Besessen
begeben. Doch oben in der Wohnung befand sich Carrie, die darauf wartete, dass es Nathan besser ging, damit sie ihn verlassen konnte. Oder sie wartete auf seinen Tod, damit sie nicht einmal mehr mit ihm Schluss machen musste. Und unten im Laden war Bella.
Und die Versuchung. Keine Chance, dass er das vergessen könnte.
Ob es nun eine spontane Anziehung war, oder die verworrene Situation zwischen ihnen, in Bellas Nähe war er sich schmerzhaft darüber bewusst, wie sein Körper auf sie reagierte. Er musste nur ihre Stimme hören, und das Blut vibrierte in seinen Adern. Allein von ihrem Anblick wurde sein Schwanz hart. Die Erinnerung daran, wie sie geschmeckt und gerochen hatte, brachte ihn fast um den Verstand. Es war beängstigend, wie sehr ihn sogar ihre fremdartigen, hündischen Verhaltensweisen erregten. Er hatte in den letzten beiden Tagen kaum ein Auge zugetan, weil sie immer in seiner Nähe gewesen war.
Während der ganzen Zeit hatte er kaum an Marcus gedacht.
Er hatte kein Recht, ihn zu vergessen. Teufel, er hatte kein Recht, sich zu vergnügen, waren es doch seine dummen Liebschaften gewesen, die seinem Erschaffer das Leben gekostet hatten. Das Bild der jungen Frau mit dem süßen Lächeln und den kalten Augen blitzte in seinen Gedanken auf. Wie immer folgte die übliche Litanei von Selbstvorwürfen. Hätte er doch dem lächerlichen Wunsch widerstanden, sich noch einmal mit ihr zu treffen. Hätte er doch Marcus früher von ihr erzählt, bevor die Dinge außer Kontrolle geraten waren.
Doch er wusste, warum er ihm nichts von ihr erzählt hatte. Marcus hätte ihm gesagt, er solle die Sache beenden, egal, ob er nun wusste, wer die Frau in Wirklichkeit war oder nicht. Marcus hatte Max unbändig geliebt, er hätte ihn nie freigegeben.
Hätte Max nur geahnt, dass sie eine Vampirjägerin war. Es gab Hinweise genug, aber er war zu geil und naiv, zu jung und zu verliebt gewesen. Doch jetzt wusste er es besser. Liebe brachte einem nichts als Schwierigkeiten. Nicht, dass er Bella liebte, oder die Schlampe geliebt hatte, die seinen Erschaffer getötet hatte. Es erschien ihm nur sicherer, den Gedanken an Liebe schon im Keim zu ersticken, bevor er wirkliche Probleme damit bekam.
Obwohl es immer noch nieselte, wurde die Luft wärmer, und er entschied sich für Bella und trat in den Buchladen.
Sie hatte sich in den Laden verliebt, ein echter Beweis dafür,wie seltsam sie war. Er hätte gute „Energie“, hatte sie verkündet. Max hatte ihr erklärt, dass die Wasserleitungen im Winter geplatzt waren. Die gute Energie war wahrscheinlich der leichte Schimmelgeruch, der immer noch in der Luft hing. Wieder ein Beispiel, das nur zeigte, wie unterschiedlich sie in Wirklichkeit waren. Er konnte es weit hinten in seinem Kopf vergraben, dort, wo er schon seit Tagen alle möglichen guten Gründe sammelte, warum er sie nicht so verdammt sexy finden sollte.
Max öffnete die Ladentür. Das Klingeln der Glöckchen kündete einen Eindringling an, und sie schaute hoch. Für einen kurzen Moment verengten sich ihre Augen und ihr Körper spannte sich, dann erkannte sie ihn und lächelte.
Ihr Lächeln war spektakulär, aber Bella war sowieso einfach unglaublich. Sie bewegte sich so geschmeidig, als hätte sie immer jeden Muskel ihres Körpers unter Kontrolle. Ihr Gesichtsausdruck verriet nie etwas, es machte ihn verrückt, dass er nie auch nur für eine Sekunde erkennen konnte, was in ihrem Kopf vorging.
Sie ist zu gut für dich, sagte er sich. Dann beschloss er mit Nachdruck, sein angekratztes Ego wieder aufzurichten. Nein, sie war nicht zu gut. Zu kompliziert.
„Du bist ganz nass.“ Wie schaffte sie es nur, dass diese simple Aussage wie eine Aufforderung zum Sex klang?
Wahrscheinlich lag es an ihrem europäischen Akzent. „Ich war spazieren“, sagte er und hasste sich dafür, dass er sie anlog. „Ich musste mal nachdenken.“
„Ach?“ Sie wandte sich wieder dem Ladentisch zu, auf dem in ordentlichen Häufchen eine seltsame Auswahl von Kerzen, Fläschchen und Kräutern lag. Sie nahm ein Notizbuch und betrachtete stirnrunzelnd eine Seite. „Nein. Du warst draußen vor der Tür. Ich habe dich gerochen.“
„Ich bin nicht in dich verliebt“, stieß er hervor. Ganz locker, Harrison.
Offensichtlich erschrocken schaute sie hoch. Es tat gut, dass er ihre unnahbare Fassade doch erschüttern konnte. „Gut“, sagte sie.
„Na, ist auch egal. Ich hab dir das Herz gebrochen, Lady. Du weißt es, und ich weiß es auch.“ Er nahm
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