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Besessene

Besessene

Titel: Besessene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hayes
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nicht komisch, Katy, dass wir das gemeinsam haben?«
    Ich sah sie vernichtend an. »Nicht wirklich, Mum. Man nennt es schlicht und einfach Vererbung.«
    »Schon klar«, antwortete sie fröhlich und pustete in ihren Kaffee. »Was hat er denn genau erfunden?«
    »Keine Ahnung.« Ich zuckte mit den Achseln. »Ist ja schon einige Jahre her. Offenbar hat er wegen des allgemeinen Interesses an seinem Haus einen Artikel in der lokalen Zeitung geschrieben, aber sonst habe ich in Google nichts weiter auftun können.«
    »Hast du es mal in den Archiven versucht? Die meisten Zeitungen haben eins.«
    Mein Interesse war jetzt neu erwacht und ich setzte mich aufrecht hin, froh darüber, dass die Spur noch nichtkalt war. So schlecht ließ sich der Tag dann doch nicht an, denn Mum war lebendig wie schon lange nicht mehr. Ich hätte mir nur gewünscht, Nat würde sich bei mir melden, damit ich mich beruhigen konnte. Ich verschlang die Schoko-Eclairs, leckte mir die Finger ab und sagte zu Mum, dass ich jetzt in den Archiven forschen wolle. Mein Morgenmantel klaffte vorne auf und nur deshalb wurde mir bewusst, dass es schon drei Uhr nachmittags und ich noch nicht mal angezogen war.
    Dann saß ich startbereit an meinem Schreibtisch. Ich musste systematisch vorgehen. Thomas Winters öffentliche Entschuldigung war 2007 erschienen, also musste seine Kolumne früher publiziert worden sein. Ich klickte auf
Archive
und war erstaunt, wie leicht man darauf zugreifen konnte. Auf der Archivseite der besagten Lokalzeitung gab es einen kleinen Kalender für jeden Monat eines jeden Jahres. Die Zeitung erschien nur wöchentlich, was die Suche weiter abkürzte. Und dann fand ich ihn: einen kurzen Bericht über Thomas Winters Restaurierung von ›Martinwood‹ und seine Entdeckungen zum Leben im siebzehnten Jahrhundert. Die langweiligen Passagen darüber, wie man seinerzeit mittelalterliche Bautechniken kopiert hatte, überflog ich nur, verweilte dann aber auf der Mitte der Seite, wo es interessanter wurde.
    Ich begann die Bausubstanz des Hauses auseinanderzunehmen und legte etliche Gegenstände frei, die mich zu der Annahme führten, dass die Bewohner von ›Martinwood‹ offensichtlich das Bedürfnis verspürten, sich selbst und ihre Behausung vor unheilvollen Einflüssen zu schützen. Unter diesen Gegenständen befanden sich ein Kinderschuh

Symbol
für Glück und Geborgenheit zu jener Zeit
–,
verschiedene Kreuze, die man in die uralten Balken geschnitzt hatte, sowie Hufeisen, die den Teufel daran hindern sollten, in das Anwesen einzudringen, wie es die Legende berichtet. Bei der Demontage des Hauptkamins und des Schornsteins wurde ein verdeckter Sims oder eine Nische freigelegt, die sich etwa zwei Meter von der Feuerstelle entfernt befand. Dort entdeckte man einen kleinen Holzklotz, in den ein Name   – Greta Alice Edwards

und ein Auge hineingeschnitzt worden waren. Im Mittelalter wurde dem Schornstein eine große Bedeutung beigemessen, weil er eine Öffnung darstellte, durch die bösmeinende Geister in ein Haus eindringen konnten. Zweifellos war der Holzklotz für die Flammen bestimmt gewesen, was Teil eines Rituals zur Abwehr einer Person mit unheilvollen Absichten darstellte. Warum das Holz trotzdem nicht verbrannt ist, lässt sich heute nicht mehr sagen.
    Ich las mit angehaltenem Atem, denn dies bedeutete aller Wahrscheinlichkeit nach, dass der Holzklotz tatsächlich den Namen der real existierenden Hexe aus dem siebzehnten Jahrhundert trug. Falls das Ganze nicht lediglich ein Schwindel war. Ich bekam Stielaugen, während ich mich in die Geschichte vertiefte, und versuchte, nicht daran zu denken, dass dieser merkwürdige Mann sein Wissen dazu benutzt hatte, jedermann zu täuschen. Es gab noch einen Nachtrag, in dem stand, dass Thomas Winter das Kirchenregister des Ortes konsultiert und festgestellt hatte, dass besagte Person tatsächlich gelebt hatte. Sie wurde 1675 geboren, war 1691 gestorben und in St.Mary’s, einer Kirche aus dem 12.   Jahrhundert, beigesetzt worden.
    Ich sah aus dem Fenster. Draußen stand Luke im weißbestäubtenOverall und blickte zum Hausdach hinauf. Er hatte schon erwähnt, dass er seinem Vater bei Arbeiten am Haus half, und normalerweise hätte es mich ja auch interessiert, aber nicht heute. Ich senkte den Kopf, damit er mich nicht entdeckte und Steinchen gegen meine Fensterscheibe schleuderte.
    Eine kurze Suche nach »Martinswood« brachte nur das kleine Foto eines schwarz-weißen Holzhauses zutage,

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