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Besessen

Besessen

Titel: Besessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
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– ein weiteres gefährliches Anzeichen, das er zu ignorieren beschloss. „Du bist erst neunzehn?“
    „Wie alt bist du?“ Sie sah mit erschrockenen ernsten Augen zu ihm auf.
    Mittlerweile kannte er diesen Blick und zog seine Hand zurück. „Ich weiß nicht. Ich schätze, ich war so siebenundzwanzig, als ich ein Vampir wurde. Über die folgenden Jahre habe ich nicht Buch geführt. Es waren sieben Jahrhunderte, wenn das weiterhilft.“
    „Sieben …“ Sie würgte an dem Wort. „Ich dachte, ich wäre alt.“
    Er lachte laut auf, weil ihre unschuldige Feststellung so absurd war. „Kaum.“
    Mit einem Seufzer ließ sie eine Hand über den Wannenrand fallen und graziös durchs Wasser an seiner Seite gleiten. Ihre Finger kamen zentimeternah an ihn heran, und für einen Moment dachte er, sie würde ihn berühren. Sie tat es nicht. Er blickte in ihr Gesicht und versuchte ihre Absicht zu erraten, aber er fand kein Anzeichen von verstohlener Verführung oder nervöser Ängstlichkeit. Sie starrte auf die verrußte Steinwand, aber es war offensichtlich, dass sie nichts sah.
    „Wie kannst du vergessen, wie alt du bist? Freust du dich denn überhaupt nicht auf deinen Geburtstag?“ Sie legte ihre Hand auf die gerundete Kante der Badewanne, dabei immer noch mit den Fingern im Wasser spielend. Ein schlanker Finger strich über seine Rippen. Es kostete ihn alle Willenskraft, nicht zu zucken.
    „Ich weiß nicht, wann ich Geburtstag habe. Meine Mutter starb wenige Tage nach meiner Geburt. An einem Fieber. Mein Vater nahm eine neue Frau, die wusste nicht, an welchem Tag ich geboren war, und mein Vater hat es nicht protokolliert.“
    Mouse wandte ihm das Gesicht zu, sie wirkte den Tränen nahe. „Das ist so traurig.“
    „Nicht wirklich“, versicherte er. „Geburtstage bedeuteten damals nicht viel. Es gab nicht so viel Gefühlsduselei darum wie heutzutage.“
    „Du kannst immer noch einen haben“, bot sie euphorisch an. „Du nimmst einfach den Tag, an dem sie dich zurückgeholt haben. Oder den Tag, an dem sie …“
    „Lass uns nicht davon reden.“ Ihm war es einfach unangenehm, dass sie Kenntnis von seiner Vampirwelt bekam. Er wollte keines dieser besudelten, dreckigen Worte von ihren Lippen kommen hören und zwang sich zu einem Lächeln: „Ich habe gute Neuigkeiten.“
    Dass sie darauf nicht anbeißen würde, hatte er schon vorher gewusst. Um ihre Hoffnung zu wecken, müsste er ihr schon die zerschmetterten Leichen der Fangs präsentieren. Aber dann konnte sie der Versuchung doch nicht widerstehen. „Was denn?“
    „Als ich letzte Nacht mit der Vampirfrau sprach, sagte sie, dass sie uns mehr Verpflegung beschafft.“ Besorgt blickte er auf seinen mageren Bauch. Er musste seine Nahrungsaufnahme überwachen, aber er könnte auch fett werden. Das war etwas, worüber er noch nie hatte nachdenken müssen.
    „Woher nehmen sie die Lebensmittel?“ Mouse’ Miene wurde besorgt.
    Was war mit ihr los? Wollte sie verhungern? „Ich weiß nicht. Vielleicht haben sie noch was hier. Das ist doch eineKirche. Gibt es hier keine Almosen für die Armen?“
    „Die Vorratskammer ist für die einkommensschwachen Familien der Gemeinde da.“
    „Ja, und die glauben, dass sie abgebrannt ist.“ Er runzelte die Stirn. „Mouse, uns bleibt nicht viel übrig.“
    „Mouse?“ Ein zögerliches Lächeln huschte über ihre Lippen. „Warum nennst du mich so?“
    Verdammt . Bisher hatte er sie noch nie anders als mit ‚du da‘ angesprochen. „Weil du mich an eine Maus erinnerst.“
    Eilig versuchte er, sich zu korrigieren, als er sah, wie tief gekränkt sie war. „Nicht körperlich. Aber du bist so still. Wenn du willst, dass ich dich …“
    „Nein. Nenn mich ruhig Mouse. Ich hatte noch nie einen Spitznamen.“ Ihr Lächeln blühte auf, als wüsste sie von einem Geheimnis, das er nicht kannte. „Es ist ein gutes Geburtstagsgeschenk.“
    Sie saßen in der Stille, das einzige Geräusch war das gelegentliche Tropfen aus dem Wasserhahn.
    „Ich habe ein schlechtes Gefühl dabei, das Essen anzunehmen.“ Sie sah ihm in die Augen. Etwas Neues funkelte da. Eine innere Flamme, die brannte, um die Hoffnungslosigkeit zu bannen, der sie vorher erlegen war. „Aber ich werde es trotzdem essen, denn jetzt ist Not am Mann.“
    „Oder an der Frau.“ Cyrus griff nach der Seife. „Es freut mich, dass du Vernunft annimmst.“
    Sie zuckte die Achseln. „Du hast versprochen, dass mir nichts passiert. Du bist das Beschützerähnlichste, was ich habe,

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