brighid und stellte sich neben ihn. „Sie warten schon, und uns läuft die Zeit davon.“
Er warf ihr einen verärgerten Blick zu, obwohl er wusste, dass sie recht hatte. Sie hatte viel zu oft recht, wie ihm aufgefallen war.
Der abgesplitterte Teil meiner Seele hat sie in ihren Träumen besucht
. Dieses Wissen erstaunte ihn.
Dann hat sie damit also auch recht gehabt. Darum komme ich nicht über Brennas Tod hinweg. Deshalb fühle ich mich so allein und verloren
. Das bedeutete, wenn sie richtiglag, hatte sie vermutlich auch recht damit, dass er genesen würde, sobald seine Seele wieder vollständig wäre. Dann könnte er ohne Brenna leben. Vielleicht würde er sogar lernen, wieder glücklich zu sein.
Wollte er das?
„Cu!“, drängte Brighid.
Bei der Göttin! Da hing er seinen Tagträumen nach, während die versammelte Mannschaft gespannt darauf wartete, was er ihnen zu sagen hatte. Zersplitterte Seele oder nicht, er musste sich zusammenreißen. Er räusperte sich und trat vor.
„Ihr habt die Reise gut überstanden. Die Jägerin und ich sind stolz auf eure Kraft und eure Ausdauer.“
Freudiges Flügelgeraschel folgte seinen Worten. Strahlende Kinderaugen sahen zu ihm auf. Er erwiderte die Blicke, schaute ein Kind nach dem anderen an und gab jedem von ihnen das Gefühl, sich ganz speziell an ihn oder sie zu richten.
„Ihr wisst, dass Fallon wahnsinnig geworden ist und Brenna getötet hat?“
Die Kinder nickten.
„Und dass Fallon in der Wachtburg gefangen gehalten wird und auf ihre Hinrichtung wartet?“ Die Pause, die er einlegte, war kaum lang genug für ihr erneutes Nicken. „Dann müsst ihr darauf vorbereitet sein, dass die Krieger auf der Wachtburg euch misstrauen.“ Er hatte erwartet, die Kinder würden protestieren oder enttäuscht reagieren, doch sie wurden einfach nur wieder sehr still. „Aber ich möchte nicht, dass ihr Angst habt.“
Während Cu sprach, beobachtete Brighid die Kinder genau, bei diesen Worten schaute sie jedoch ihn an. Er klang so einfühlsam – so sehr wie der alte Cuchulainn –, dieser Mann, der mehr war als nur ein begnadeter Krieger. Er hatte so viel Tiefe, das war der Grund, weshalb Brenna sich überhaupt gestattet hatte, sich in ihn zu verlieben. Ein überraschendes Gefühl erfasste sie. Wenn er so aussah wie jetzt, so des Lebens überdrüssig und doch so sanft, konnte sie auf einmal verstehen, wieso ihre Freundin sich nicht von ihm hatte abwenden können.
„Ich werde bei euch sein“, sagte Cuchulainn. „Genau wie Brighid. Aber ihr habt noch mehr – mehr, als ihr zu eurem Schutz jemals verlangen könntet. Ihr habt die Göttin in euch, und das werden die Krieger der Wachtburg auch sehen.“ Er atmete tief ein und strich sich durch das zerzauste Haar. „Ich weiß, dass es stimmt, weil ich einst da war, wo sie noch sind – schlimmer sogar. Als ich zu euch kam, war ich auf der Suche nach jemandem, dem ich die Schuld an Brennas Tod geben konnte. Ich wollte die barbarischen Kreaturen finden, auf die ich meinen Hass richten konnte.“ Sein harter Gesichtsausdruck wurde weicher.
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