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Besessen

Besessen

Titel: Besessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
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hatte sie so lange durchhalten lassen, hielt sie ihm vor, und sie würde sich jetzt nicht dafür verspotten lassen.
    Der glücklose tote Priester war neu in der Gemeinde gewesen. Er war im Begriff, sich zur Ruhe zu setzen, als er von der kleinen Gemeinde hörte, die in der einsamen Wüste ums Überleben kämpfte. Er hatte sich einverstanden erklärt, sie zu leiten, bis ein neuer Hirte gefunden war. Die Nonne gehörte der Gemeinde seit ihrer Gründung vor fünfundzwanzig Jahren an. Beide, so befand Cyrus, hatten einen ganz schlechten Zeitpunkt erwischt.
    Mouse hatte ihm zugestimmt und auf ihr unberührtes Sandwich gestarrt. Erst als sie schniefte, bemerkte Cyrus, dass sie angefangen hatte zu weinen.
    Cyrus hätte sie gern in die Arme genommen und ihre Nerven besänftigt. In den Händen dieser Monster hatte sie zu viel Schreckliches gesehen. Aber er hielt sich zurück. Erwar noch immer nicht sicher, ob er ihr nicht etwas entsetzlich Grausames antun würde. Und das konnte er auf keinen Fall zulassen.
    Es war nicht so, dass er es nicht mochte, ein Vampir zu sein. Er war so lange einer gewesen, dass er nicht mehr wusste, wie man etwas anderes war. Wenn er die Chance hatte, würde er das Menschsein vielleicht schätzen lernen. Und was sprach eigentlich dagegen, dass er das Leben als Mensch genauso genießen konnte wie das als Vampir? Der Schrecken seiner Lage hatte etwas nachgelassen, und er kam dazu, einfache menschliche Sinnesfreuden zu genießen. Es verlangte ihn jetzt lediglich nach Beständigkeit, nicht mehr nach Macht und Kontrolle. Er lachte bei geselligen Gesprächen und nicht mehr, weil er jemanden quälte. Als Mensch konnte er freundlich sein, und er fand es erstaunlich angenehm, freundlich zu sein.
    Also hatte Cyrus das Einzige getan, was er konnte, hatte keine sanften Worte des Trostes gesprochen oder ihr versichert, dass alles gut würde, sondern einfach das Thema gewechselt.
    „Wir sollten heute groß zu Abend essen“, verkündete er spontan. Als sie zu ihm aufsah, mit Tränenstreifen im Gesicht, die im Sonnenlicht glänzten, setzte er noch eins drauf in der Hoffnung, ihre Miene würde sich aufhellen. „Wir machen ein richtiges Erlebnis daraus. Ich finde, wir sollten meine Rückkehr in die Menschlichkeit feiern.“
    „Mag sein“, hatte sie zögernd gesagt. „Aber wir sollten etwas von unserem Essen aufheben.“
    „Mach dir keine Sorgen. Ich kenne diese … Leute da oben. Ich habe einigen von ihnen mal einen Gefallen getan. Ich bin sicher, sie werden uns mehr geben.“ Sie hatte immer noch zweifelnd ausgesehen, und so hatte er hinzugefügt: „Die lassenmich nicht verhungern. Sie haben mich doch nicht umsonst wieder unter die Lebenden gebracht.“
    Da hatte sie sich gefügt und eifrig begonnen, das Leben der Heiligen und Geschichten aus der Bibel zu diskutieren. Er hatte es toleriert, weil es ihr dabei besser ging.
    Jetzt stand sie an dem kleinen Herd, und Gott allein wusste, was sie essen würden. Aber sie hatte gebadet und ihr Haar gekämmt, und sie summte bei der Arbeit vor sich hin. Er wusste, dass sie ihn beobachtete, als er sich in frische Kleider vom Herrenausstatter des Priesters warf. Eins der verdammten schwarzen Polyesterhemden würde seinen Zweck erfüllen, wenn er es ungeschlossen über einem der primitiven weißen T-Shirts trug. Er streckte die Arme aus und drehte sich. „Was denkst du?“
    Mouse antwortete nicht. Sie errötete verlegen und wandte sich wieder zum Herd. Andächtig wartete er am Tisch, während sie das Essen auftrug: kleine gummiartige Hühnerbrüste in einer verdächtigen Sauce aus einem Tiefkühlmenü, Dosenmöhren und Makkaroni mit Käse. Sie wollten gerade anfangen zu essen, als die Tür am oberen Ende der Treppe geöffnet wurde.
    „Ich dachte, es wäre abgeschlossen“, flüsterte Cyrus. So vorwurfsvoll hatte er gar nicht klingen wollen.
    Ihre Augen wurden groß vor Angst, und an ihrer Kehle pochte sichtbar der Puls. Er wollte sie beruhigen, aber dafür war keine Zeit. Schwere Schritte kamen die Treppe herunter.
    „Entschuldigt, dass ich euer Abendessen störe, Leute“, verkündete eine Stimme, die vom Zigarettenrauch krächzte, dann trat der Sprecher ins Bild. Das Gesicht war zur Vampirfratze verzerrt. Die Schultern waren wahrscheinlich breiter als die von Cyrus. Er brauchte einen Moment, bis er sie als Frau erkannte.
    Mouse schrie auf, fuhr zu schnell hoch und stieß an den Tisch, so dass ihre Teller schepperten. Sie sah aus, als wollte sie wegrennen, aber es gab

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