Besessen
hätte es fast nicht überlebt. Aber sie erinnert sich an den Angriff, und sie weiß, dass er besessen ist. Und sie weiß, dass der Souleater involviert ist.“
Max würde sich nicht so einsetzen, wenn er noch irgendeinen Zweifel daran hätte, ob die Vampirjägerin sich wirklich auf unsere Seite geschlagen hatte. Und er ließ auch nicht zu, dass eine Frau sein Urteilsvermögen beeinträchtigte. Er mochte ein Macho sein, doch er war nicht dumm. Aber ich konnte jetzt noch nicht einlenken. Ich war immer noch zu wütend. „Okay. Dann erzählt mir mehr über den Souleater.“
„Da gibt’s nicht mehr viel zu erzählen. In dem Haus lagen überall Leichen, aber nirgends waren Wachposten aufgestellt. Sie haben sich schon eine Weile dort aufgehalten. Ich glaube, sie suchen auch nach Nathan.“ Er hielt inne. „Hör zu, wir waren ziemlich nah an ihm dran, aber wir haben ihn verjagt. Wahrscheinlich ist es keine besonders gute Idee, dass er da draußen durch die Gegend rennt, während sein großer Daddy nach ihm Ausschau hält.“
„Genau das denke ich auch. Aber was sollen wir tun? Ich meine, wir können ihn fangen, aber wie verhindern wir, dass er wieder davonrennt?“ Mit den Fingerspitzen trommelte ich auf das Lenkrad.
Max lachte leise. „Wir können ihn mit den Handschellen festbinden, die ich in seiner Kommode gefunden habe. Ichwusste gar nicht, dass ihr auf S/M steht.“
„Du hast unerlaubt in unseren Sachen geschnüffelt, dann musst du selbst zusehen, wie du mit deiner moralischen Entrüstung fertig wirst.“ Ich war nur froh, dass Max mein schamrotes Gesicht nicht sehen konnte, als ich daran dachte, bei welchen Aktivitäten diese Handschellen zum Einsatz gekommen waren. Eine ähnliche Schamesröte war mir ins Gesicht gestiegen, als Nathan sie eines Nachts als Witz – aber nicht nur als Witz – mit nach Hause gebracht hatte. Ein Vampir, der bei einer Festnahme durch die Polizei entkommen war, hatte sie angehabt, als er auf Nathan getroffen war. Der befolgte damals die Vampirjäger-Ausbildung der Bewegung noch aufs Wort, und hatte den unglücklichen Ausbrecher gepfählt. Danach hatte er ihm die Handschellen abgenommen.
„Zeig ein bisschen Respekt für die Toten, Nathan.“
„Komm schon, ich glaube der Tote und die Polizei von Grand Rapids würden es gerne sehen, wenn sie einem guten Zweck dienen.“
Und Junge, was hatten die Dinger uns für gute Dienste geleistet.
„Hab ich dich verloren?“ Max’ Stimme holte mich zurück aus meinen erhitzten Erinnerungen.
Schuldbewusst räusperte ich mich. „Nein, ich bin noch hier. Das ist keine schlechte Idee, ihn zu fangen und dann einzusperren. Aber sei vorsichtig. Bring ihn nicht um. Und pass auch auf, dass diese Killerin es nicht tut.“
„Das lasse ich auf gar keinen Fall zu.“ Er klang überzeugt.
Seine Sicherheit war mir genug. „Okay. Nur sei …“
„Vorsichtig?“ Er machte sich nicht lustig über mich. Sein Ton war unverkennbar, er wusste genau, wie sehr ich Nathan brauchte. „Du weißt, dass ich vorsichtig bin.“
„Danke, Max.“
Wir beendeten das Gespräch, und nur noch das Singen der Reifen auf dem Asphalt lenkte mich von meiner Situation ab. Max’ Worte waren alles, was mich aufrecht hielt.
Sie hielten mich ab davon, mir vorzustellen, wie Nathan durch die Hand des Monsters starb, das ihn erschaffen hatte.
19. KAPITEL
Rettung
Wenn sie Nathan finden wollten, erschien es Max am sinnvollsten, ihre Wege von gestern Nacht durch die Gegend um Cyrus’ Haus noch einmal abzulaufen. Und zwar so schnell wie möglich.
„Lass uns in dieser Richtung anfangen.“ Max wartete nicht auf Bellas Antwort, weil er wusste, dass sie ihm auf jeden Fall widersprechen wollte, sondern schlug sich sofort in die Hecken.
„Nicht dort lang!“
Max hörte das leise Summen des Elektrozauns im gleichen Moment, als er den beißenden Stromschlag an seinen Knöcheln spürte. „Scheiße!“
„Da bist du selbst schuld“, sagte sie und lachte, als er rückwärts stolperte und auf seinen Hintern fiel. „Ich kann ihn riechen.“
„Du kannst riechen, dass hier ein elektrischer Zaun gespannt ist?“ Finster blickte er sie an. Wäre das Missgeschick jemand anderem – oder sogar ihr – unterlaufen, hätte er es witzig gefunden. Besonders, wenn es ihr passiert wäre.
Bella zuckte mit den Schultern. „Jetzt nicht mehr. Jetzt riecht es nach Ozon und verbrannter Haut. Lass mich mal sehen.“
Als sie sich neben ihn kniete, zog er sein Bein zurück. „Es ist nicht
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