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Besessen

Besessen

Titel: Besessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
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anderen Seite der Wand wurde Nathan immer unruhiger. Ich schloss die Augen und drückte mir die Hände an die Schläfen. Cyrus war sofort an meiner Seite und nahm mich in die Arme, ohne auf meine Erlaubnis zu warten. Er küsste meine Haare, flüsterte: „Wenn mein Vater tot ist … solange er lebt, kann ich immer noch zurück zu ihm, zurück zu dem, was ich einmal war. Ich möchte nie mehr so wie früher sein! Verstehst du? Darum muss ich meinen Vater töten.“
    Erneut drang ein qualvolles Heulen von solcher Heftigkeit durch die Wand, dass mir der Atem in der Brust stecken blieb. Ich war geschockt von der Brutalität der Schmerzen, die solche Schreie hervorbrachten. „Ich muss weg hier. Ich halte das nicht aus.“
    Ich rannte zur Tür, beachtete Cyrus nicht, der hinter mir herrief: „Carrie, warte!“ Ich nahm zwei Stufen auf einmal, als ich die Treppen hinunterrannte und durch die Haustür ins Freie stürzte. Erst hier konnte ich wieder atmen. Ich nahm die kühle Nachtluft in meine Lunge auf und wäre am liebsten darin ertrunken. Nathans Schreie waren hier nicht mehr zu hören, aber die Erinnerung verfolgte mich. Es war schlimmer, weil ich jetzt wusste, weswegen er so schrie. Der Gedanke, dass Nathan gezwungen wurde, seine Frau zu töten, die Frau, die er immer noch so sehr liebte, dass er sie einfach nicht loslassen konnte, war einfach zu viel für mich, es war unvorstellbar. Ich stolperte zu dem Laster, der immer noch am Straßenrand parkte und drückte die Stirn gegen das Blech. Mein Körper wurde von Schluchzern geschüttelt, aber ich wollte den Schmerz nicht mehr unterdrücken.
    Hinter mir wurde die Tür geöffnet und wieder geschlossen.Am Rhythmus der Schritte erkannte ich, dass es Cyrus war. Er legte mir eine Hand auf die Schulter, ich fuhr herum und erschreckte ihn.
    „Ich glaube nicht, dass du wieder ein Monster wirst“, stieß ich hervor. Meine Worte waren zu laut, aber es war mir egal, wer zuhörte. Ich musste mir die drückende Last dieser verwirrenden Gefühle von der Seele reden. „Ich will nicht, dass du zu ihm gehst, weil er dich töten könnte! Ich weiß nicht, was ich tun soll, wenn …“ Die Worte blieben mir in der Kehle stecken, aber sie hallten mir durch den Kopf. Wenn ich dich noch einmal verliere.
    Cyrus hatte sie gehört, auch wenn ich sie nicht ausgesprochen hatte. Er starrte mich durchdringend an, mit diesen blauen Augen, die mir immer so kalt erschienen waren, wenn sich sein Blick mit dieser Intensität in mich gebohrt hatte, die er auch nur gespielt haben könnte.
    Ich dachte an Nathan, der oben in der Wohnung kämpfte, und litt. Ich dachte an das, was Cyrus durchmachte, aufgrund dessen, was sein Vater ihm angetan hatte und wegen des Mädchens in der Wüste. Ich wollte diesen Schmerz tiefer in mich aufnehmen, als ob ich ihn erst verstehen konnte, wenn ich ihn wirklich ganz fühlte. Und dann wurde mir klar, dass ich die ganze Zeit all dem Horror und den Schuldgefühlen ausgesetzt war, die mir inzwischen so normal vorkamen, dass ich meinen eigenen Schmerz kaum noch spüren konnte.
    Als Cyrus mich küsste, war er nicht wie beim letzten Mal überwältigt von Leidenschaft und Wut. Seine Hände fassten mein Haar, er presste seine Lippen auf meinen Mund, als könne er durch die bloße Berührung meinen Schmerz wegwischen. Es tat ihm wirklich leid, wie sehr er mich in der Vergangenheit verletzt hatte, und er wollte es wiedergutmachen.
    Ich stieß ihn nicht zurück. Ich liebte Nathan immer noch. Er war mein Schöpfer, es war unmöglich, dass ich nichts für ihn empfand. Aber Cyrus und ich waren noch nicht fertig miteinander. Ich betrog nicht Nathan, sondern ich schloss mit Cyrus ab.
    Kurz hantierte er an etwas neben mir herum, und ich hörte, wie die Hintertür des Lasters sich öffnete. Er ließ mich nicht los, nahm den Mund nicht von meinen Lippen, als er mich in den Laster schob und mich auf den furchtbaren goldenen Teppich legte. Vielleicht hatte er Angst, dass ich es mir anders überlegen würde, wenn er mich nicht mehr küsste und ich einen Moment zum Nachdenken hatte. Aber ich wollte es genauso wie er. Ich hatte so viel Schmerz erlebt. Nur für einen Moment wollte ich etwas spüren, dass nicht wehtat.
    Als er neben mich kletterte und die Tür schloss, rutschte ich zurück. Kurz zögerte er, und ich konnte förmlich sehen, wie der Gedanke „Wir sollten das nicht tun“ über sein Gesicht zuckte. Ich streifte mir die Bluse ab und zog ihn zu mir, wobei ich meine Lippen heftig auf

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