Besessen
die Hände hoch, eine Geste, als ob er sich in dieser Diskussion geschlagen gäbe. „Sonst hättest du gar nicht erst mit diesem Scheiß angefangen von wegen, ‚ich will keine Beziehung‘.“
Ganz langsam, als wäre er ein tollwütiger Hund, der gerade zum Angriff überging – super Vergleich, Harrison –, legte sie das Notizbuch auf die Theke. „Ich habe das ernst gemeint. Und auch wenn du mir ständig versicherst, dass ich falsch liege, fürchte ich, dass du mich immer noch nicht richtig verstehst.“
„Mir haben schon jede Menge Frauen alles Mögliche gesagt, um mich festzunageln, Baby. Du bist nicht die Erste, die nur so tut, als sei sie nicht zu haben.“ Kaum hatte er die Worte gesagt, wusste er, dass er sich wie ein wirklicher Arsch aufführte. „Das ist kein Spiel für dich, oder?“, sagte er.
„Und du willst mir einfach nicht glauben, obwohl ich es schon hundertmal gesagt habe.“ Sie lachte leise. „Ich will dich nicht an der Nase herumführen oder dich festnageln. Ich mag dich. Du hast Humor und bist gut im Bett. Aber ganz ehrlich, in meinem Leben ist einfach kein Platz für eine Beziehung.“
„In meinem auch nicht“, stimmte er ihr nachdrücklich zu. Eigentlich hatte er ihr genau das sagen wollen. Doch warum hatte er das Gefühl, als hätte er ein sehr wichtiges Spiel in der Nachspielzeit verloren?
Bella verdrehte die Augen und wandte sich wieder ihrenListen zu. „Nein, du bist viel zu verstrickt in deine eigenen Verpflichtungen.“
„Warum sagst du das so abfällig?“ Er trat an den Ladentisch und setzte sich auf das eine Ende.
„Zähl die“, wies sie ihn an und reichte ihm ein sorgsam verschnürtes Bündel mit Kerzen. „Es müssen sieben sein.“
Er würdigte die Kerzen keines Blickes, sondern legte sie sofort zur Seite. „Glaubst du, ich kann keine Beziehung haben, weil ich zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt bin?“
Mit einem tiefen Seufzer stützte sie sich auf den Ladentisch und ließ ihren Kopf hängen. „Hast du vergessen, dass ich tierische Instinkte besitze? Glaubst du, ich kann nicht spüren, was du empfindest, wenn du in mir bist?“
Bei ihren deutlichen Worten traten erregende Bilder in seine Erinnerung. „Ich weiß, dass wir, als … Ich weiß, dass ich nichts von dir spüre.“
„Du hast eine unvorstellbare Schuld auf dich geladen, von der du dich nicht lösen kannst. Wen du auch verloren hast, diese Person hat dir sehr viel bedeutet. Aber das Einzige, was zwischen dir und einer anderen Liebe steht, ist deine Unfähigkeit, die Vergangenheit ruhen zu lassen.“ Auf seinen Vorwurf ging sie mit keiner Silbe ein.
Max wurde aus Prinzip nur selten richtig wütend. Doch in den letzten Tagen hatte es immer wieder zwingende Gründe gegeben, warum er von diesem Vorsatz abrücken musste. „Warum kann ich nichts von dir spüren?“
„Weil es da nichts zu spüren gibt.“ Die Antwort kam schnell, als ob Bella sie einstudiert hätte.
Oder sie hatte diese Antwort schon zu oft gegeben.
Kalter Hass zog ihm die Eingeweide zusammen. Er sprang von der Theke und stellte sich ihr gegenüber. Die Hände an seinen Seiten waren zu Fäusten geballt. Solange er seine Nägelspürte, die sich in die Handflächen bohrten, solange ihn dieser Schmerz an seinen Körper erinnerte, kam er nicht in Versuchung, seine Wut an ihr auszulassen. „War das alles nur ein Trick?“
„Was?“ Sie sah verwirrt aus.
„Du weißt genau, was!“ Abscheu und Schmerz überwältigten ihn, ein bitteres Lachen stieg aus seiner Brust hoch. „Du spielst doch mit mir. Du legst es darauf an, dass ich mich in dich verliebe, dann lässt du mich abblitzen und hast deinen Spaß dabei. Krank ist das! Mit wie vielen Männern hast du diese Spielchen denn schon getrieben?“
„Mit keinem!“
Standen ihr etwa Tränen in den Augen? Das kam gut. „Klar. Das ist ja auch kein krankes Spiel, über das du dich später halb tot lachst. Du hast mich einfach spontan angemacht. Nicht zu fassen, dass ich auf diese Nummer hereingefallen bin.“
„Es war kein Trick!“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust. Nein, sie verschränkte sie nicht, sie umarmte sich selbst, als ob sie Halt oder Trost brauchte. „Du warst der Einzige.“
Die Luft im Laden war zu dünn zum Atmen, als ob mit einem Mal der Sauerstoff verschwunden wäre. Max’ Zunge lag wie geschwollen in seinem Mund, er schluckte. „Wie bitte?“
„Du warst der Einzige. Jemals.“ Sie schaute weg. „Ich muss bescheuert gewesen sein.“
Irgendwo im
Weitere Kostenlose Bücher