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Besessen

Besessen

Titel: Besessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
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du mich mitnehmen?“
    „Na klar“, sagte er und spürte bis in die Knochen, dass das die Wahrheit war. Warum, das wollte er sich lieber nicht eingestehen.
    Herausfordernd intensiv blickte sie ihn an. Was würde sie als Nächstes tun? Würde sie schreien? Würde sie ihn küssen? Langsam neigte sie sich ihm entgegen, da gab es plötzlich einen Tumult hinter den Türen zur Kirche. Wütende Stimmen erhoben sich, dann erklang der Schrei einer Frauenstimme.
    Bevor sie sich rühren konnten, wurde die Tür aufgerissen, und eine Frau stürzte über die Schwelle, nackt bis auf zerrissene Fetzen eines BHs. Bisswunden verunstalteten jeden Zentimeter ihrer Haut. Ihre Lippen waren blau, ihre Glieder fleckig. Dies war ihr Todeskampf.
    Mouse erstarrte an seiner Seite, die Augen weit vorSchreck. Die Frau taumelte mit schmerzverzerrtem Gesicht auf sie zu und fiel zu Boden. Aus dem Schatten der Türen starrten die Fangs sie gierig an.
    „Sie schaffen es nicht bis hierher“, erinnerte Cyrus, griff ihre Hand und zog sie zur Kellertür. Er hoffte inständig, dass sie keinen Weg gefunden hatten, die Gesetze der vampirischen Natur zu umgehen. Wenn doch, waren er und Mouse geliefert.
    Ein ausgemergelter Vampir mit hohlen Augen und dichten Stoppeln am Kinn bekam den Knöchel der sterbenden Frau zu fassen und zerrte. Sie hob den Kopf und öffnete riesige, tränengefüllte Augen. Ihre gesprungenen Lippen formten ein einziges stummes „Bitte“. Verzweifelt grub sie die Finger in den Teppich und schrie, als der Fang sie zurück ins Allerheiligste zog.
    „Ihr da, runter mit euch!“, knurrte ein anderer Vampir sie an. Im nächsten Moment wurden die Türen zugeschlagen, und sie waren wieder allein.
    „W-was?“, stammelte Mouse, dann sackte sie schwer gegen Cyrus. Kurz darauf begriff er, dass sie in Ohnmacht fiel, aber seine Kraft reichte nicht aus, um ihr Gewicht zu halten. Er versuchte es bis zur Kellertür zu schaffen, aber sie fielen hin – dort, wo die halbtote Frau bei ihrem verhängnisvollen Fluchtversuch gelandet war. Er blickte auf den Teppich. Fingernägel. Sie hatten sich in den Teppichfasern verfangen und waren ihr aus den Händen gerissen worden, als sie verzweifelt versucht hatte, sich festzuhalten.
    Mouse hob den Kopf, und ihr Keuchen sagte ihm, dass auch sie es gesehen hatte. „Warst du … als du …“
    „Nein.“ Cyrus konnte ihr jetzt nicht in ihr entsetztes Gesicht sehen. „Nein, ich war noch viel schlimmer. Diese da haben zu mir aufgesehen, auch wenn mich jetzt überhaupt nichts mehr mit ihnen verbindet.“
    Mit aller Kraft zog sie sich hoch, taumelte. „Wir sollten runtergehen. Vielleicht geht bald die Sonne unter, und sie sind wütend.“
    Sonnenlicht oder nicht, sie waren so oder so verloren, wie Cyrus auf dem Rückweg in ihre Kellergefangenschaft begriff. Die Fangs zeigten einen schrecklichen Erfindungsgeist, indem sie ihn und Mouse gerade hier festhielten. Natürlich hatten sie mit Bedacht einen Ort wie diesen gewählt, wo das Klima ihre Gefangenen über Tag einzäunte, während ihre Bewacher höchst verwundbar waren.
    Cyrus und Mouse saßen wirklich schön in der Falle. Die Ausweglosigkeit der Lage, die ihm bis jetzt eher unangenehm und lästig erschienen war, drang Cyrus endlich ins Bewusstsein. Mouse, das zarte Rettungsfloß, an dem er hing, würde diese Episode nicht überleben. Der Gedanke war unfassbar. Er, der in früheren Zeiten mit so viel sadistischer Freude gemordet hatte, würde sicher verschont bleiben, weil es dem Willen seines Vaters entsprach. Sie jedoch, die ihre Unschuld, ihren Körper und ihre Seele bewahrt hatte, würde als Opfer der Umstände sterben.
    Doch er konnte das nicht zulassen. Obwohl dieses Eingeständnis ihn aufschreckte, war es unglücklicherweise die bittere Wahrheit. Als er Angie sagte, dass Mouse’ Tod den seinen nach sich ziehen würde, entsprach das ebenfalls der Wahrheit. Selbst wenn ihm klar war, dass ihre gemeinsame Situation großen Einfluss auf seine Gefühle hatte und seine Bindung an sie verstärkte – er konnte nicht länger leugnen, dass der Gedanke, sie zu verlieren, ihn gehörig aus der Fassung brachte.
    Und vielleicht war das beängstigender als die Mordlust der Fangs und die dubiosen Ziele seines Vater zusammen.

9. KAPITEL
    Und tot du bist, so jung und fein
    Hinter Cheyenne fuhr ich auf einen Lkw-Rastplatz. Es dämmerte noch nicht, aber ich brauchte eine Pause, musste mal aussteigen und meine Beine strecken.
    Der Rastplatz war klein, mit Dieselpumpen

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