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Besessen

Besessen

Titel: Besessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
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„Wir verbrennen sie.“ Er schaute hoch und starrte mich entschlossen an. „Wir brennen das ganze Gebäude nieder.“
    Ich ließ ihn allein mit ihr und durchsuchte die übrigen Räume nach brennbaren Materialien. Die Fangs hatten einenfast vollen Kanister mit Benzin zurückgelassen, entweder weil sie ihn in der Eile des Aufbruchs vergessen hatten oder einfach, weil sie es sich leisten konnten, Benzin zu vergeuden. Ich stieß ein kurzes Dankgebet aus und goss das Benzin in einer schmalen Linie von der Küche um die Sitzreihen in der Kirche und die Treppe hinunter bis zu Cyrus, der neben dem Bett kniete und die steifen Finger des toten Mädchens in der Hand hielt.
    „Alles bereit?“, fragte er. Sein Gesicht war tränenüberströmt.
    Zaghaft räusperte ich mich, bevor ich einen Ton hervorbrachte. „Ja. Das heißt, ich wollte noch in der Küche die Gasleitung des Herds öffnen und dann den Rest der Natur überlassen. Du solltest den Laster weiter weg fahren. Außer Reichweite der Explosion.“
    „Und was ist mit dir? Wie kommst du rechtzeitig hier weg, bevor alles in die Luft fliegt?“ Er schaute zurück zu dem Mädchen und holte tief Luft. „Ich möchte nicht, dass du bei der Sache stirbst.“
    „Ich dachte, du willst mich umbringen“, sagte ich und versuchte, etwas Ironie in meine Stimme zu legen. Es gelang mir nicht.
    „Oh, keine Sorge, ich bin immer noch so wütend, dass ich dich umbringen könnte.“ Seine Stimme wurde leiser, fast flüsterte er. „Aber ich will nicht, dass du stirbst.“
    Es war eine bizarre Logik, aber ich wusste, was er meinte. Auch ich hatte einmal an seinem Bett gestanden und mir überlegt, ob ich ihn im Schlaf töten könnte. Ich hatte ihn so gehasst, dass ich es wahrscheinlich wirklich hätte tun können. Aber ich hätte nie gewollt, dass er tot war. „Um mich brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Und wir müssen uns beeilen, bevor das Benzin verdunstet.“
    Ein letztes Mal beugte er sich über das Mädchen, küsste zärtlich ihre blutleeren Lippen und strich ihr über das Haar. Dann riss er mit einer so heftigen Bewegung, dass ich erschrak, ein Stück ihres Kleides ab. Er ballte den Stoff in seiner Faust, hielt ihn sich an die Nase und atmete den Geruch ein, wobei sich seine Stirn über den geschlossenen Augen schmerzhaft in Falten legte. Ebenso schnell, wie er die Kontrolle verloren hatte, schien er sich wieder zu fangen. Gefasst steckte er das Stück Stoff in seine Hosentasche und wandte sich von dem Bett ab. „Gehen wir.“
    Eigentlich hatte ich mir Brandstiftung einfacher vorgestellt. Der Herd war viel zu schwer, ich konnte ihn nicht allein von der Stelle bewegen. Ich zündete ein Telefonbuch an einem der Brenner an und stellte alle Schalter auf „niedrig“. Den angezündeten Brenner blies ich wieder aus, damit das Gas ausströmen konnte, ohne gleich abzubrennen. Das brennende Telefonbuch ließ ich auf die Benzinspur fallen, als ich durch die Eingangshalle eilte. Einen Moment lang schien es, als würde das Benzin kein Feuer fangen, und ich blieb wie erstarrt stehen, voller Angst, dass die Flammen ausgehen könnten. Dann wurde mit einem lauten Rauschen Sauerstoff angesaugt, und Flammen schossen aus dem Telefonbuch und verbrannten, was von den weißen Seiten noch übrig war. Langsam bewegte sich das Feuer den Pfad auf dem benzingetränkten Teppich entlang. Ich drehte mich um und rannte zur Tür hinaus, über den brüchigen Asphalt des Parkplatzes zu Cyrus, der neben dem Laster auf der anderen Straßenseite auf mich wartete.
    „Stell dich hinter den Laster!“, schrie ich, denn mir fiel zu spät ein, welch schlimme Verletzungen herumfliegende Gebäudeteile an einem menschlichen Körper anrichten können. Das Gas in der Küche entzündete sich, bevor er sich bewegenkonnte, ich stürzte mich auf ihn und schützte ihn mit meinem Körper, bis keine Gesteinsbrocken mehr auf die Straße prasselten.
    „Himmel“, flüsterte Cyrus und stand auf, als ich ihn schließlich freigab.
    Ich starrte zu dem brennenden Gebäude. „Ich hätte nicht gedacht, dass es so schnell zur Explosion kommt.“
    Wir standen nebeneinander und beobachteten den Brand. Ich versuchte nicht, an das Mädchen zu denken, das wir im Keller zurückgelassen hatten. Als ich mich zu Cyrus wandte, sah ich, dass er an nichts anderes dachte. Meine Schuldgefühle lagen mir schwer auf der Brust.
    „Weißt du, wo mein Vater sich aufhält?“, fragte Cyrus leise. In seinen Augen standen Tränen.
    Ich wusste nicht, ob

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