Besessen
schlimm.“
„Natürlich ist es nicht schlimm.“ Sie packte seinen Knöchel. „Lass es mich ansehen.“
„Okay.“ Max schob das Hosenbein hoch, und auf seiner Haut zeigte sich ein leicht geschwollener rosa Strich, wo derfiese Draht ihn erwischt hatte.
„Das sieht wirklich nicht so schlimm aus, wie ich dachte.“ Sie schien beeindruckt.
„Die körperlichen Fähigkeiten von Vampiren sind nicht zu verachten.“ Er begriff die Doppeldeutigkeit seiner Worte erst, als sie wegschaute und sich ihre olivefarbenen Wangen rot färbten.
Max schloss die Augen und verzog den Mund, als ob er die Worte zurücknehmen könnte, wenn er mit einem scharfen Laut Luft holte. „So hab ich das nicht …“
Sie stand auf und fummelte an ihrer Jacke herum, als würde sie nicht richtig sitzen. „Ich habe eine Fährte, aber sie ist alt. Vielleicht von gestern Nacht?“
Verdammt. Er hatte angenommen, es würde gut zwischen ihnen laufen. Nach einem ausgedehnten Fick auf Nathans Küchenboden hatten sie den Tag mit Nachforschungen verbracht und dabei gar nicht mehr subtil geflirtet. Dann hatte er eine einfache Frage gestellt, und alles war anders geworden.
„He, können Werwölfe eigentlich in Vampire verwandelt werden, oder umgekehrt?“, hatte er gefragt und sie dabei über den Rand von Des Hexenmeisters Dämonen-Handbuch hinweg gemustert. Der Wälzer war ungefähr zehnmal so kompliziert, wie das obskure Zeug, das die Dungeons & Dragons-Fraktion auswendig herunterbeten konnte, und er brauchte eine Pause.
Auf seine Frage war Bella blass geworden und hatte schnell wieder in das Notizbuch geschaut, in dem Nathan notiert hatte, welche Vampire in der Nachbarschaft lebten. „Ich weiß nicht, was du meinst.“
„Doch, das weißt du. Du bist ein cleveres Mädchen.“ Er stand auf und wollte sich neben sie in ihr Nest aus Decken auf den Boden legen, doch sie wich nervös zurück. „Mal angenommen,du würdest mich jetzt beißen. Würde ich mich dann in einen Werwolf verwandeln?“
„Ich müsste dich absichtlich beißen.“ Sie räusperte sich laut. „Das heißt, ich müsste wirklich wollen, dass du ein Werwolf wirst. Aber ich weiß nicht, ob man gleichzeitig Vampir und Werwolf sein kann.“
„Okay. Also, wenn ich all dein Blut aussaugen und dir meines geben würde, würdest du dich dann in einen Vampir verwandelt?“ Eine Haarsträhne war ihr über die Augen gefallen, und er wollte sie ihr aus der Stirn streichen.
Mit einem Satz sprang sie auf und schlug ihm auf die Hand. „Nein! Nein, das ist nicht möglich. Hast du nichts Besseres zu tun, als mich mit diesen blöden Fragen zu nerven?“
Danach behandelte sie ihn schlimmer als noch vor ein paar Nächten, in denen sie sich wie eine eiskalte Zicke aufgeführt hatte und ihn töten wollte. Max schien ihr jetzt vollkommen egal geworden zu sein.
Bella lief den Gehweg entlang und zog dabei ihre Jacke fester um ihren Oberkörper. Er folgte ihr nicht, und schon nach wenigen Schritten merkte sie, dass sie allein weiterging.
„Kommst du endlich, Vampir?“
Vampir. Ein ziemlich großer Unterschied zu gestern Nacht, als sie seinen Namen wieder und wieder sagte, während er den Kopf zwischen ihren Schenkel vergraben hatte. Vor Lust hatte sie ihm fast die Haare ausgerissen, seine Kopfhaut tat ihm heute immer noch weh davon.
„Jetzt bin ich also nur noch der Vampir, was?“, fragte er, als sie sich schließlich umdrehte.
Mit großen Schritten kam sie zurück, stellte sich steif vor ihn und schaute ihn aus zusammengekniffenen goldenen Augen an. „Was wäre dir denn lieber?“
Max verschränkte die Arme vor der Brust. „Also, angesichtsder Tatsache, dass ich einen Großteil der gestrigen Nacht damit zugebracht habe, Dinge mit dir zu tun, die in den meisten Staaten illegal sind, dachte ich doch, dass wir eine etwas freundschaftlichere Beziehung zueinander aufgebaut hätten.“
Offenbar tat es ihr nun doch ein bisschen leid, denn sie stellte sich lockerer hin. „Max, die Nacht gestern bedeutet dir offenbar weitaus mehr als mir.“
„Wie bitte?“ Seine Stimme brach. Ganz ruhig bis zum Ende durchziehen, Harrison.
Bella zog eine Grimasse und ging einen Schritt zurück. „Ich kann Leute sehr gut einschätzen. Du kannst deine Gefühle vor mir nicht verbergen.“
„Was?“, stotterte er. „Was denn für Gefühle?“
„Du redest im Schlaf.“
Wäre warmes Blut durch seinen Körper geflossen, dann wäre ihm jetzt das Blut in den Adern gefroren. Sie legte ihm die Hand ans Kinn, und
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